Was kreucht und fleucht im Buchloch?

Ein Team von Biologen untersucht zurzeit Flora und Fauna im Areal Buchloch, wo dereinst gebaut werden soll. Den Auftrag dafür hat die Gemeinde Reinach erteilt.

Mauerbiene: Die Wildbienenart ist im Naturschutzgebiet heimisch.

Mauerbiene: Die Wildbienenart ist im Naturschutzgebiet heimisch.

Suchen nach Wildbienennestern: (v. l.) Meret Halter, Dominik Hügli und Lukas Merkelbach. Fotos: Fabia Maieroni

Suchen nach Wildbienennestern: (v. l.) Meret Halter, Dominik Hügli und Lukas Merkelbach. Fotos: Fabia Maieroni

Verlassen, aber gut in Schuss: Die alte Villa auf der Bauparzelle im Buchloch ist noch fast unversehrt – durch die Fenster ist sogar noch die Einrichtung zu sehen.

Verlassen, aber gut in Schuss: Die alte Villa auf der Bauparzelle im Buchloch ist noch fast unversehrt – durch die Fenster ist sogar noch die Einrichtung zu sehen.

«Das Buchloch ist doch ein kaltes Schattenloch, warum sollte man hier wohnen wollen?», sagt eine Spaziergängerin, die zufällig vorbeiläuft. Lukas Merkelbach lächelt und erklärt, dass ihn diese Frage momentan nicht beschäftige. Viel mehr wolle er herausfinden, welche Pflanzen, Insekten, Amphibien, Vögel und Säugetiere auf der Bauparzelle und deren Umgebung leben. An jenem sonnigen Mittwochmittag steht der Biologe deshalb ausgerüstet mit Fangnetz und Schmetterlingsführer im Naturschutzgebiet, das nahe der Bauparzelle liegt. Sein Ziel: eine Bestandesaufnahme.

Ein politischer Dauerbrenner

Der Inhaber der «MerNatur Naturschutzbiologie GmbH« hat den Auftrag für ein sogenanntes Naturschutzinventar von der Gemeinde Reinach erhalten. «Es war für das Areal schon immer vorgesehen, das bestehende Naturschutzinventar aus den 80er-Jahren zu aktualisieren. Bisher sollte dies nach der Quartierplanung, aber vor der Eingabe des Baugesuchs zur Überbauung des Buchlochs erfolgen. Aufgrund der Vorgeschichte, der neuen Rahmenbedingungen von Seiten Kanton sowie eines aktuellen Rechtsstreits hat der Gemeinderat letztes Jahr entschieden, das Naturschutzinventar vorgängig auszulösen», erklärt Katrin Bauer, Leiterin Raumplanung, Umwelt und Kataster auf Nachfrage vom Wochenblatt. Das Buchloch-Areal am Waldrand beschäftigt die Reinacher Stimmbevölkerung schon seit dessen Einzonung Anfang der 50er-Jahre. Insgesamt sieben Mal musste sie deswegen bereits an die Urne – das letzte Mal vor einem Jahr. Aber auch dieser Quartierplan, der fünf ovale Baukörper mit rund 40 Wohnungen vorgesehen hätte, wurde abgeschmettert. Reinach tut sich offenkundig schwer mit einer Überbauung so nahe am Naturschutzgebiet.

Das Naturschutzinventar soll eine Grundlage für den nächsten Quartierplan bilden. «Schutzobjekte müssen mit Bestimmungen über Schutzziele und Pflegemassnahmen sowie über den Vollzug, die Zuständigkeit und die Finanzierung im Quartierplan erfasst werden», so Bauer.

Empfehlung für die Gemeinde

Biologe Lukas Merkelbach will sich in die politischen Entscheide indes nicht einmischen. «Wir setzten uns nicht für oder gegen eine Überbauung ein. Unsere Aufgabe ist es, der Gemeinde eine Empfehlung im Umgang mit dem Areal aufgrund unserer Ergebnisse zu präsentieren.» Zusammen mit seinen Mitarbeitenden Dominik Hügli und Meret Halter wird Merkelbach dazu in den kommenden Monaten eine umfangreiche Liste anfertigen. Dort werden auch die Arten nach Gefährdung und Besonderheit gewichtet.

Mehrere Male pro Monat werden die Biologen dazu durch das Gebiet streifen. «Um ein möglichst umfassendes Bild der Flora und Fauna zeichnen zu können, müssen wir Pflanzenarten und ihre Häufigkeit bestimmen, Vogelreviere ausmachen, Tagfalter und Wildbienen bestimmen, kleine Wasserlebewesen – sogenanntes Makrozoobenthos – zählen und mit Hilfe von Wildtierkameras herausfinden, welche Säuger sich im Gebiet aufhalten.» Die Tiere im Buchloch sind mobil und haben grosse Reviere. Deshalb haben die Biologen für ihre Aufnahmen ein Gebiet markiert, das etwa sechs Hektaren umfasst.

Die Arbeit auf dem Feld erfordert Geduld und Geschick. Um Insekten zu fangen und anschliessend zu bestimmen, verwenden die Biologen unter anderem Fangnetze. Meret Halter schwingt Letzteres gekonnt durch die Luft und ist nach kurzer Zeit erfolgreich. Sachte sucht sie im feinen Netz nach dem kleinen Tierchen und schiebt es vorsichtig in ein Plastikgläschen. Ein kleiner Schwamm sorgt dafür, dass das Insekt drin bleibt, ohne sich zu verletzen. «Das ist eine Osmia, eine Mauerbiene», sagt Halter. Nachdem sie die Biene bestimmt hat, darf diese weiterfliegen.

«Grün» ist nicht immer gutes «Grün»

Auf dem Mergelweg, der zwischen einer grünen Wiese und dem Bauareal Buchloch entlangführt, macht Merkelbach unvermittelt Halt, als er Vogelgezwitscher hört. «Das ist ein Zaunkönigrevier», sagt der erfahrene Feldornithologe und zeigt auf einen Vogel. Dieser sitzt auf ­einem Baum, der in jenem verbuschten Gelände steht, das einst zum grossen Garten der heute verlassenen Villa auf dem Buchloch-Gelände gehörte. Das herrschaftliche Haus ist noch immer gut in Schuss. Aus der Form geratene Zierhecken und ein Zaun markieren die alten Gartengrenzen des Geländes. «Wir werden hier unter anderem untersuchen, welche invasiven Arten vorhanden sind. Denn diese nicht einheimischen Gartenpflanzen können dem Naturschutzgebiet sogar gefährlich werden, wenn sie sich unkontrolliert ausbreiten. Grün ist eben nicht immer auch gutes Grün», meint Merkelbach und ergänzt: «Natürlich kann es positiv sein, ein solches Gelände verwildern zu lassen, weil sich einige Pionierarten ansiedeln können. Allerdings wäre es in diesem Fall genau so wichtig, das Gebiet zu unterhalten, so dass sich Neophyten nicht ausbreiten.

Ihre Forschungsergebnisse werden die Biologen der Gemeinde im September vorlegen.

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