Quartierplan Jupiterstrasse an der Urne verworfen
Das Referendum gegen die Überbauung in Reinach Nord war erfolgreich. Die Berichte betreffend der Vorfälle im Asylheim dürften das Resultat begünstigt haben.
Der Quartierplan Jupiterstrasse ist am vergangenen Sonntag an der Urne knapp gescheitert: 52,4 Prozent der Stimmenden lehnten den im vergangenen November im Einwohnerrat beschlossenen Quartierplan ab. Das Konzept der Überbauung hatte 3- bis 4-geschossige und zwei 8-geschossige Bauten mit insgesamt 89 Eigentumswohnungen vorgesehen. Das Referendumskomitee kritisierte vor allem die Mehrbelastung durch den Verkehr, «welcher die Wohn- und Lebensqualität im Quartier massiv tangieren würde.»
Weiter erregten die beiden geplanten Hochhäuser die Gemüter der Anwohner – diese würden sich ästhetisch nicht ins Quartier einfügen. «Es ist nach dieser langen und intensiven Zeit eine Genugtuung, den Sieg davontragen zu können», sagt Nicole Wehrli vom Referendumskomitee. Ihren Sieg führt Wehrli allgemein auf das Unbehagen der Bevölkerung angesichts der hohen Zahl an Quartierplänen in ganz Reinach und auf die Geschwindigkeit, mit der diese vorangetrieben würden, zurück. Aktuell wird etwa die Quartierplanung Schönenbach, die 144 Wohnungen sowie Dienstleistungs- und Geschäftsnutzungen vorsieht, von der Kommission des Einwohnerrates für Bau, Umwelt und Mobilität BUM beraten.
In Reinach Nord werden in näherer Zukunft weitere Überbauungen wie Oerin und Stockacker entstehen. Deshalb fordert das Referendumskomitee bei einer Neuprojektierung Jupiterstrasse eine Beurteilung der Verkehrssituation für ganz Reinach Nord und die angrenzende Gemeinde Münchenstein. Für Wehrli ist klar: «Würde ein neues Konzept ähnliche Vorzeichen aufweisen wie der eben abgelehnte Quartierplan, wäre ein neues Referendum sicher denkbar. Es ist aber wohl nicht im Interesse der Bauherrin, nochmals eine Abstimmung zu verlieren.»
Kritik an BaZ
Gemeindepräsident Urs Hintermann dagegen bedauert das Ergebnis: «Es wäre ein gutes Projekt gewesen. Es ist schade, dass es uns nicht gelungen ist, eine Mehrheit davon zu überzeugen.» Weiter vermutet Hintermann, dass «die Kampagne der BaZ betreffend der Vorfälle im Asylheim» ihren Beitrag zum Abstimmungsresultat geleistet habe: «Da wurde viel Vertrauen in uns zerstört und es braucht Arbeit, dies wieder aufzubauen.» Vielleicht hätten deshalb einige dem Vorwurf des Referendumskomitees geglaubt, der Gemeinderat würde bezüglich der Mehrbelastung durch den Verkehr Daten zurückhalten. Da sich das Areal im privaten Besitz befinde, liege es nun am Grundeigentümer, zu entscheiden, wie er weiter vorgehen will: «Wir werden in Kürze mit ihm zusammensitzen. Das Areal ist Bauzone und es braucht zwingend einen Quartierplan, um dieses zu überbauen.»
Die Abstimmung vom Sonntag habe keinen Einfluss auf weitere anstehende Quartierpläne: «Bei der Entscheidung am Sonntag ging es um den Quartierplan Jupiterstrasse und nicht um die bauliche Nutzung in Reinach generell», so Hintermann. In den letzten Jahren seien in Reinach zwei Quartierpläne abgelehnt worden, gleichzeitig aber ein halbes Dutzend angenommen worden. Zudem hätten sich auch die Reinacherinnen und Reinacher in einer eidgenössischen Abstimmung zum Raumplanungsgesetz klar für die verdichtete Bauweise ausgesprochen: «Deshalb gehe ich davon aus, dass wir nach wie vor den Auftrag der Bevölkerung haben, unser Bauland gut und umsichtig zu nutzen.» Auch bei weiteren Quartierplänen werde die Gemeinde darauf achten, dass «die Nutzung angemessen und die Verträglichkeit mit dem Quartier gegeben ist.»