Morgendämmerung für die Musikschule

Seit 18 Jahren hängt die Musikschule in der Luft: Nun möchte der ­Reinacher Einwohnerrat das Obrist-Haus kaufen, um die Schule unterzu­bringen.

Die Zukunft des Reinacher Musikschule liegt im Haus der ehemaligen Obrist AG an der Römerstrasse 50. Daran gab es anlässlich der Einwohnerratsdebatte am vergangenen Montag keinen Zweifel: Die Pläne des Gemeinderates, die Musik­schule Reinach an dieser Adresse unterzubringen, stiessen auf breite Zustimmung. Beim sogenannten Obrist-Haus handelt es sich um ein Bürogebäude, das nach dem Auszug der Firma anno 2014 zwischengenutzt wurde, aktuell leer steht und als einziges Gebäude auf dem Areal des Quartierplans Hinterkirch erhalten und als Dienstleistungsgebäude genutzt werden soll. Die dreigeschossige Liegenschaft verfügt über 1118 Quadratmeter Nutzfläche und ein grosszügiges Untergeschoss.

Für Diskussionen sorgte am Montag einzig die Frage, ob die Liegenschaft wie vom Gemeinderat vorgeschlagen nur gemietet oder gekauft werden soll: «Dem Gemeinderat ist die finanzielle Situation Reinachs wichtig, weshalb er eine Mietlösung vorschlägt», sagte die zuständige Gemeinderätin Béatrix von Sury (Mitte). Der jährliche Mietzins beläuft sich auf 340000 Franken, die Mietdauer beträgt insgesamt 25 Jahre. Danach könne das Haus immer noch durch die Gemeinde erworben werden, so die Idee des Gemeinderates. Damit zeigte sich eine überwiegende Parlamentsmehrheit nicht einverstanden: Die Liegenschaft solle von der Gemeinde gekauft werden, da für die Musikschule Planungssicherheit bestehe. Lucio Sansano, FDP-Einwohnerrat und Präsident der Planungskommission (Plako), sagte zudem: «Die Belastung durch die Rückzahlung eines Kredits, der bei einem Kauf aufgenommen werden muss, wird nach 30 Jahren knapp halb so hoch sein wie die Belastung durch einen Mietzins.» Der Einwohnerrat gab die Vorlage zurück an den Gemeinderat, der nun eine Kaufoption ausarbeiten wird.

Hochhaus aus Holz

Weiter hat der Einwohnerrat am Montag den Quartierplan Angensteinerplatz beschlossen: Das Bauprojekt besteht aus einem neuen, 52 Meter hohen Turm ­anstelle des heutigen Hochhauses beim Kreisel Landererstrasse, einem niedrigeren Gebäude vis-à-vis dem Coop und einer Umgestaltung des Angensteinerplatzes von einem Parkplatz in eine kleine Verweiloase mit Bäumen. Insgesamt 80 Mietwohnungen sind geplant. Im Erdgeschoss werden Flächen für Einkaufen und Dienstleistungsnutzungen erstellt.

Die betroffene Parzelle befindet sich seit 2019 im alleinigen Eigentum der UBS und ist aufgrund ihrer Lage am Eingang zum Dorfzentrum städtebaulich für Reinach von grosser Bedeutung. SVP-Einwohnerrat Adrian Billerbeck sagte: «Diese Vorlage hat Pioniergeist. Es entsteht eines der höchsten Gebäude der Schweiz, das aus Holz gebaut ist.»

Kritik kam von Einwohnerrätin Katrin Joos Reimer (Grüne): Sie monierte, es habe in Bezug auf das Verkehrsaufkommen keine Gesamtschau von den Quartierplänen «Angensteinerplatz» und «Im Zentrum» gegeben.

Dem widersprach Gemeindepräsident Melchior Buchs (FDP): «Es wurden Veranstaltungen durchgeführt, bei denen beide Quartierpläne zusammen betrachtet wurden.» Beim Quartierplan «Im Zentrum» soll etwa eine grosse Migros auf der gegenüberliegen Strassenseite und ein weiteres Hochhaus an der Ecke Angensteinerstrasse und Herrenweg entstehen, er befindet sich aber noch im Rückstand.

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