Mehr Grün im Siedlungsgebiet

Mit dem Projekt «Stadt­natur» will die Gemeinde Reinach proaktiv Grün­flächen im Kleinen und Grossen fördern. Das soll sich positiv auf das ­Stadtklima auswirken.

Reagieren auf die zunehmende Versiegelung: Marc Bayars, Leiter der Abteilung Umwelt Energie, und Gemeinderätin Doris Vögeli (GLP) beim Hochbeet vor dem Gemeindehaus. Foto: ZVG
Reagieren auf die zunehmende Versiegelung: Marc Bayars, Leiter der Abteilung Umwelt Energie, und Gemeinderätin Doris Vögeli (GLP) beim Hochbeet vor dem Gemeindehaus. Foto: ZVG

«Eine grüne Oase mitten im Zentrum, schattenspendende Bäume, eine Blumenwiese, die von Wildbienen besucht wird, Orte zum Spielen, sich Erholen und Treffen: Natur gehört in die Stadt!» Es sind wunderbare Worte, die die Gemeinde Reinach vergangene Woche kommu­nizierte. Doch die Umsetzung dazu ist ein langwieriger, fortlaufender Prozess, erklären die Verantwortlichen der Gemeinde um Gemeinderätin Doris Vögeli (GLP) und Marc Bayard, Leiter der Abteilung Umwelt Energie, fast schon mantra­mässig.

Sämtliche Bemühungen laufen unter dem Begriff «Stadtnatur». Die Natur dort, wo man sie weniger erwartet. Die Gemeinde Reinach hat in den letzten Jahren diverse Projekte zugunsten der Stadt­natur umgesetzt. Sie achtet auf eine naturnahe Gestaltung und Pflege der gemeindeeigenen Areale und setzt sich auch bei privaten Arealentwicklungen für eine vielfältige Gestaltung des Aussenraums ein. Diese Bemühungen will die Gemeinde weiter intensivieren. Der Begriff «Stadtnatur» kommt auch daher zum Tragen, weil sich die Hinweise verdichtet haben, dass mittlerweile in städtischen Gebieten eine höhere Artenvielfalt als auf intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen möglich ist.

Rund 20 neue grosskronige Bäume

In Reinach soll künftig bei der Umgestaltung von Spielplätzen auch die Stadt­natur ihren Platz haben und Naturerlebnisse ermöglicht werden. Zonen für ­öffentliche Werke und Anlagen (OeWA) sollen vermehrt eine ökologische Aufwertung erhalten. Bei gemeindeeigenen Liegenschaften sollen Möglichkeiten für Fassadenbegrünungen stärker in Betracht gezogen werden und der alte Friedhof im Zentrum soll zu einem «Stadtpark» werden. Der wichtigste Faktor für das Stadtklima seien Bäume mit grossen Kronen, von denen die Gemeinde in den kommenden fünf Jahren rund 20 Exemplare setzen will.

Doris Vögeli und Marc Bayard sind überzeugt, dass die Massnahmen für mehr Stadtnatur direkt und indirekt auch den Menschen zugutekommen. Die Bemühungen um eine Stadtnatur umfassen aber nicht nur konkrete Massnahmen, sondern auch die Sensibilisierung und die Bewusstseinserweiterung für das Thema innerhalb der Gemeindeverwaltung und in der Bevölkerung. Denn auch privat könne sehr viel dafür getan werden, betont Doris Vögeli. Die Gemeinde will als Vorbild vorangehen. «Die Nutzungsansprüche an die Grünräume in der Stadt sind vielfältig und die Nachfrage nach Erholungsräumen nimmt mit der Siedlungsentwicklung zu.»

Freiräume und Grünstrukturen entwickeln

Im Kontext der Stadtentwicklung hat die Gemeinde Reinach im Jahr 2019 für das ganze Siedlungsgebiet eine übergeordnete Strategie zu den Freiräumen in Form einer umfassenden Freiraumplanung ­erarbeitet, um die Freiräume und Grün­strukturen mit all ihren Funktionen ­mittel- bis langfristig bedarfsgerecht zu entwickeln und die Siedlungs- und Freiraumplanung aufeinander abzustimmen.

Dazu gab es Workshops und drei Quartierrundgänge, um die Bevölkerung miteinzubeziehen. Nun gehe es darum, erklärt Marc Bayard, die Erkenntnisse und Massnahmen aus der Freiraumplanung schrittweise umzusetzen. «Ziel ist es, in Reinach das Netz an geeigneten Lebensräumen, Verbindungsachsen und Trittsteinen – die sogenannte «ökologische Infrastruktur» – stetig zu ergänzen und weiterzuentwickeln.»

Mit dem proaktiven Vorgehen für eine städtische Natur reagiert Reinach auch auf eine zunehmende Versiegelung des Bodens durch Bauprojekte, was negative Folgen für die Biodiversität hat. Problematisch ist deshalb weiterhin die Situation im Gewerbegebiet Kägen.

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