«Wenn wir eine Aktion machen, endet diese nicht an der Gemeindegrenze»

Seit dem 12. März ist Lucas Wyss (50) aus Oberwil Präsident des hiesigen Gewerbevereins. Das «Wochenblatt» sprach mit dem Informatik-Ingenieur über seine Ziele, den Standort Reinach und über seine gesellige Seite.

Reduziert sein Arbeitspensum auch für kmu Reinach: Lucas Wyss im Reinacher Büro seiner Firma Sowacom. Foto: A. Mannigel
Reduziert sein Arbeitspensum auch für kmu Reinach: Lucas Wyss im Reinacher Büro seiner Firma Sowacom. Foto: A. Mannigel

Axel Mannigel

Wochenblatt: Herr Wyss, Sie sind seit Mitte März im Amt. Was ist bis jetzt schon passiert?
Lucas Wyss: Ehrlich gesagt, ich konnte mich noch gar nicht richtig einarbeiten. Zum einen habe ich bei den Landratswahlen 2015 auf der Liste der Grünen mitgemacht, zum anderen bin ich noch Mitglied der Gemeindekommission in Oberwil, wo ich mit meiner Familie wohne. Dieses Amt werde ich jedoch Mitte Jahr niederlegen, damit ich mich mehr aufs Geschäft und auf den Verein kmu Reinach konzentrieren kann. Auch meine Tätigkeit im Verwaltungsrat der InterGGA habe ich inzwischen beendet. Aktiv bleibe ich noch in der Dorfpartei «Neue Liste Oberwil» und bis auf Weiteres auch im Vorstand des Gewerbevereins Oberwil und Biel-Benken, wo ich die Funktion des Sekretärs innehabe. Aber die Doppelbelastung ist nicht so hoch und gut machbar.

Was reizt Sie an der Tätigkeit als Präsident von kmu Reinach?
Lucas Wyss: In Oberwil bin ich 2006 mehr oder weniger über Kollegen in den Gewerbeverein reingerutscht. Jetzt in Reinach, wohin ich 2014 mit meiner Firma Sowacom gezogen bin, finde ich die Bandbreite an Unternehmen sehr spannend. In Oberwil haben wir mehr Kleingewerbe, in Reinach reicht der Bogen von lokal tätigen kleinen Betrieben bis hin zum international aktiven Big Player. Dafür investiere ich gern einen Teil meiner Freizeit, das interessiert mich. Manche dieser Firmen befinden sich zudem im Wandel. Da einen Einblick zu erhalten, quasi direkt in den Kern der Wirtschaft, das ist schon toll.

Wie bringen Sie das zeitlich alles unter einen Hut?
Lucas Wyss: Ich habe meine Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert, damit ich am Freitag genug Zeit für meine Nebenämter habe und das Wochenende frei für Familie, Freunde und Kollegen.

Welche Voraussetzungen bringen Sie für das Amt mit?
Lucas Wyss: Nun ja, theoretisch kann das jeder machen. Die Stichworte sind Networking, Motivation, eine gewisse Portion Ehrgeiz und Verlässlichkeit. Ich habe sicherlich gewisse Vorteile dadurch, dass ich über den Gewerbeverein Oberwil schon mit der Wirtschaftskammer Kontakt hatte. Ich habe viel gemacht bisher, bin mir für nichts zu schade und kann mich sowohl politisch als auch auf Vorstandsebene einbringen.

Welche positiven Erfahrungen haben Sie bereits mit Reinach gemacht?
Lucas Wyss: Mit der Einwohnergemeinde habe ich im Zusammenhang mit der InterGGA schon sehr gut zusammengearbeitet, insbesondere mit Urs Hintermann, Silvio Tondi und Peter Leuthardt. Mit der Gemeinde sind wir auch jetzt wieder aktiv. Zusammen wollen wir das Gewerbe motivieren, die Energiewerte der entsprechenden Gebäude zu verbessern. Die Besitzer können ihre Hallen und Büros untersuchen lassen. Gleichzeitig werden ihnen Einsparmöglichkeiten aufgezeigt. Das Geld, das sie dann dafür investieren, bleibt in der Region. So haben alle etwas davon: Die Gemeinde punktet als Energiestadt, unsere Mitglieder sparen und investieren ins lokale Gewerbe.

Was uns gerade zur nächsten Frage bringt: Was wollen Sie mit dem Gewerbeverein erreichen?
Lucas Wyss: Es geht mir vor allem um die Leitziele, die wir in den Statuten definiert haben. Das eine ist logischerweise die Förderung der Wirtschaft: im Namen aller Mitglieder den Nährboden zu verbessern. Zum anderen ist kmu Reinach ein Verein und kein Verband. Das Soziale und Gemeinschaftliche, sei dies ein Raclette-Abend oder ein Ausflug, zum Beispiel zum Spargel-Essen, bei dem das Networking und der Unter-uns-Gedanke gefördert wird, ist mir ganz wichtig. Das kommt sicher.

Und Ihre persönlichen Ziele?
Lucas Wyss: Ich bin da sehr zurückhaltend. Zurzeit muss ich schauen, welche Projekte es gibt und wer, wo involviert ist. Ich will alle meine Kollegen, die sich ja freiwillig im Verein engagieren, mit im Boot haben. Ich möchte, dass sie mit Freude dabei sind. Zu den Dingen, die ich jetzt in die Hand nehmen will, gehören die Verbesserung der Adressqualität und die Optimierung der Zahlen im Budget. Wer ist für Eintritte/Austritte zuständig, ruft jemand an, wenn ein Mitglied austritt, wird gefragt «Warum gehen Sie?» – das will ich alles wissen. Ich weiss, wie es im Leimental läuft, denn da haben die Gewerbevereine sehr enge Kontakte untereinander. Wenn wir dort etwas Gutes sehen, übernehmen wir das. Wir werden präsenter sein nach draussen, nicht über meine Person, sondern als Verein, medial und mit neuer Homepage.

Sie kommen nicht mit einer Agenda?
Lucas Wyss: Das geht nicht. Wir werden uns jetzt erst mal um unsere Mitglieder kümmern. Auch mit der Gemeinde muss Kommunikation stattfinden. Ich werde Kontakt mit den Gewerbevereinen der Nachbargemeinden aufnehmen, denn auch da funktioniert die Zusammenarbeit noch nicht so, wie ich mir das vorstelle. Wenn wir mal eine Aktion machen, endet diese ja nicht an der Gemeindegrenze. Koordination ist wichtig, denn unser Wirtschaftsraum geht doch bis nach Aesch, Dornach, Arlesheim und Münchenstein. Ich möchte, dass das stärker zusammenwächst.

Was machen Sie neben dem kmu Reinach und Ihrer eigenen Firma?
Lucas Wyss: In meiner Freizeit treffe ich gerne Kollegen und wir machen zusammen etwas Gesellschaftliches oder Sportliches – auch mit 50 noch. Ich bin in einem grossen Handballclub in Oberwil, spiele gern Tennis, fahre mit dem Mountain-Bike und kicke ab und zu. Ansonsten mache ich natürlich viel mit meiner Frau und meinen beiden Kindern im Teenager-Alter. Ich liebe das Soziale, ich bin kein Einzelkämpfer, kein verbissener Sportler. Mich findet man mit zwei, drei Kollegen gemütlich schwatzend und radelnd irgendwo auf der Strecke, mit einem Einkehrschwung im Grünen. Ich bin ein geselliger Typ, das kann ich immer.

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