Welchen Stellenwert hat das Englische?
Am Freitagmorgen präsentierte die Klasse M2d der Wirtschaftsmittelschule Reinach die Resultate einer interdisziplinären Projektarbeit (IDPA) zur Frage nach der Relevanz des Englischen in Alltag und Beruf.
Thomas Brunnschweiler
Die Präsentation im Zentrum kvBL, bei der auch Fachlehrer anwesend waren, basierte zur Hauptsache auf der Auswertung eines Fragebogens, der an der Wirtschaftsmittelschule Reinach, der Ecole supérieure de commerce in Delémont und dem Centro professionale commerciale (CPC) in Locarno verteilt worden war. Welche Bedeutung hat das Englische in der Nordwestschweiz, der Romandie und dem Tessin? Diese und andere Fragen versuchte die Klasse M2d mit ihrer Präsentation und einer dreiseitigen Zusammenfassung zu beantworten: ein verdienstreiches, aber auch schwieriges Unterfangen. Jonas Heinrichs moderierte zusammen mit Noemi Brunner, Inthusha Ginanasegaran und Timothy Maasberg, wobei das Selbstbewusstsein der Vortragenden die sprachliche Unschärfe oft zu überspielen wusste.
Ergebnisse …
Gemäss der Auswertung der – an wissenschaftlicher Statistik gemessen – kaum repräsentativen Ergebnisse hat das Englische innerhalb aller Landessprachen einen hohen Stellenwert. In der Deutschschweiz sei es nach Deutsch und der jeweiligen Muttersprache der Schülerinnen und Schüler zwischen 16 und 20 Jahren die wichtigste Sprache. Im Tessin und in der Romandie sei die zweitwichtigste Sprache das Deutsche. Der Gebrauch von Anglizismen wird in Reinach von 12 Prozent eher als negativ bewertet, im Gegensatz zur positiveren Bewertung in Locarno und Delémont. In einem Exkurs ging Jonas Heinrichs auf scheinbar englische Wörter ein, die keine sind (Handy) oder im englischsprachigen Raum etwas anderes bedeuten (Bodybag, Puzzle). Im Berufsleben gilt Englisch in Locarno als wichtiger als in Reinach oder in Delémont.
… und offene Fragen
Die Feststellung, dass zum Schulende in allen Sprachgebieten der Wissensstand in der ersten wie zweiten Fremdsprache etwa gleich sei, obwohl Lernbeginn und Stundenzahlen unterschiedlich sind, gab zu Rückfragen Anlass. Der Satz «Die meisten Schüler(innen) in allen Sprachregionen verwenden Englisch in ihrer Freizeit» bleibt wenig aussagekräftig, solange diese Verwendung nicht genauer definiert wird, und die Feststellung, dass «Deutsch weltweit eine wichtige Sprache ist und beinahe alles ins Deutsche übersetzt wird», ist schlicht falsch.
Quantitativ gesehen wird weltweit das Wenigste ins Deutsche übersetzt. Die Frage, weshalb das Französische trotz Nähe zu Frankreich bei uns unbeliebter ist als das Englische, wurde erst auf Nachfrage beantwortet. Aufschlussreich war das Fazit, wonach die Schülerinnen und Schüler der M2d beim heutigen Primat des Französischen als erster Fremdsprache bleiben wollen und das Englische eher als globale Kommunikationshilfe ansehen, die erst in der Sekundarstufe erlernt werden sollte. Die Präsentation hätte noch gewonnen, wären die Ergebnisse stärker relativiert worden, die zwar Trends angeben, aber die komplexe Realität der Schweiz nicht repräsentieren können.