Wilde Jungs üben den fairen Umgang untereinander

Die Elternbildung Reinach organisierte zwei Kurse für Buben, in denen sie lernten, in Konfliktsituationen besser zu agieren und ihr Selbstwertgefühl zu stärken.

Ohne fiese Tricks: Faires Kräftemessen zwischen Knaben.  Foto: Tobias Gfeller
Ohne fiese Tricks: Faires Kräftemessen zwischen Knaben. Foto: Tobias Gfeller


Tobias Gfeller

Oft sind sie wild, brauchen Bewegung und loten ihre Grenzen aus. Das Duell mit dem Kumpel, das immer mal wieder in einem Spasskampf endet, suchen sie bewusst. Diese Beschreibung passt auf viele Buben im Alter zwischen acht und 13 Jahren. Was früher als normal galt, wird heute oft mit «Verhaltensauffälligkeiten» umschrieben und sogar versucht, diese zu therapieren. Dabei sind diese Ausprägungen vom männlichen Geschlecht normal. An diesem Punkt setzt der Zürcher Alexander Michel an. Er ist Soziokultureller Animator und Anleiter für Kampfspiele und leitete am Samstag die beiden Kurse in der Turnhalle Lochacker. Vormittags waren die bis Zehn-jährigen an der Reihe, nachmittags die Älteren. Die Übungen unterschieden sich indes kaum.

Gegenseitiges Messen
Es geht dabei um Respekt, Fairness, die Selbstwahrnehmung und die Wahrnehmung des Gegenübers. «Anstatt dies auf Stühlen sitzend zu predigen, versuchen wir den Jungs diese Attribute in der Bewegung zu vermitteln», erklärt Michel das Konzept des Vereins «Respect». «Selbstbewusste Jungs sind starke Jungs. Und starke Jungs werden seltener Opfer und brauchen weniger Gewalt», lautet eines der Mottos. An diesem Samstagmorgen sind 14 Buben in der Turnhalle. Sie sind motiviert, strahlen Freude aus und sind allesamt grundverschieden. «Dies ist kein Kurs nur für wilde Jungs», sagt dazu der Übungsleiter. Es kommt deshalb auch schon mal vor, dass einer bei einem Spiel aussetzt, weil dieses ihm zu wild ist.

Die Spiele, die Michel als Kampf beschreibt, sind Duelle, bei denen sich die Buben gegenseitig messen. Dabei kommt es auf Kraft, Geschicklichkeit und Koordination an. Viel wichtiger als der Sieg ist jedoch die Art und Weise, wie sich die Kontrahenten verhalten. Es muss fair zu und her gehen. Michel predigt immer wieder, dass jeder selber erkennen muss, wenn er nicht fair gespielt hat. Dieser Aufforderung gehen die Buben fast in jeder Situation nach. Als kleine «Strafe» machen sie drei Liegestützen. Ob diese perfekt ausgeführt werden, ist Nebensache, geht es doch primär um die Einhaltung der Regeln.

Prämisse des Respekts
Beim Duell auf dem Boden versuchen sich die beiden Kontrahenten, Rücken an Rücken, gegenseitig über die Linie zu scheiben. Auf der Turnbank muss der Gegenüber mit einer Hand aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Bei den Buben ist der Ehrgeiz spürbar. Trotzdem halten sie die Prämisse des Respekts und des Miteinanders statt Gegeneinanders meistens ein. Am Ende des Kurses führten sie die gelernten Übungen und Spiele ihren Eltern vor.

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