Reinachs fleissigste Gutzi-Bäckerin

Am kommenden Mittwoch feiert der Reinacher Weihnachtsmarkt seinen 35. Geburtstag. Seit der ersten Stunde mit dabei ist Olga Kuzilek mit ihren selbst gebackenen Gutzi.

In der Backstube: Mit 80 Kilogramm Mehl stellt Olga Kuzilek für den Reinacher Weihnachtsmarkt 40 Guetzli-Sorten her.  Foto: Axel Mannigel
In der Backstube: Mit 80 Kilogramm Mehl stellt Olga Kuzilek für den Reinacher Weihnachtsmarkt 40 Guetzli-Sorten her. Foto: Axel Mannigel

Axel Mannigel

Ein Mietshaus in Reinach: Bereits im Treppenhaus riecht es nach frisch gebackenen Gutzi. In der Tür im ersten Stock steht Olga Kuzilek. Seit 1979 bäckt sie Jahr für Jahr feines Gebäck für den Reinacher Weihnachtsmarkt. Damals fing Kuzilek mit 20 Kilo Mehl an. Die Gutzi waren innerhalb von drei Stunden ausverkauft. Heute verarbeitet die inzwischen 67-jährige Hobby-Bäckerin rund 80 Kilo, aus denen sie in den zwei Wochen vor dem Weihnachtsmarkt über 40 Sorten zaubert.

«Es ist immer wieder schön, anderen eine Freude zu machen», verrät Kuzilek strahlend. Viele ihrer Kunden backen selbst, aber nicht mehr als vielleicht zehn Sorten. Bei Kuzileks Stand ergänzen sie dann ihr Sortiment um Varianten, die sie selbst nicht haben. «Aber es gibt auch diejenigen, die sagen ‹Danke, ich backe selber!›» Das tut Kuzileks Engagement keinen Abbruch. Im Gegenteil: «Ich probiere immer etwas Neues aus und experimentiere gerne.» Etwa mit neuen Geschmacksrichtungen und anderen Zutaten. Verwendete man früher noch gedörrte Früchte, finden heute Cranberries ihren Weg in die Gutzi.

Rezepte aus Tschechien
Direkt neben dem Wohnzimmer befindet sich die Küche, und es grenzt fast an ein Wunder, dass Olga Kuzilek in gefühlten vier Quadratmetern solche Mengen und eine derartige Vielfalt an Gutzii produziert. «Wenn man ein System hat, gehts prima», zwinkert die rüstige Weihnachtsbäckerin. Als Nächstes werden die gespülten Backförmchen abgetrocknet und versorgt. Danach schichtet Olga Kuzilek fertige Guetzli von den Blechen in schön verzierte Boxen. Schliesslich holt sie neuen Teig, den sie am Vormittag hergestellt hat, und wellt ihn aus. Dabei erzählt sie, wie sie 1968 von Tschechien in die Schweiz kam und in Reinach ein Zuhause fand. Der Kinderkrankenschwester gefiel es sehr in der Stadt vor der Stadt, und hier ist sie geblieben, bis heute. «Ich bin auch Bürgerin von Reinach», lacht sie mit einem gewissen Stolz in der Stimme. Aus Tschechien hat Olga Kuzilek viele Rezepte mitgebracht, die damals wie heute den Grundstock ihrer Gutzi-Produktion bilden. Die Renner sind jedoch Vanille-Gipfeli und Spitzbuben, von denen Kuzilek die vierfache Menge backt.

Guetzli made in Reinach
Um Mitte Dezember ein überzeugendes Gutzi-Angebot präsentieren zu können, beginnt Olga Kuzilek bereits im Januar mit der Planung. Im Sommer macht sie eigens Konfitüre zum Füllen der Gutzi und im Herbst konkretisieren sich die Pläne bis zur Herstellung. «Ich habe keine Langeweile», sagt die pensionierte Hobbybäckerin. Zwar ist ihr Mann vor fünf Jahren gestorben, doch ihre Tochter hilft ihr gerne, wenn sie vor Ort ist. Olga Kuzilek sieht sich suchend in der Küche um. «In Prag habe ich neulich einen Smiley-Ausstecher gekauft, jetzt muss ich zu den ausgestochenen Oberteilen noch Unterteile machen.»

Wenn sie nach dem Weihnachtsmarkt Ware übrig hat, finden diese immer einen Abnehmer, denn Kuzilek verschenkt gern. So kommen ihre Gutzi durch Freundinnen bis nach Finnland und in die USA. Mit dem einen Tag Weihnachtsmarkt in Reinach ist Olga Kuzilek sehr zufrieden. Auf mehr hat sie keine Lust. «Nach zwei Wochen backen muss ich raus aus der Küche. Sonst bleibe ich kleben.»

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