Nordisches Licht und Wiener Charme in Reinach

Das Konzert des Orchesters Reinach verzauberte das Publikum in der St.-Nikolaus-Kirche. ­Besonders lange fiel der Applaus für den 17-jährigen talentierten Solohornisten Kai Blatter aus.

Herausragender Solist: Kai Blatter zeigte einen makellosen Ansatz und sichere Intonation. Foto: Thomas Brunnschweiler
Herausragender Solist: Kai Blatter zeigte einen makellosen Ansatz und sichere Intonation. Foto: Thomas Brunnschweiler

Das Orchester unter Giorgio Paronuzzi durfte nach langer pandemiebedingter Pause am letzten Sonntag vor vollen ­Bänken aufspielen. Die Kleine Suite für Streichorchester des Dänen Carl Nielsen ist von der skandinavischen Romantik durchdrungen. Das Präludium ist dunkel und stimmungsschwanger, das Intermezzo formal ein Walzer, der an die Walzer der Streichserenaden von Dvořák erinnert. Vom zweiten Satz an war insbesondere das Violinen- und Bratschenregister in den hohen Lagen gefordert. Die Musik strömte wie helles skandinavisches ­Sonnenlicht in die Kirche. Im Finale beschliesst das Allegro con brio von grossem Überschwang das Werk. Das Orchester bewältigte die Suite dynamisch differenziert und mit Bravour, obwohl es vor allem in hohen Lagen spielen musste.

Für das Hornkonzert Nr. 3 in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart engagierte Paronuzzi den jungen Hornisten Kai Blatter, dessen musikalische Laufbahn im Alter von 7 Jahren begann. Mit 14 Jahren wurde er in die Talentförderklasse der Musikschule Baselland aufgenommen. Als ­Solist und Kammermusiker erspielte er sich musikalische Preise. Orchestererfahrung sammelte er unter anderem im ­Jugendorchester «Junge Sinfoniker Basel».

Ein Konzert für einen Wiener Käsehändler

Das dritte Konzert für Horn und Orchester von Mozart ist ein idealtypisches Hornkonzert der Klassik. Der Adressat des Konzerts war der Wiener Käsehändler Johann Leitgeb, der mit Mozart eine humorvolle Freundschaft pflegte. Bereits im Allegro zeigte Blatter einen makellosen Ansatz und sichere Intonation. Sein Instrument entwickelte einen warmen und sonoren Klang. Blatter meisterte auch die Kadenz mit grossem Tonumfang souverän. Musikforscher Alfred Einstein schrieb, beim Hören von Mozarts Hornkonzerten sei es so, «als ob plötzlich Türen und Fenster geöffnet würden und ein frischer Luftzug den Raum erfüllt».

Die Peer-Gynt-Suite Nr. 1 von Edvard Grieg war dem Publikum wohl bekannt. Es ist eine Programmmusik mit vier Stimmungsbildern. Das Arrangement für zehn Bläser von Paronuzzi war erst gewöhnungsbedürftig, hörte sich dann aber je länger desto besser an. Das Dezett wusste durch einen homogenen Gesamtklang zu gefallen. Die 29. Sinfonie A-Dur KV 201 von Mozart aus dem Jahr 1774 gilt als ein vorläufiger Höhepunkt von dessen Schaffen. Ungewohnt für damals setzt der Anfang des Allegro im Piano ein. Dirigent Paronuzzi schlug ein gutes Tempo an und liess den Spannungs­bogen nie abbrechen. Der zweite Satz, ein Andante, das mit einem Thema mit punktierten Noten beginnt, geht nach dem überraschenden Einsatz der Bläser zu Ende. Das Menuett ist durch eine marschartige Melodie mit punktierten Rhythmen geprägt und wird von ­einem Trio in E-Dur mit gebundener Melodielinie kontrastiert. Kennzeichnend für das Allegro con spirito sind schnelle, ­aufsteigende Tonfolgen («Mannheimer Rakete») und längere Passagen mit ­Tremolo.

Das Orchester Reinach erhielt wohlverdienten und langen Applaus. Es hat sich unter der kundigen Leitung von Giorgio Paronuzzi seit dem letzten Konzert nochmals steigern können.

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