Xaver Feigenwinter und eine Reise durch die vergangenen Jahrhunderte
Noch im Alter von 85 Jahren beschäftigt sich Theo Heimgartner leidenschaftlich mit der Reinacher Geschichte. Nun hat er ein neues Buch herausgegeben.
Jenen Menschen, die mit der Geschichte Reinachs vertraut sind, dürfte der Name Xaver Feigenwinter ein Begriff sein: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägte der Bauer das Dorf als Gemeindepräsident und den Kanton als Landrat, Kriminalrichter und Genossenschaftsgründer. Theo Heimgartner, der bereits eine ganze Reihe an Büchern zur Geschichte Reinachs verfasst hat, widmete sich in seinem neusten Werk unter dem Titel «Xaver Feigenwinter – Volkskundler und Poet» einer anderen Seite des umtriebigen Reinachers: «In meinem Buch stelle ich zwei Texte Feigenwinters vor und kommentiere sie mit eigenen Anmerkungen und Gedanken», erzählt Heimgartner, der am kommenden Samstag um 15 Uhr sein Buch im Heimatmuseum vorstellen wird. Als Feigenwinter 1842 geboren wurde, war Reinach ein Kleinbauerndorf mit rund 1000 Einwohnern. Der Kanton Basel-Landschaft steckte in den Kinderschuhen und die Schweiz rang um die Bundesverfassung. Bereits mit 21 wurde er Reinacher Gemeindepräsident und erlebte etwa die Einquartierungen während des Deutsch-Französischen Krieges hautnah mit. Feigenwinter schrieb aber und unter anderem auch ein Festspiel anlässlich der 400-Jahr-Erinnerungsfeier zum Kampf am Bruderholz im Rahmen des Schwabenkrieges 1499. Heimgartners Buch ist also auch als eine kleine Reise durch die vergangenen Jahrhunderte zu verstehen, dabei liest es sich leicht und anekdotenreich: «Es war mir wichtig, kein rein wissenschaftliches Werk vorzulegen.»
Eng mit Reinach verbunden
Heimgartner hat sich schon mehrfach mit der Reinacher Geschichte beschäftigt: 2017 veröffentlichte er das sehr lesenswerte und anschauliche Buch «Wie Reinach sein Wasser suchte», in welchem er die Geschichte des Wasserwerks Reinach und Umgebung genau unter die Lupe nahm. Zwar wurde er im Basler Gundeldingen geboren, doch zügelte die Familie nach Reinach, als er vier Jahre alt war. «Wir wohnten an der Baslerstrasse, waren katholisch und hatten bald Anschluss», erzählt Heimgartner. Auch sein Vater war für Reinach kein unbeschriebenes Blatt, war er doch Initiant des Reinacher Gartenbades. Heimgartner arbeitete als Lehrer an der Sekundarschule Reinach und schloss währenddessen sein Geschichtsstudium ab. Nach einer weiteren Anstellung als Lehrer wurde er Geschäftsführer beim Schweizerischen Samariterbund, weshalb er seinen Wohnsitz von Reinach nach Olten verlegte, wo er noch heute wohnt.
Nach der Pensionierung endlich wieder Zeit für Geschichte
Seit 22 Jahren lebt Heimgartner in Pension und die freie Zeit hat bei ihm ältere Ambitionen geweckt: «In meiner Zeit beim Samariterbund hatte ich keine Zeit für Geschichte. Erst seit der Pensionierung habe ich wieder damit begonnen, historische Forschung zu betreiben.» Dabei interessiere ihn Reinach besonders, «weil es der Ort ist, wo ich aufgewachsen bin und lange gelebt habe.» Dass er jetzt in Olten wohnt, bereut er aber keineswegs: «Man lebt hier recht ordentlich. Es gibt ein gutes Gastspieltheater, gute Konzerte und Cabarets. Gleichzeitig ist man schnell im Wald.» Auf die Frage, ob er noch weitere Projekte verfolge, sagt Heimgartner: «Nein! Ich denke bei jedem, es könnte das letzte sein. Schliesslich bin ich 85 Jahre alt. Im Moment bin ich ausgeschossen.» Immerhin: Wenn er morgens und abends mit seinem Hund spazieren geht, kommen ihm kleine Gedanken und Geschichten in der Sinn, die er aufschreibt und jeweils am Ende des Jahres zu einem Band zusammenfasst. «Hund sei Dank» heissen die gesammelten Werke.
Vernissage «Xaver Feigenwinter – Volkskundler und Poet»: Sonntag, 13. November, 15 Uhr im Heimatmuseum Reinach