Mit Feuer und Flamme Richtung Chäppeli

Die Chäppelihäx und der Teufel tanzten am vergangenen Samstag um das grosse «Funggefüür». Über 350 Besucherinnen und Besucher halfen mit Fackeln, Rären und ­Treicheln dabei, den Winter auszutreiben.

Begleithexen: Vor den lodernden Flammen warten sie auf die Chäppelihäx. Fotos: Florin Bürgler

Begleithexen: Vor den lodernden Flammen warten sie auf die Chäppelihäx. Fotos: Florin Bürgler

Fürchterlich fotogen: Die Chäppelihäx mit dem Teufel auf dem Weg zum Funggefüür.

Fürchterlich fotogen: Die Chäppelihäx mit dem Teufel auf dem Weg zum Funggefüür.

«Sie habe dort ein Hagel gemacht» steht in den Prozessakten der Therwiler Hexenmeisterin Amalia geschrieben. Im Jahre 1559 wurde sie zum Feuertod verurteilt. Auf dieser und weiteren Geschichten beruht das Frühlingsfest Chäppelihäx und Funggefüür – ein wiederbelebtes Brauchtum, das heuer sein 10-Jahr-Jubiläum feiert. Bei den lauen Temperaturen und dem schönen Wetter vom letzten Samstag war definitiv keine hagelmachende Hexe am Werk, und so stand einer erfolgreichen Winteraustreibung nichts mehr im Weg.

Selbst gebundene Feuerbesen und ein Fackelmarsch

Der Ernst-Feigenwinter-Platz ist gut gefüllt, als André Sprecher, Präsident des Chäppelihäx-Vereins, die Anwesenden gegen 18.30 Uhr begrüsst. Kurz darauf stimmt der Reinacher Männerchor das Chäppelihäx-Lied an, das Publikum steigt mit ein und gemeinsam wird die Chäppelihäx gerufen. Diese muss sich noch einen Moment gedulden, denn zuerst ist der Teufel an der Reihe: Mit Tambouren und mehreren Begleithexen im Schlepptau betritt er den Platz. Ein Raunen geht durch die Menge, als kurz darauf die Chäppelihäx hervortritt – die Nebelmaschine läuft auf Hochtouren. Zuerst abwechslungsweise, dann gemeinsam, tanzen die Chäppelihäx und der Teufel für das Publikum.

Anschliessend werden die selbst gebundenen Feuerbesen geschultert, die Fackeln verteilt und unter tosendem Lärm von Trommeln, Rären und Treicheln bricht der Fackelzug Richtung Chäppeli auf.

Ein schwerer Teufelswagen

Oben angekommen, versammeln sich alle um das imposante Funggefüür, das kurz davor vom Teufel höchstpersönlich entzündet wurde. Zwischen glühenden Funken und wachsenden Rauchschwaden geben Chäppelihäx und Teufel erneut ihre Choreografie zum Besten. Anschliessend wird vor dem lichterloh brennenden Funggefüür posiert und bei einem auf dem Feuer grillierten Klöpfer und einem Getränk auf die hoffentlich geglückte Winteraustreibung angestossen.

Ins Auge stechen auch die beiden brennenden Hexen- und Teufelswagen, die jeweils am Anfang und Ende des Zuges mitgezogen werden. «Das Ziehen ist sehr anstrengend, der Teufelswagen ist echt schwer. Zusätzlich spürt man das heisse Feuer im Rücken», meint der 21-jährige Nicola Schweizer, der schon zum fünften Mal tatkräftig mitzieht.

Doch das Krampfen scheint sich zu lohnen: «Es ist ein toller Event, sonst ist in Reinach nicht so viel los, und das hier belebt die Gemeinde.» Auch Alex Meyer, der Kassier des Chäppelihäx-Vereins, strahlt mit seiner orangenen Leuchtweste um die Wette: «Es war einfach super, ein ganz toller Anlass. So viele Leute wie heute waren es noch nie, und dann hatten wir auch noch Wetterglück.» Meyer meint abschliessend: «Den Winter haben wir ausgetrieben, ganz sicher!»

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