Aus dem Leben gegriffen

Gemeindeversammlungen folgen des Öfteren einer bestimmten Dramaturgie. Dass damit meistens nicht die Traktandenliste gemeint ist, zeigte Kabarettist Mike Müller letzte Woche in seinem Soloprogramm auf amüsante und eindrückliche Art und Weise auf.

<em>Erfahren: </em>Raoul Furrler alias Mike Müller führte durch seine letzte Gemeindeversammlung.<em> Foto: Melanie Brêchet</em>
<em>Erfahren: </em>Raoul Furrler alias Mike Müller führte durch seine letzte Gemeindeversammlung.<em> Foto: Melanie Brêchet</em>

Heute Gemeindeversammlung» prangte am Eingang zum Kulturzentrum Alts Schlachthuus auf einem Schild, das nicht zu übersehen war. Für einen kurzen Moment wähnte man sich im falschen Film. Hatte man doch Eintrittskarten für einen amüsanten Kabarettabend erworben und nicht für eine trockene Gemeindeversammlung. Dass man dann aber tatsächlich am richtigen Ort gelandet war, zeigte ein kurzer Blick in den Saal, der mit einem erwartungsfrohen Publikum prall gefüllt war – ein Zustand, wovon Gemeindevertreterinnen und -vertreter in der Realität in der Regel nur träumen können.

Nicht aber Raoul Furrler alias Mike Müller. Er durfte «seine» Gemeindeversammlung in Laufen vor vollem Haus durchführen. Und es wurde an jenem Abend auch deutlich mehr gelacht als normalerweise an Gemeindeversammlungen. In rund eineinhalb Stunden berichtete der Politiker rückblickend, wie es zu seiner unrühmlichen Abwahl als Gemeindepräsident kommen konnte. Zu Beginn erklärte Raoul Furrler, dass er zur Politik gekommen sei, wie die Jungfrau zum Kind: nämlich lustvoll. Nachdem aufgeflogen war, dass er sich als Stimmenzähler, das eine oder andere Mal, mit Absicht verzählt hatte, um so zum gewünschten Resultat zu kommen, musste er sich als Gemeinderat aufstellen lassen. Während seiner Karriere hatte er sich anschliessend mit allerhand Problemen und Problemchen herumzuschlagen. Vornehmlich mit dem Zuzüger Habegger, der «noch an jeder Gemeindeversammlung einen neuen Vorstoss oder Wiedererwägungsantrag gebracht hat».

An seiner schicksalhaften, letzten Gemeindeversammlung musste sich Raoul Furrler alias Mike Müller aber nicht nur mit diesem einen Nörgler beschäftigen, sondern auch mit der Einbürgerung eines zu gut integrierten Ausländers und einer fragwürdigen Umzonung im Zuge einer Gemeindefusion, die ihm nach der Vertrauensfrage schliesslich den Gemeinderatskopf kostete.

Was Mike Müller in seinem neusten Programm leistet, ist schlicht grossartig. Alleine und mit einfachsten Hilfsmitteln (zwei Stühle und Licht) erweckt der Solothurner, seine verschiedenen Charaktere zum Leben und unterhält sein Publikum auf intelligente Art und Weise.

Ob der Vorschlag von Mike Müller allerdings, Laufen mit Röschenz oder Breitenbach zu fusionieren, beim Laufner Publikum im Schlachthuus auf offene Ohren stiess, darf bezweifelt werden.

Weitere Artikel zu «Laufen/Laufental», die sie interessieren könnten

Trendwende in Sicht
Laufen/Laufental27.11.2024

Trendwende in Sicht

Die Gemeinde Grellingen hat einige Herausforderungen zu meistern. Die Gemeindeversammlung zeigte sich mit dem neuen Gemeinderat einvernehmlich und genehmigte…
Laufen/Laufental27.11.2024

Junge Talente geben sich fantastisch, bodenständig und unschuldig

Einmal jährlich kommen in der Galerie des Kulturzentrums Alts Schlacht­huus die jungen Künstlerinnen und Künstler zum Zug. Diesen Herbst sind dies Deborah Jeger…
Laufen/Laufental27.11.2024

Neue Ideen für die Umnutzung des Laufner Spitals

Der Verein Bezirksrat Gesundheit schaltet die Architektin Barbara Buser ein, um über die Zukunft des alten Spitals zu diskutieren. Der Stadtrat von Laufen…