«Kunst in Reinach» am Ende? – noch ist das letzte Wort nicht gesprochen
Zwei Monate ist es her, da wurde der renommierte Anlass «Kunst in Reinach» im Rahmen eines Sparpakets vom Einwohnerrat gestrichen. Nun mehren sich die Anzeichen, dass die am Wochenende stattfindende Ausstellung beibehalten werden könnte.
Thomas Brunnschweiler
So manch einer rieb sich ungläubig die Augen, als Anfang September bekannt wurde, dass im Zuge des Stabilisierungsprojekts die alle zwei Jahre stattfindende Verkaufsausstellung «Kunst in Reinach» dem Sparstift zum Opfer gefallen war. Die einzelnen Ressorts hatten die Aufgabe erhalten, Massnahmen aufzulisten, die bis zum Jahr 2018 zur Einsparung von rund 1,7 Millionen Franken führen könnten. Auf der 62 Massnahmen umfassenden Liste erschien unter der Nr. 19 «Kunst in Reinach».
Die Einsparung im Personalbereich wurde hier mit 21 000 Franken beziffert, jene im Sachaufwand mit 11 000 Franken. Mit diesem Sparpotenzial von 32 000 Franken alle zwei Jahre schien der finanzielle Gewinn den Imageverlust bei Sponsoren, Kunstschaffenden und Kunstinteressierten zu überwiegen, denn am 1. September wurde das Sparpaket mit einigen Ausnahmen vom Einwohnerrat durchgewinkt. Nr. 19 stand – im Gegensatz zu anderen Punkten – merkwürdigerweise nicht mehr zur Debatte. Die Gründe, warum dies so war, sind unklar. War der Einwohnerrat schon zu müde, um sich noch auf jede Massnahme zu konzentrieren oder war er wirklich bereit, «Kunst in Reinach» zu opfern?
Irritation bei den Verantwortlichen
Bei den Veranstalterinnen und Kunstliebhabern war das Entsetzen gross, zumal selbst die Organisatorinnen erst aus der Presse vom Entscheid erfuhren. Irene Endress sagt: «Wir haben seit einigen Jahren einen realen Gewinn im vierstelligen Bereich. Interne Kosten entstünden auch, wenn es ‹Kunst in Reinach› nicht gäbe – etwa beim Werkhof.» Sie verweist auf das Image der Ausstellung. «Wir brauchen keine Künstler mehr zu suchen. Die Leute stehen Schlange.» In Bezug auf den Ruf von Reinach als kulturell interessierter «Stadt vor der Stadt» würde hier am falschen Ort gespart. Dieser Meinung ist auch Arlette Kaiser vom Organisationskomitee. «Es ist eine stark besuchte Ausstellung mit renommierten Künstlerinnen und Künstlern», sagt sie. Bluette Mangold doppelt nach: «Die Ausstellung ist weit über die Region hinaus bekannt und bietet mit 20 Prozent Kommissionsgebühr und unentgeltlichem Ausstellungsraum gute Konditionen.» Carmen Küpfer macht darauf aufmerksam, dass es immer schwieriger werde, Sponsoren zu finden; insofern sei der politische Entscheid eine Verunsicherung für dieselben. Irene Endress betont, es gebe in verschiedenen Parteien durchaus Interesse an einer Wiedereintretensdebatte. Ein Antrag sei beim Einwohnerrat bereits deponiert.
Einwohnerrat ist nochmals gefordert
Paul Wenger, Gemeinderat für Begegnung und Kultur, ist erstaunt, dass sich im Einwohnerrat Anfang September keine Opposition regte. «Als Exekutivpolitiker ist man bei Sparfragen im Dilemma», sagt er, «aber es gibt ja legale Mittel, den Entscheid zu korrigieren, nicht zuletzt im Rahmen der Budgetdebatte.» Eine Möglichkeit bestehe darin, dass Gelder, die sonst in die Region oder in die Stadt flössen, «Kunst in Reinach» zur Verfügung gestellt würden. Die Legislative wird die Frage auf jeden Fall nochmals aufs Tapet bringen. Es wäre dem renommierten Anlass zu wünschen, dass er fest im kulturellen Leitbild und im Budget verankert würde.
Neunte Ausgabe
Im Gemeindehaus stellen vom 7. bis 9. November 29 Künstlerinnen und Künstler aus der Metropolitanregion Basel Werke aus. Die Ausstellung wird durch ehrenamtliche Arbeit, grosszügige Sponsoren und die Mithilfe der Gemeinde ermöglicht. Im 3. Obergeschoss widmet sich eine Sonderausstellung Cartoons und Karikaturen. Die Kunstschaffenden sind vor Ort. Die Vernissage findet am Freitag, 7. November, um 18.30 Uhr statt. Samstags ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet, sonntags von 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei, Verkauf der Werke.