Singen für die Seele

Der Jodlerklub Reinach ist für den Förderpreis der BLKB nominiert. Der Verein ­will die Tradition fördern, kämpft aber mit abnehmenden Mitgliederzahlen.

«Wie eine Familie»: Neben dem Gesang sei auch der soziale Aspekt von grosser Bedeutung, sagt die Dirigentin Isabelle Marquis. Fotos: zvg

«Wie eine Familie»: Neben dem Gesang sei auch der soziale Aspekt von grosser Bedeutung, sagt die Dirigentin Isabelle Marquis. Fotos: zvg

Der Tradition verpflichtet: Den Jodlerklub begleiten auch Handörgeli.

Der Tradition verpflichtet: Den Jodlerklub begleiten auch Handörgeli.

Der Förderpreis der BLKB 2024 zeichnet Initiativen und Projekte aus, die regionale Identitäten bewahren und lokale Traditionen und Brauchtümer erlebbar machen. Unter den Nominierten ist neben dem Heimatmuseum Aesch (s. Wochenblatt vom 20. Februar) auch der Jodlerklub Reinach.

Jodeln verbinden die meisten eher mit Bergwelten und Chalet-Charme als mit Agglomerationsräumen. Der Alpengesang kam in den 60er-Jahren in Basel an. Damals zogen wegen der Arbeit bei der chemischen Industrie viele Familien vom Land in die Stadt. Sie brachten die Tradition des Jodelns in die städtische Gegend. Darunter war auch die Familie von Marcel ­Süess, der seit 18 Jahren den Jodlerklub Reinach präsidiert. «Der Verein ist wie ein zweites Kind für mich», sagt er. Selbstredend ist auch seine Frau Isabelle Marquis mit Herzblut dabei; sie dirigiert die Jodler. «Es tut einfach der Seele gut, wenn man singen kann», sagt sie. Probleme und Stress des Alltags gerieten dabei für einen Moment in Vergessenheit. Aus dem Jodlerklub entstünden aber auch enge Freundschaften: «Neben dem Gesang ist auch der soziale Aspekt von grosser Bedeutung», erklärt Marquis.

Gerade für ältere Menschen sei es wichtig, weiterhin Kontakte zu knüpfen und aktiv zu bleiben. «Wir akzeptieren uns gegenseitig mit unseren Ecken und Kanten.» Der Jodlerklub sei sehr verbunden mit Reinach und mache viel für die Gemeinde und ihre Bevölkerung, ist Marquis überzeugt.

Jodlerchilbi: Seit 50 Jahren fester Programmpunkt

Der Jodlerklub zählt aktuell 16 Mitglieder mit einem Altersdurchschnitt von 55 Jahren. Die Mitglieder sind zwischen 23 und 82 Jahre alt. «Diese Durchmischung ist eine Bereicherung für alle Altersklassen», betont Marquis. Den Verein plagen allerdings Sorgen um den Nachwuchs. Denn neue Mitglieder zu finden, sei schwierig. Die meisten würden durch Auftritte auf den Jodlerklub aufmerksam. Jüngere ­Mitglieder zu finden, sei jedoch herausfordernd. Schweizer Traditionen würden nicht mehr so stark gewichtet werden wie in der Vergangenheit; somit ginge das Interesse am Jodeln verloren, sagt Marquis. Viele Jodlervereine hätten dasselbe Problem. Der Klub investiere jedoch viel Zeit in Werbung. Ein besonderes Highlight, bei dem sich der Jodlerklub präsentieren kann, ist die jährliche Jodlerchilbi. Dieses Projekt organisieren die Jodler seit über 50 Jahren. Die Veranstaltung bietet ein vielseitiges Programm mit Auftritten verschiedener Jodlerklubs, musikalischen Darbietungen und Instrumentalensem­bles. Und eben dieses Projekt wurde nun im Rahmen des Förderpreises 2024 der BLKB nominiert.

Sollte der Jodlerklub den Preis gewinnen, soll das Preisgeld in die Nachwuchssuche und die Jodlerchilbi investiert werden, sagt Süess. «Nächstes Jahr feiern wir unser 80‑Jahr-Jubiläum und da wollen wir ein grosses Fest veranstalten», erklärt ­Süess. Auch unabhängig vom Preis sei die Nominierung eine wertvolle Möglichkeit, neue Bekanntheit zu erlangen, ergänzt Marquis. Wer jetzt Lust bekommen hat, selbst die Stimmbänder einzusetzen, kann jeweils am Mittwoch um 20 Uhr bei einer Probe in der Aula des Weiermattschulhauses in Reinach reinschauen.

Und die nächste Jodlerchilbi ist auch schon geplant: Sie findet am 26. Juli auf dem Ernst Feigenwinter Platz statt.

Voten für den Jodlerklub

 

WOB. Das Publikumsvoting findet bis 16. März statt. Wer mit dem Förderpreis 2024 ausgezeichnet wird, wird im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im April bekannt gegeben. Voten kann man für den Jodlerklub Reinach über folgenden Link: voting.blkbstiftung.ch.

Für das Voting ist eine Handy­nummer nötig.

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