Burger bauen aus eigenem Holz

Im Blauner Forst wurden etliche Bäume geschlagen. Damit entstehen im Gebiet Tiefental in Blauen zwei Dreifamilienhäuser, die vollständig aus Holz gebaut sind.

Nach getaner Arbeit stellt sich das Team dem Gruppenbild (v.l.): Manuel Christ, Andy Schmidlin, David Schmidlin und Markus Schmidlin. Foto: Thomas Immoos

Das Kreischen der Motorsägen ist im Waldgebiet Flühmatt oberhalb von Blauen weitherum zu hören. Ab und an dröhnt der Motor eines Harvesters, der Holzerntemaschine. Ihre riesigen Greifarme scheinen die über dreissig Meter langen Bäume zu umarmen, heben sie an, als ob es sich nur um Streichhölzer handelt. Harvester-Fahrer Andy Schmidlin manövriert das Gefährt sicher durch das steile Gelände, sorgsam vorbei an Bäumen, ohne diese auch nur zu streifen geschweige denn zu beschädigen.

Vorsichtig sägen Förster und Forstwart die Bäume an, blicken in die vorgesehene Fallrichtung. Immer wieder wird mit der Säge die Kerbe nachjustiert, damit der Baum auch genau in die vorgesehene Lücke fällt. Stürzt der tonnenschwere Baum dann zu Boden, klingt es wie ein dumpfer Donner und der Waldboden vibriert für eine kurze Sekunde. «Hui», jubelt Markus Schmidlin nach vollbrachter Tat — und macht sich zum nächsten Baum auf.

Die gefällten Bäume werden mit der Kreissäge entastet, so dass sie danach wie übergrosse «Salzstängeli» rumliegen, bevor sie von Andy geholt und entlang des Waldwegs aufeinandergestapelt werden, wo sie für den Abtransport auf die weitere Verwendung warten. Andy ist nicht nur versiert im Umgang mit der erstaunlichen Maschine, sondern auch Burgerrat und Waldchef.

Revierförster Markus Schmidlin (aus Dittingen) und Forstwart Manuel Christ suchen sich derweil bereits den nächsten Baum aus. Gefällt werden gerade sieben Douglasien. «Dieser Nadelbaum ist bekannt dafür, bolzengerade emporzuwachsen», erläutert Markus Schmidlin. Er erreicht gut und gerne eine stattliche Höhe von 35 bis 40 Metern. Dabei ist dieses Waldgebiet Flühmatt gar noch nicht so alt: Bis Ende der Dreissigerjahre war hier eine Wiese, wie der Flurname verrät. Um den Eigenbedarf an Holz zu decken, wurde die Wiese nach 1937 aufgeforstet. Bis zum Kantonswechsel gehört der Wald als Staatswald dem Kanton Bern; heute ist er Eigentum der Burgergemeinde Blauen.

«Grund für die Baumfällaktion ist ein Bauvorhaben der Burgergemeinde», erzählt Burgerrat Sascha Bucher am letzten Samstag. Die Burgergemeinde plant, auf dem Areal des früheren Werkhofs, im Gebiet Tiefental, zwei Holzwohnhäuser mit je drei Wohnungen zu bauen — mit einem wunderbaren Blick auf die Blauen gegenüberliegenden Jurahügel.

Die Douglasien werden für die Fassade der beiden Häuser verwendet. Gefällt werden dann noch einige Buchen und Fichten, die für das Fachwerk, die Decken und andere Teile der Häuser Verwendung finden werden. Benötigt werden für die Bauten rund 35 Kubikmeter Douglasienholz, 450 Kubikmeter Buchenholz und 40 Kubikmeter Fichtenholz.

Zu hundert Prozent Schweizer Holz

Der grösste Teil des Holzes stammt aus dem Dittinger Forst. Einige Bäume werden aus Nenzlingen dazugekauft. «Jedenfalls», so der frühere Burgerpräsident Ruedi Schmidlin, «werden die Bauten zu hundert Prozent aus Schweizer Holz gefertigt. Gleich drei Generationen Schmidlin sind im Einsatz. Harvesterfahrer Andy wird von seinem aufgeweckten Sohn David begleitet, der stolz neben seinem Vater in der Führerkabine sitzt und das Geschehen aufmerksam verfolgt.

Mit Holz lassen sich inzwischen problemlos mehrstöckige Gebäude erstellen. In Blauen begnügt man sich mit zwei Dreifamilienhäusern, die im Laufe des nächsten Jahres erstellt werden sollen.

Das Team ist seit kurz nach sieben an der Arbeit. Um zwölf Uhr ist die Mittagspause angesagt. Vor der Forsthütte werden Würste grilliert, Fragen des Journalisten beantwortet und die Arbeit für den Nachmittag besprochen.

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