Letzte Monate im «Predigerhof»
Nach 25 Jahren verlässt das Wirte-Ehepaar Iris und Robert Brunner das Restaurant Predigerhof. Nach einer längeren Phase von Strassenbauarbeiten, welche Gäste von der Einkehr abhielt, streichen die Wirtsleute die Segel.
Thomas Brunnschweiler
Dies soll noch kein Nachruf sein, sondern ein Aufruf, das Restaurant Predigerhof nochmals zu besuchen. Denn nach dem 30. September besteht vorerst keine Gelegenheit mehr dazu. Kaum ein Lokal verströmt noch so viel nostalgischen Charme wie der «Predigerhof». Das Wandtäfer, die urigen Tische, das Stübli und die Veranda mit den Jugendstil-Gipsmedaillons bilden ein einzigartiges Ensemble. Das heutige Gebäude des Predigerhofs entstand 1906. Ganz früher war das Land im Besitz des Basler Predigerklosters. Obwohl das Cachet erhalten geblieben ist, hat doch der Zahn der Zeit innen und aussen am Haus genagt. Eine – hoffentlich sanfte – Renovation ist fällig geworden. Brunners sind der Ansicht, die Eigentümerin, eine Erbengemeinschaft, habe zu wenig für den Erhalt getan. «Die abgewetzten Linoleumböden, die marode Eingangstür und die undichten Fenster wirken auf die Gäste nicht gerade einladend», sagt Robert Brunner.
Maurus Spaar von der Erbengemeinschaft widerspricht dieser Darstellung und verweist auf die «günstigen Mietkonditionen», welche er Brunners, die zu Beginn sehr gerne hier gearbeitet hätten, gemacht habe. Immerhin erhielten die Wirtsleute in einer Klage um Mietzinsreduktion in gewissen Punkten Recht. Offensichtlich stehen sich jedoch die Wahrnehmungen der beiden Seiten in der Frage nach der Zuständigkeit bezüglich der Unterhaltskosten diametral entgegen.
Baustelle gab den Rest
Vor sieben Jahren wurde die Strasse von Reinach her wegen Baustellen gesperrt. Brunners verloren viele Stammgäste, vor allem jene, die aus dem Kägen zum Mittagessen kamen. Es gab weitere Zufahrtsunterbrüche. Am 10. März 2014 wurde die Strasse von Oberwil her für Arbeiten am Unterwerk Froloo gesperrt. Vom April bis Mai war auch die Strasse vom Bruderholz her gesperrt und Fussgänger vom Bus mussten einen Umweg von einer halben Stunde in Kauf nehmen. «Nicht einmal ein Trampelpfad wurde zugestanden. Wir haben seit Baubeginn 60 Prozent Umsatzeinbusse. Das heisst konkret, dass wir pro Monat im Minimum 8000 Franken aus der eigenen Tasche draufzahlen müssen. Letztes Jahr mussten wir Mitarbeiter entlassen.»
Obwohl immer wieder vom kontinuierlichen Dialog sowie dem Willen aller, das Beste aus der Situation zu machen, die Rede war, fühlen sich Brunners sowohl von den Behörden wie auch der Alpiq, der EBM und der IWB im Stich gelassen. «Einmal wurden um 13 Uhr Betonplatten auf einen Lastwagen fallengelassen, sodass die Gäste vor den Staubwolken flüchten mussten.» Eine Entschädigung für die finanziellen Einbussen wurde mit dem Hinweis auf das Gesetz zurückgewiesen. «Die Bauern erhalten Ernteausfallentschädigungen, wir hingegen nichts, weil die Strasse vor dem ‹Predigerhof› öffentlich ist.» Im Gegensatz zu Robert Brunner, der Gelassenheit ausstrahlt, ist bei Iris Brunner die Enttäuschung und die Trauer über das Ende ihrer Tätigkeit im ‹Predigerhof› spürbar.
Vonseiten der Eigentümerschaft wird betont, dass man an einer Weiterführung des Restaurationsbetriebs interessiert ist.