Lockdown – heute wie gestern

Lisa Pecorelli geht auf Spurensuche. Mit gerade mal 20 Jahren hat sie bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Ihr neuestes Werk «So schütz(t)en wir uns» erscheint Mitte Februar.

Analysiert und trägt Fakten zusammen: Die Autorin Lisa Pecorelli aus Reinach.Foto: Marianne Vetter
Analysiert und trägt Fakten zusammen: Die Autorin Lisa Pecorelli aus Reinach.Foto: Marianne Vetter

Wir schreiben das Jahr 1918. Ein heimtückisches Virus hält das Land in Atem. Das öffentliche Leben wird eingeschränkt, Notspitäler werden eingerichtet, Ausgangssperren verhängt, Zuwiderhandlungen bestraft. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor?

In ihrem neuen Buch analysiert Lisa Pecorelli die Bekämpfungsmassnahmen gegen Covid-19 im Vergleich zur Spanischen Grippe 1918 im Kanton Baselland. Dabei beschäftigt sich die junge Reinacher Autorin auch mit den grossen Fragen des Lebens. Wie viel ist ein Menschenleben wert? Darf man junges Leben gegen altes Leben abwägen? Und wie viel Solidarität und Nächstenliebe kann und soll sich eine Gesellschaft leisten? Fragen, die sich bei ihrer Recherche regelrecht aufdrängten. «Je länger ich am Kernstück meiner Analyse arbeitete, in die Thematik eintauchte, desto mehr begann ich über die moralisch-ethischen Fragen nachzudenken, die diese Pandemie aufwirft», hält Lisa Pecorelli fest. In erster Linie ist ihre Neuerscheinung aber eine Analyse, genau genommen ihre Maturaarbeit, mit der sie sich auf ihr Medizinstudium vorbereitete. Auf 184 Seiten zeigt sie in ihrer wissenschaftlichen Studie verblüffende Parallelen zur Spanischen Grippe auf, die weltweit Millionen von Todesopfern forderte.

Lisa stellt fest. Sie urteilt nicht. Spekuliert nicht. Akribisch trägt sie Fakten um Fakten zusammen. Präzise vergleicht sie die beiden Pandemien. Führt Interviews mit Historikern und verfolgt als Zeitzeugin live die getroffenen Massnahmen der aktuellen Pandemie.»

Ähnliche Massnahmen wie 1918

«Zwar leiden wir heute keinen Hunger und haben keinen Krieg, dennoch: Mit einem Mal wird uns etwas verboten, was uns Menschen tief im Innern ausmacht – die Gemeinschaft. Mir persönlich fiel das besonders auf, als die Schulen geschlossen wurden und ich meine Klassenkameraden nicht mehr sehen konnte.» In ihrer Arbeit zeigt sie auf, dass der Kanton Basel-Landschaft während der Grippeepidemie von 1918 beinahe identische Massnahmen ergriff wie während der Covid-19-Epidemie 2020. Und das obwohl mehr als ein ganzes Jahrhundert vergangen ist. «Schulschliessungen, Versammlungsverbot, Verbot von Vergnügungsveranstaltungen und kirchlichen Festen. Es entstanden Notspitäler in Sissach, Pratteln und Gelterkinden und auch die Kaserne Liestal diente zur Behandlung von zivilen Opfern.» Die Autorin resümiert: «Der Schlüssel zur Überwindung dieser gesellschaftlichen und medizinischen Herausforderung liegt in der Anwendung der richtigen Massnahmen. Jeder Einzelne kann seinen Betrag leisten.» In ihrem Epilog wirft sie die Frage auf: «Hätten oder würden wir uns als Gesellschaft anders verhalten, wenn das Coronavirus nicht hauptsächlich alte Menschen, sondern wie damals der Erreger der Spanischen Grippe fast ausschliesslich junge Menschen und auch Kinder töten würde?»

Das erste Buch schrieb sie mit 14

Unter dem Pseudonym Lisa Schneider hat die Jungautorin bereits mehrere Bücher veröffentlicht – Romane, Sachbücher, Kinderbücher. Ihr Erstlingswerk «Thymios» – Das Herz des Kriegers» schrieb sie mit 14 Jahren, ein Jahr später veröffentlichte sie ihr Buch «Tränen der Freiheit». Es folgten «Mission Umweltschutz» und «Wie wir die Erde retten» (Letztere Gemeinschaftswerke mit Autor und Vater Alfonso Pecorelli). 2018 wurde die junge Autorin für «Schweizer Jugend forscht» nominiert und 2019 nahm sie an einem Forschungsprogramm am Zentrum für Molekularbiologie der Universität Basel teil.

Und ihr persönliches Ziel: «Ich möchte Ärztin werden. Chirurgin, Gynäkologin oder Neurologin. Dafür brenne ich. Das Schreiben», sagt sie und lächelt, «ist eine schöne Nebensache.»

«So schütz(t)en wir uns» (Lisa Pecorelli) Eine Analyse der Bekämpfungsmassnahmen gegen die Covid-19-Epidemie 2020 und gegen die Spanische Grippe 1918 am Beispiel des Kantons Basel-Landschaft. Die Neuerscheinung ist ab Mitte Februar im Buchhandel erhältlich.

www.riverfield-verlag.ch

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