Von Sparsäuen und anderen Spassbremsen
Obwohl das diesjährige Sujet «Spaars(ch)au?» lautete, schöpften die Rynacher Fasnächtler am Samstag mit 57 Formationen und 859 Teilnehmern einmal mehr aus dem Vollen und sparten nicht mit guter Laune.
Axel Mannigel
Zum Glück lag der Wetterbericht falsch: Je näher der Start des Rynacher Fasnachtsumzugs kam, desto mehr zeigte sich die Sonne und blauer Himmel spannte sich über das bunte Treiben auf Reinachs Strassen. Das schöne Frühlingswetter und natürlich der Umzug selbst hatten unzählige Zuschauer in den Dorfkern und auf die neu gestaltete Hauptstrasse gelockt. 22 «Waage», 15 «Guggemusige», 5 «Clique» und 15 «Schissdräckzygli» standen bereit, um die Menschen mit fetzigen Klängen, witzigen Sprüchen, Räppli und viel Wurfmaterial zu begeistern. Gemäss dem Sujet 2015 ging es in etlichen Beiträgen immer wieder ums leidige Sparen. Aber auch andere Themen wie die Kantonsfusion, der Untergang des Hallenbads, das geplante Stadtfest und die BLKB-Bank im Leywald waren auf den Wagen zu sehen und zu lesen.
Sparen, protzen, klotzen
Zwar schickten die Nuscheli Waggis ihre plüschige Vorhut Nuscheli Kids voraus, doch die Grossen machten als zweite Formation des Umzugs gleich deutlich, was zu befürchten ist: «D Spaarwuet macht is Angscht und Bang. Gits unseri Fasnacht nimme lang?» Davon war jedoch am Samstag nichts zu sehen. Im Gegenteil: Selbst aus Deutschland waren mit dem Narrenbund aus der Reinacher Partnerstadt Ostfildern Gäste dabei. Ein paar Nummern später setzten die Behämmerte mit ihrem Rezept «Protze statt Spaare!» ein fulminantes Ausrufezeichen: «Dä Spaarwahn isch doch schlicht zum Kotze. Statt spaare wänn mir lieber klotze.» Geklotzt wurde auf jeden Fall auch von den diversen Guggenmusiken, die mit ihren eindrucksvollen Larven und Sounds für Stimmung sorgten. Und für alle Fälle war das Schissdraäckzygli Deluxe 09 eigens mit Krankenwagen vor Ort, um Reinach zu retten.
Neue Hauptstrasse, neues Weltbild
Unter dem Motto «Alte! Hesch e Blaggedde?» spannten die Gschrubte einen Bogen von der heutigen Jugendsprache über die Finanzierung der Fasnacht bis zu ihrem 20-jährigen Jubiläum. Die Waldgeischter hingegen feierten sich als Lion Kings of Baselland und freuten sich über die neue Hauptstrasse: «Ändlich isch si wieder gesund und rund um d Uhr lauft d Fasnacht rund.» Da durfte auch der Selfie-Hype nicht fehlen, zu dem die Nochwuchs Waggis Birsegg dichteten: «Suechsch e Selfie mittem Bloch, gohsch am Beste z’Aesch ins Loch.» Die Zämmegwirflete wiederum flanierten als eine international bekannte Frau durch Reinach: «Conchita, mit Bart und Pajette perse het uns e brandneus Wältbild gee.» Apropos Weltbild: «Hesch gescht no könne über Allah lache, kriegsch hüt vom Jesus eini bache», ergänzte das Schissdräckzygli Quer Bar. Diesen Job übernahmen am Samstag allerdings mehr als einmal die frech-sympathischen Waggis mit ihren Händen voll Räppli.