Mehr Platz für Grünes
Vor dem Gemeindehaus wird ein neuer Baum gepflanzt. Damit folgt Reinach der Strategie, Pflanzen und Grünräume im Siedlungsgebiet zu fördern.
Auf dem Vorplatz des Gemeindehauses wird im November eine Eiche gepflanzt. Um für den Baum Platz zu schaffen, werden – laut Plan – während der laufenden Woche die Aushubarbeiten ausgeführt. 50 Quadratmeter Belag müssen entfernt werden. Was für Verwirrung gesorgt hat: In der Mitteilung der Gemeinde wurde geschrieben, der Baum sei ein Geschenk der Bürgergemeinde – dies hat sich allerdings auf Nachfrage als Fehlinformation herausgestellt.
Der Baum ist nämlich ein Geschenk des Einwohnerrates an den Gemeinderat anlässlich der 500. Parlamentssitzung im September 2023. Der damalige Einwohnerratspräsident Aram Naderi (Grüne) schreibt dazu: «Anstatt ein weiteres Mal die Gläser für uns selbst zu heben, dachte ich, gebe es vielleicht auch eine nachhaltigere Art und Weise, diesen Anlass zu feiern – nämlich der Gemeinde ein Geschenk zu machen.» Die Eiche sei schon seit jeher ein Symbol für Beständigkeit und Gerechtigkeit, deshalb verkörpere dieser Baum die Ideale und Prinzipien eines Einwohnerrates. «Diese Meinung teilten auch meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Einwohnerratsbüro, als ich diesen Vorschlag unterbreitete. Begeistert entschieden wir gemeinsam, auf ein Fest zu verzichten und stattdessen der Gemeinde den Baum zu schenken», sagt Naderi.
Beim Baum handelt es sich konkret um eine sogenannte Zerreiche. Diese gilt als robust und sehr salzverträglich. Sie kann gut mit Trockenheit umgehen und ist wächst schnell. Speziell alte Zerreichen bieten Lebensraum und Nahrung für Vögel, Käfer, Eichhörnchen, Schmetterlinge, Insekten und Fledermäuse. Der Baum stammt ursprünglich aus Südfrankreich und Italien, ist aber auch im Tessin sehr verbreitet. Aufgrund des Klimawandels wird er vermehrt auch nördlich der Alpen gepflanzt.
Plätze entsiegeln
Für Reinach darf die Pflanzung des Baumes als ein Schritt in der ökologischen Aufwertung des Siedlungsgebietes verstanden werden: «Mit diesem zusätzlichen Baum wollen wir einerseits Plätze entsiegeln, Schatten schaffen und das Stadtgrün und die Biodiversität fördern. Zum Baum gibt es übrigens noch eine schöne Rundbank um den Stamm», sagt Gemeindepräsident Ferdinand Pulver (FDP). Der Gemeindehausplatz sei grundsätzlich nicht einfach zu begrünen, da sich darunter die Einstellhalle des Gemeindezentrums befindet. «Wir haben aber langfristig vor, auf dem ganzen Gemeindegebiet mehr Plätze zu entsiegeln. Dies braucht aber noch Zeit, da wir solche Massnahmen aus Effizienzgründen allenfalls mit in Zukunft anfallenden Strassenunterhaltsarbeiten kombinieren wollen.»
Begrünung nach Freiraumkonzept
Im Rahmen des Aktionsplans «Birspark Landschaft» will Reinach einen Beitrag an die unter Druck stehende Pflanzen- und Tierwelt leisten. Innerhalb des Siedlungsgebietes wird dabei auf ein breites Blütenangebot mit zahlreichen robusten Wildstauden und unterschiedlichen Sträuchern Wert gelegt. Im Siedlungsgebiet wird gebaut, ausserhalb die Natur geschützt, wobei auch innerhalb einzelne Zonen und Flächen freigehalten werden – dafür hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren unter Mitwirkung der Bevölkerung ein Freiraumkonzept erstellt. Mit dem Umbau des alten Friedhofs zu einem Stadtpark etwa entsteht eine grüne Lunge mitten im Ortskern, ein Stadtpark also.
Der Zonenplan Landschaft definiert weiter Grünzonen, Landwirtschaftszonen, Naturschutzzonen oder auch archäologische Schutzzonen. In der Reinacher Heide befinden sich Naturschutzzonen, aber auch Flächen, wo Mensch und Natur gleichermassen Platz haben: Ein Juwel ist in dieser Beziehung der Natur- und Erlebnisweiher, der im Jubiläumsjahr mit dem «Binding Preis» ausgezeichnet worden ist.