Wider die Anonymität
Beim 57. Reinacher Banntag war alles wieder bestens: das Wetter, die Stimmung und die Organisation. So war das traditionelle Familienfest auch 2014 ein Erfolg.
Axel Mannigel
Fangen wir mit dem Wetter an. Denn dieses ist ja bekanntlich für alle Wanderer und Spaziergänger von elementarer Bedeutung. «Wir haben traumhaftes Wetter für einen Banntag», freute sich Bürgerratspräsident Peter J. Meier. Wie also war es nun? Sonnig, wolkig, mal heiss, mal kühl. Für die Banntägler perfekt. Diese waren denn auch zahlreich und bunt gemischt am Auffahrtstag erschienen: Rund 900 Junge, Alte, Kinder (teils im Wagen), Sing-les, Paare und Familien hatten sich entweder am Morgen beim Tierpark (Ganztagesrotte) oder am Mittag beim Bürgergemeindehaus (zwei Halbtagesrotten) auf den Weg rund um Reinach gemacht. Oder sie kamen einfach nur zum Fest auf der Banntagswiese in der Reinacher Heide, wo sie von der Zunft zu Rebmessern in bewährter Weise verköstigt und von der Musikgesellschaft Konkordia Reinach unterhalten wurden. Und natürlich gab es wie immer sowohl während des Marschs als auch auf der Festwiese genügend Gelegenheit zu plaudern, sich kennen zu lernen und Beziehungen zu pflegen.
Zusammenwachsen
«Wir leben heute in Zeiten der Anonymität», erklärte Meier den Hintergrund, vor dem der Banntag 2014 stattfand. «Viele leben nebeneinander, ohne sich zu kennen. Mit dem Banntag kommen die Menschen raus und haben Gelegenheit, sich zu begegnen.» Das galt nicht nur für die Reinacher selbst, sondern auch für Gäste aus anderen Gemeinden und sogar aus Deutschland. Während in früheren Zeiten mit dem Banntag kontrolliert wurde, ob die Grenze noch die alte ist oder ob Grenzsteine versetzt wurden, wird heute gefeiert. Geblieben ist der Gemeinschaftsgeist, der – darauf lassen die Teilnehmerzahlen schliessen – ansteckend ist. Gemeinsam eine Grenze abzulaufen schafft Identität. «Es geht darum, zusammenzuwachsen», fasst André Sprecher, Zunftmeister der Hoggemässer, Sinn und Nutzen des Banntags zusammen.
Ganz normal
Eine, die mitgelaufen ist, und zwar den ganzen Weg, war Bürgerrätin Daniela Grieder. Zum zweiten Mal nach 2013 führte sie die Ganztagesrotte an und war auch dieses Jahr ganz begeistert vom Marsch. «Wir hatten ein gutes Tempo und sind nicht auseinandergerissen worden», erzählte die Fahnenträgerin gut gelaunt nach Ankunft auf der Banntagswiese. «Natürlich sind die Kinder immer mal wieder vorgerannt und nicht hinter der Fahne geblieben. Aber das gehört dazu», lachte Grieder. Auch dass es aufgrund von Baustellen nicht immer haargenau an der Grenze entlanggehen konnte, störte die Kulturverantwortliche nicht: «Das ist doch momentan in Reinach ganz normal.» Ebenso normal waren die Fragen des Wettbewerbs. Denn die, so Bürgerratspräsident Meier, würden genau so in einem Einbürgerungsgespräch gestellt. Dass sie zu beantworten waren, bewiesen die drei Gewinner, die – Ironie des Banntags – sämtliche nicht aus Reinach kamen.