Mitwirkung gefragt: Wie soll der neue Stadtpark aussehen?

In einem partizipativen Prozess plant Reinach die Entwicklung des alten Dorffriedhofs in einen Stadtpark. Die Beteiligung der ­Bevölkerung ist hoch.

Mobiles Stadtpark-Büro: Die Zahl der Rückmeldungen aus der Bevölkerung habe die Erwartungen der Gemeinde übertroffen, sagt Gemeindepräsident Ferdinand Pulver. Foto: Tobias Gfeller

Nur wenige Personen halten sich an diesem Montagnachmittag auf dem Dorffriedhof auf. Der Verkehr von der Hauptstrasse ist nicht zu hören. Das pulsierende Leben scheint weit weg. Nur die Flugzeuge auf dem Südanflug wirken gerade überdurchschnittlich laut. «Wir hören die Flugzeuge so laut, weil es hier so ruhig ist», konstatiert Gemeindepräsident Ferdinand Pulver (FDP).

Im Rahmen der Planungen für den Stadtpark auf dem alten Dorffriedhof hinter der Kirche St. Nikolaus habe er in den vergangenen Wochen und Monaten viel Zeit hier verbracht, verrät Ferdinand Pulver. «Ich habe schon immer gewusst, dass dies hier ein sehr schöner Ort ist. Den wirklichen Wert habe ich aber erst in den letzten Wochen und Monaten realisiert.» Die Ruhe, das viele Grün, die mächtigen Bäume, die an heissen Tagen für Abkühlung sorgen, die zwitschernden Vögel und das Mystische der übrig gebliebenen Gräber, die teilweise sehr schön bewachsen und gepflegt sind, machen diesen Ort aus.

Diese Wertschätzung äusserten auch viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der öffentlichen Partizipation für den künftigen Stadtpark im Herzen von Reinach. Die Anzahl Rückmeldungen im Rahmen des mobilen Stadtpark-Büros, per Mail und über den physischen Briefkasten, haben die Erwartungen der Verantwortlichen der Gemeinde übertroffen, berichtet Ferdinand Pulver. Das zeige, wie viel das 5500 Quadratmeter grosse Areal den Menschen bedeutet.

Ruhe soll bewahrt werden

Gemeinderat und Verwaltung gingen offen und ohne konkrete Vorstellung in den partizipativen Prozess. Bei den zwei bisher durchgeführten öffentlichen Veranstaltungen mit dem Anhängerwagen als mobiles Stadtpark-Büro wurden diverse Themen angesprochen. Wie viele Eingänge braucht es für den Stadtpark? Welche Wege sollen erhalten, welche aufgehoben werden? Was passiert mit der Mauer um den Friedhof? Wie detailreich muss das Reglement sein, und braucht es sogar Öffnungszeiten? Soll der Park beleuchtet sein und wenn ja, wie stark?

Aufenthaltsqualität für die Menschen dürfe den Bedürfnissen der Natur und der Biodiversität nicht widersprechen, findet Ferdinand Pulver. In den bisherigen Rückmeldungen sei zu spüren, dass die Menschen die bestehende Ruhe bewahren möchten und die ursprüngliche Bedeutung des Ortes nicht in Vergessenheit geraten soll. 2026 werden die letzten Gräber aufgehoben. Einen belebten Ort mit Spielplatz und Grillstelle wird es also kaum geben.

Auch Bewahren und Erhalten benötigt Eingriffe

Pulver verspricht, dass sich die Gemeinde in der konkreten Planung mit den Landschaftsarchitekten an die Eingaben aus der Bevölkerung halten wird. «Klar ist aber auch, dass wir es nicht allen recht machen können. Das muss sich jede und jeder bewusst sein.» Auch der vorhandenen Ängste und Unsicherheiten, dass hier alles anders wird und viel Wert verschwinden könnte, seien sich die Verantwortlichen bewusst. «Das wird sicher nicht passieren», stellt der Reinacher Gemeindepräsident klar. Pulver erinnert daran, dass auch das Bewahren und Erhalten Eingriffe nötig mache. Von einer Umgestaltung spricht Pulver bewusst nicht. «Eher von einer behutsamen Weiterentwicklung.»

Naturinventar mit überraschenden Ergebnissen

Dass Reinach heute überhaupt die Möglichkeit hat, eine derart grosse Grünfläche mitten im Zentrum zu entwickeln, haben Bevölkerung, Politik und Verwaltung den Verantwortlichen aus den 1960er-Jahren zu verdanken. Als absehbar wurde, dass im Süden der Gemeinde im Gebiet Fiechten ein neuer Friedhof entstehen und der Dorffriedhof langfristig nicht mehr benötigt wird, wurde das Areal im Zonenplan als Grünfläche verankert. Dies wurde politisch in der Folge mehrfach bestätigt.

Ein Naturinventar, dessen Ergebnisse in Kürze als Ganzes vorliegen werden, dient neben den Rückmeldungen aus der Bevölkerung als Basis für die Weiterentwicklung. Das Inventar hat gemäss Pulver die Erwartungen an die Tier- und Pflanzenvielfalt auf dem Friedhof übertroffen. Ein grosser Wert für Mensch und Tier habe besonders der Baumbestand.

Der Zeitplan sieht vor, dass die Verantwortlichen der Gemeinde im Herbst zusammen mit den Landschaftsarchitekten ein konkretes Projekt auf Basis der Rückmeldungen und des Naturinventars erarbeiten. Für November ist eine öffentliche Ergebniskonferenz ­geplant.

Morgen Freitagvormittag am Wochenmarkt beim Gemeindehaus, am 29. August ab dem Mittag vor der Raiffeisenbank und am 31. August ab 10 Uhr auf dem Dorffriedhof werden die drei letzten Partizipationsanlässe mit dem mobilen Stadtpark-Büro stattfinden.

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