Kreativer Aufstand gegen Bagger

«Jetzt erscht rächt!» Der ehemalige Obmann Urs Witta bereichert die Fasnacht 2014 mit einer witzigen Blagette zum Reinacher «Jahrhundertthema».

Zwei Vollblutfasnächtler: Obmann Rolf Siegenthaler übergibt die «Siegestrophäe» seinem Vorgänger und Blagettenkünstler Urs Witta. Mit ihnen freuen sich seine Eltern und Töchter und trotzen dem Regen – ganz nach dem Motto «Jetzt erscht räc
Zwei Vollblutfasnächtler: Obmann Rolf Siegenthaler übergibt die «Siegestrophäe» seinem Vorgänger und Blagettenkünstler Urs Witta. Mit ihnen freuen sich seine Eltern und Töchter und trotzen dem Regen – ganz nach dem Motto «Jetzt erscht rächt». Foto: Heiner Leuthardt

Ein Bagger blockierte die Hauptstrasse, da gab es kein Durchkommen», erinnert sich der ehemalige Obmann des Reinacher Fasnachtskomitees und erfolgreicher Blagettekünstler, Urs Witta. «Beim Warten kam mir die Idee. Und wie der Weg frei war, fuhr ich nach Hause und setzte sie zeichnerisch um.» Der Umweg lohnte sich allemal, denn in dem wie jedes Jahr anonym durchgeführten Blagetten-Wettbewerb, bei dem in verschiedenen Durchgängen der Sieger ermittelt wird, gab es einen eindeutigen Sieger. Dies ist der Reinacher Waggis, der sich weder vom heimischen «Jahrhundertthema» der Sanierung und Umgestaltung der Hauptstrasse noch vom übermächtigen Bagger einschüchtern lässt. Keck hält er sich mit einer Hand an der Baggerschaufel und ruft vergnügt: «Jetzt erscht rächt!»


Das Komitee in sich gegangen
Dass sich der klare Sieger als ehemaliger Obmann entpuppte, überrumpelte das Fasnachtskomitee durchaus. Es ging zunächst einmal tief in sich, klärte den Sachverhalt äusserst pingelig ab, ob da nicht etwa ein Härchen von Filz oder, noch schlimmer, eine die Medien auf den Plan bringende Mauschelei im Raum steht, bis man sich sicher war: «Wir dürfen Urs Witta zum Gewinner erklären!»
Von seinem Glück erfuhr Witta zuerst einmal gar nichts, Erst als er vor einigen Wochen seinen Nachfolger Rolf Siegenthaler zu einer Besprechung bei sich hatte, drückte er ihm wortlos ein Couvert in die Hand. Urs Witte erinnert sich: «Als ich es öffnete und meine Skizze sah, da wusste ich Bescheid! Die Überraschung war für mich sehr gross, zumal es nicht mein erster Entwurf war, den ich in Reinach und Basel eingereicht habe.»Auf die grosse Freude folgte aber eine knochenharte Zeit. «Es ist einfach schwierig, nichts zu sagen, nicht der Familie, nicht meinen Vereinskollegen, den Nuscheliwaggis. Niemand ausserhalb des engsten Kreises wusste es – ausser der Malerin, die wieder 100 Blagetten von Hand bemalt hat.»


«Wenn man mich braucht, bin ich da»
Aber eigentlich ist der Sieg von Urs Witta überfällig, denn der Forstwart und Landschaftsgärtner zeichnete schon immer gerne. «Bereits als Bub zeichnete und malte ich.» Landschaften, Wappen und ähnliche Objekte, am liebsten aber Fasnachtsmotive. Denn Urs Witta ist ein Vollblutfasnächtler. «Als Fasnächtler bleibe ich in Reinach aktiv. Und wenn man mich braucht, bin ich da.» Gleichzeitig nutzt er die mit dem Rücktritt als Obmann gewonnene Zeit, um anderes zu machen, wie etwa sein Engagement bei der Chäppelihäx. «Mein Rücktritt nach fünf Jahren erfolgte zur rechten Zeit. Ich konnte damit einem jüngeren Nachfolger und auch neuen Ideen Platz machen.»


Das meint aber nicht, die Ideen seien ihm ausgegangen. Sie sprudeln nur so, wenn man ihn etwa nach seinem Wunsch an die Reinacher Fasnacht fragt: «Sie soll sich weiter entwickeln, nicht stehen bleiben. Es gibt Baustellen bei den Vorfasnachtsanlässen, dem Chehrus oder der Beizenfasnacht.» Letztere müsse belebt werden und auch das Potenzial für Schnitzelbängge sei zu aktivieren. Aber Angst um die Reinacher Fasnacht hat er nicht, weil er aus vielen Gesprächen weiss, dass sie wieder einen guten Ruf hat und man in Reinach gerne mitmacht.

 

Furzgugge lädt zum Fastival IX

Guggen aus der ganzen Schweiz reisen diesen Freitag und Samstag nach Reinach zum Fastival IX der Furzgugge. Jeweils ab 19.30 Uhr geht die Vorfasnachtsparty in der Weiermatthalle über die Bühne. Für viel «Groove» sorgen neben anderen die Schänzli Fäger aus Basel, Oohregrööbler aus Rotkreuz, Flueh-Fäger aus Luthern, E. N. Bloosbälg aus Gelterkinden oder die Bänkli-Clique aus Oberrohrdorf. Wer mit dabei sein will, dem sei geraten, möglichst früh sein Eintrittsticket zu lösen.

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