«Mischeli»-Wirt Ugur Karaca: «Wir fühlen uns alleine gelassen!»
Hinter den Kulissen des Einkauf-Centers kehrt keine Ruhe ein. Geschäfte schliessen und verbleibende Ladenmieter fühlen sich von den Mischeli-Besitzern alleine gelassen.
Heiner Leuthardt
Mischeli-Center: Negativspirale dreht sich weiter – Ausweg wird gesucht» – So titelte das «Wochenblatt» in seiner Ausgabe vom 16. Januar. Auslöser dieser Geschichte war die Meldung, dass Ende Juni die Sutter-Begg-Filiale als zweitletztes Geschäft der ersten Stunde das Einkaufszentrum verlässt. «Wir bedauern sehr, unsere Filiale aufgeben zu müssen», versichert Katharina Barmettler-Sutter, CEO von Sutter Begg. Die Geschäftsleitung hat sich entschieden, den im Juni auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern. Über die Gründe des Wegzugs will sich die Sutter-Begg-Chefin nicht äussern, sagt aber: «Reinach ist eine attraktive Gemeinde, wo wir gerne präsent wären.» Die Aufgabe der Reinacher Filiale sei aber aus der Sicht der Grossbäckerei, die in der Region Basel weitere 25 Filialen betreibt, vertretbar.
In diesem Artikel nahm auch die H&B Real Estate AG, welche im Auftrag der aktuellen Liegenschaftsbesitzerin Realstone SA, das Center verwaltet, Stellung: Man kenne die Problematik und will das Mischeli attraktiver gestalten. «Derzeit laufen Gespräche und Planungen, die 2014 abgeschlossen werden sollen», erklärte damals Hans-Peter Jacobi. Vor allem bestehe die Absicht, einen optimalen Mix an Läden und Gastronomie zu erreichen.
Keine Verbesserung
Diese Aussagen seitens der Liegenschaftsverwaltung stiessen bei einzelnen, verbleibenden Mietern auf grossen Unmut. Etwa bei Ugur Karaca, der seit Juli 2011 das Restaurant «z Mischeli» führt. Für ihn geht es um die Existenz. Gestartet ist er mit der Idee, einen Treffpunkt schaffen zu können. Dazu wurde ihm von der vorhergehenden Verwaltung – damals verwaltete die Wincasa das Center im Auftrag der früheren Besitzerin, der Credit Suisse – das Führen eines Bistros versprochen, bei dem er exklusiv Essen und Getränke anbieten könne.
Doch diese habe sich nicht daran gehalten und liess auch andere Anbieter Kaffee verkaufen. «Erst vor Gericht konnte ich mein Anliegen durchsetzen.»
Aber auch der Besitzer- und Verwaltungswechsel haben im Mischeli-Center zu keinen Verbesserungen geführt, ganz im Gegenteil. «Die neue Verwaltung antwortet nicht auf unsere Anfragen. Wir fühlen uns hier alleine gelassen.» Zudem sei es erneut zu Vertrauensbrüchen gekommen. Er bedauert auch den Weggang von anderen Geschäften, wie jüngst das Ladenlokal der NKD-Kette.
Deren Räume wurden bis jetzt nicht wiedervermietet, in seiner Wahrnehmung gebe es hierzu auch keine ersichtlichen Bemühungen seitens der Verwaltung. «Das geht zulasten der Attraktivität des Mischeli-Centers», beklagt er.
Enttäuscht ist Karaca auch von der Gemeinde, die es nicht zulasse, dass er gegen die Niederbergstrasse hin eine Leuchtreklame anbringen kann, analog Denner. «Es wurde auf eine Klausel aus der Bauzeit des Mischeli verwiesen.» Auch die vorübergehende Aufhebung der Glassammelstelle beklagt er, weil dadurch Kunden wegbleiben, die zuvor das Entsorgen der Flaschen mit einem Einkauf verbanden.
Schlichter erkannte auf Vertragsbruch
In das Klagelied gegen die Liegenschaftsverwaltung stimmt auch Nicolina Martino ein. Sie betreibt im ersten Stock des Centers seit zehn Jahren einen Coiffeursalon. «Ich habe mich für die Verlegung ins Erdgeschoss interessiert.» Die Verwaltung habe ihr den Umzug zugesagt, sofern sie sich finanziell beteilige, was ihre Kräfte aber überstieg.
Nun befindet sich in diesen Räumen ein anderer Coiffeursalon mit Nailstudio, ohne dass die Betreiber – laut Nicolina Martino – finanzielle Leistungen an den Umbau hätten erbringen müssen. «Ich habe das Gefühl, die Verwaltung macht uns kaputt, statt uns zu helfen», sagt Martino. Die angerufene Schlichtungsstelle erkannte im Verhalten des Besitzers einen Vertragsbruch. Nun hofft sie, auf Ende Februar vorzeitig aus ihrem Mietvertrag aussteigen zu können. Ein nächster Auszug eines Mieters aus dem Mischeli kündet sich also schon an.