Schwimmbadsanierung: Einwohnerrat sägt den Sprungturm ab
Am Montag wollte der Einwohnerrat in Sachen Gartenbad der Argumen-tation des Gemeinderats nicht folgen. Angesichts hoher Investitionen entschied er sich fürs Sparen.
Axel Mannigel
Schon bei der ersten Lesung des Baukredits für das Gartenbad an der letzten Einwohnerratssitzung vom 16. März hatte Markus Huber, Vizepräsident der Sachkommission Bau, Umwelt und Mobilität (BUM), zum Mut zum Verzicht aufgerufen. Seit die Gesamterneuerung des Reinacher Gartenbads im Juni 2012 verabschiedet worden war, hätten sich die Zeiten und die finanzielle Situation der Gemeinde geändert. Heute blicke man etlichen hohen Investitionen über die nächsten Jahre entgegen. Das vom Gemeinderat für 11,3 Millionen Franken veranschlagte Sanierungsprojekt passe da einfach nicht ins Bild, ja ein so hoher Betrag erscheine gar verschwenderisch. Deshalb bleibe die BUM bei ihrer Position – also bei einem reduzierten Investitionsbedarf von 8,4 Millionen Franken.
Diesem Betrag hielt der zuständige Gemeinderat Paul Wenger einmal mehr entgegen, er sei schlicht unseriös und mit den angestrebten Veränderungen im Gartenbad nicht realisierbar. «Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr und wählen Sie heute, was umsetzbar ist», rief Wenger den Einwohnerräten zu.
Viele Ideen, eine Lösung
Was schliesslich in den Bereich des Umsetzbaren fällt, wird sich erst zeigen. Über bestimmte Punkte im Erneuerungsprogramm wurde dennoch schon diskutiert, etwa über den Sprungturm. Noch hat das Gartenbad einen solchen, kann aber aus Sicherheitsgründen nur noch eingeschränkt genutzt werden. Ein neuer Turm mit separatem Sprungbecken würde mit 770 000 Franken zu Buche schlagen plus Zusatzkosten bei der Technik und den Honoraren. Eine sinnvolle Investition, welche das Bad, ja den Standort Reinach überhaupt, attraktiver machen würde, befanden die Gemeinde wie auch die Vertreter von SP und Grünen.
Letztere brachten noch den Vorschlag eines 10-Millionen-Franken-Kostendachs ein und Claude Hodel (SP) konnte sich vorstellen, dass namhafte Reinacher Firmen den Turm finanzieren, Namensnennung am Turm inklu-
sive. Rosmarie Wyss (BDP) fragte, ob das Volk nicht über zwei Versionen abstimmen könnte (kann es nicht), und Thierry Bloch (FDP) hätte die Vorlage gern zurückgewiesen und vom Gemeinderat überarbeiten lassen (zu spät). Allein, es brachte alles nichts: Sowohl das Kostendach als auch die Vorlage des Gemeinderates wurden mit deutlicher Mehrheit abgewiesen und stattdessen der BUM-Vorschlag akzeptiert.
Alter Werkhof günstiger saniert
Mit der Annahme der Sparversion hat sich der Einwohnerrat neben dem Verzicht auf den Sprungturm und die Wassererwärmung durch Solarenergie auch für eine Minimalsanierung des Restaurants entschieden. Gleichwohl wird es attraktive Neuerungen geben wie eine Rutschbahn und einen Strömungskanal. Und Sprungtürme gibt es schliesslich auch in den Gartenbädern von Aesch, Arlesheim und St. Jakob. Insofern ist der Entscheid fast schon eine Birsstadt-Lösung – wenn er denn tatsächlich zustande kommt. Das Reinacher Stimmvolk hat das letzte Wort und wird an der Urne über den Kredit entscheiden müssen.
Nach dieser Spardebatte konnte der Gemeinderat noch mit einer erfreulichen Nachricht aufwarten: Die Gesamtsanierung der Deponie Alter Werkhof verbrauchte nur rund 14,7 Millionen Franken statt der ursprünglich veranschlagten 17, 1 Millionen. Die anstehenden Projekte in Reinach werden davon profitieren.