Das beste Nachsitzen aller Zeiten
Patti Basler lud letzten Freitag ins Alte Schlachthuus zur Doppellektion Nachsitzen ein. So vergnüglich und unterhaltsam dürften die Besucherinnen und Besucher solche Extrastunden wohl noch nie erlebt haben.
«Satire ist nicht immer lustig, aber wahr» bemerkte Philippe Kuhn, musikalischer Begleiter am Flügel und Sidekick von Patti Basler zu Beginn treffend. So trifft Patti Basler auch immer wieder da, wo es wehtut — ins Schwarze, manchmal auch ins Tiefschwarze. Sie hält ihrem Publikum den Spiegel vor und versucht gar nicht erst zu verbergen, wie sie denkt. So stellt sie trocken und unverblümt fest, dass sie sich darüber wundere, dass sich die SVP über die Klimademos an den «Fridays for Future» enerviere. Schliesslich erhöhe jede verpasste Schulstunde die Wahrscheinlichkeit, dass jene Teilnehmerinnen und Teilnehmer dereinst zum Wählerkreis der SVP gezählt werden könnten.
Scharfzüngiger Humor
Mit ihrer «Hardware» füllt Patti Basler die Bühne aus, und das hat keineswegs mit ihrem Körper zu tun, der in ihrem Fall ja eher «Software» sei, wie sie mit viel Selbstironie und entwaffnend direkt sagt, sondern mit ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz. Patti Basler vermag die Bühne mit Worten zu füllen, ihre Wortspiele sind raffiniert, spitz, intelligent und von atemberaubendem Tempo. Die Frau hat nicht umsonst den Prix Walo und den Salzburger Stier gewonnen — einen der wichtigsten Preise für Comedy, Kabarett und Satire im deutschsprachigen Raum. Das Publikum ist gefordert und während man im einen Moment noch versucht, einem Gedankengang von Patti Basler zu folgen, fällt auf der Bühne bereits die nächste Pointe.
Slampoetry vom Feinsten
Bisweilen bleibt einem das Lachen aber auch im Hals stecken, dann etwa, wenn Patti Basler in bester Slampoetry-Manier aus der Perspektive der Erde spricht. Im Brief an uns Menschen heisst es, dass sie auch die Menschheit überleben werde, sie werde mit Sicherheit weiter bestehen, denn: «Ich habe schon Schlimmeres erlebt.» Nach hochverdientem Applaus lässt Patti Basler das Publikum anschliessend nur kurz in diesem unguten Gefühl hängen. Denn schon folgt eine hochamüsante Geschichte aus dem Alltag. Sie erzählt davon, wie sie ihre Schwester einst ins Schwangerschaftsschwimmen begleitete. Die Geschichte, abgekürzt «Schwischwaschwö» (Schwimmen, schwanger, Schwöschter) genannt, trifft sogleich da, wo es guttut, die Schwere von eben verzieht sich wider und die Lachmuskulatur wird arg strapaziert — längst nicht nur dieses eine Mal an diesem Abend. Patti Basler beherrscht bissige Satire und gepflegten Blödsinn gleichermassen. Versöhnlich schreibt sie zum Schluss mit grossen Buchstaben das Wort «Gsünder» auf die Tafel. «Das ist wie ‹Sünde› ohne ‹Grrrrr...›».
Unschlagbar ist, wie Patti Basler mit dem Publikum interagiert. Schon bald werden mehrere Leute aus den ersten Reihen involviert, während des ganzen Abends mit ihrem Namen angesprochen und in das Programm integriert — eine nicht zu unterschätzende Improvisationsleistung.
Das Nachsitzen mit Patti Basler und Philippe Kuhn gestaltete sich nicht nur hochgradig amüsant, sondern auch ausgesprochen lehrreich. Patti Basler, welche bis 2013 noch selbst an der Sekundarschule unterrichtete, hätte man sich als Lehrerin gewünscht.