Keiner zu klein, ein Jodler zu sein: Reinacher wollen Kinderchörli gründen

Der Jodlerklub Reinach macht sich auf die Suche nach Kindern jeglicher Nationalität, um ein jodelndes Kinderchörli zu gründen. Damit soll die verpasste Nachwuchsförderung korrigiert werden.

Innerschweizer weisen den Weg: Das Kinderjodlerchörli Zugerland war Gast am traditionellen Jodler-Obe in Reinach.  Foto: Bea Asper
Innerschweizer weisen den Weg: Das Kinderjodlerchörli Zugerland war Gast am traditionellen Jodler-Obe in Reinach. Foto: Bea Asper

Bea Asper

Die Reinacher Jodler haben die Mitgliedergewinnung und speziell die Jugendförderung ganz dick auf ihre Fahne geschrieben. Erklärtes Ziel ist die Gründung eines Kinderjodlerchörlis, sagt Jakob Bösch, Initiant und im Verein zuständig für die Nachwuchsförderung, gegenüber dem «Wochenblatt».
In den kommenden Wochen wollen er und seine Kollegen vom Jodlerklub Reinach für das Gesangsbrauchtum werben und Kinder ab sechs Jahren zu Einsteiger-Events einladen. «Selbstverständlich dürfen Kinder jeglicher Nationalität, Religion, Rasse und Hautfarbe mitmachen, sofern sie Lust haben, mehr über die Möglichkeiten zu erfahren, die ihnen ihre Stimme bietet.»

Probenbeginn soll im Verlauf des nächsten Jahres sein, so Böschs Fahrplan. Es gebe Jodellieder, die speziell für Kinder geschrieben sind. «Andere Jodellieder haben einen speziellen Kinderchorsatz. Aber es kommen bei den Kindern zwischendurch auch moderne Lieder und Rhythmen und allgemein bekannte Volkslieder zum Zug», verspricht Bösch. Wer die musikalische Leitung übernehmen wird, ist noch offen. «Wir sind mit diversen Leuten im Gespräch. Die Leitung verteilt sich idealerweise auf drei Leute.

Wichtig sind Leute, die Erfahrung und Freude für das Singen und Jodeln mit Kindern haben.» Entscheidend sei auch, dass die musikalische Leitung von den organisatorischen und finanziellen Aufgaben befreit sei und sich mehrere Personen gegenseitig unterstützen. «Dafür braucht es zunächst eine Arbeitsgruppe oder einen Vereinsvorstand», erklärt Bösch und führt aus: «In den meisten Fällen hat es sich bewährt, einen eigenen Verein zu gründen. Der Jodlerklub Reinach und hoffentlich noch weitere Klubs in der Region übernehmen das Patronat und werden Unterstützung unterschiedlicher Art leisten», so Bösch.

Vorbild Kinderjodlerchörli Zugerland
Mit wie viel Liebe und Stolz die Kinder die Schweizer Heimatlieder singen und jodeln, bekam Reinach am letzten Samstag in der Weihermatthalle zu sehen und zu hören. Der Verein engagierte das Kinderjodlerchörli Zugerland zum traditionellen Jodler-Obe für einen Gastauftritt. Und die Kinder unter der Leitung von Romy Häberli sangen sich mühelos in die Herzen der Zuschauer und ernteten tosenden Applaus. Es sei nicht der erste, sondern bereits der siebter Auftritt in diesem Jahr, erklärte Häberli. Das Interesse, mehr über das Erfolgsrezept der Innerschweizer Nachwuchsförderung zu erfahren, sei gross. Mit 15 Kindern habe man vor zwei Jahre begonnen, jetzt gehörten über 30 Kinder zum Kinderchor, berichtet Häberli und macht den Reinachern Mut, ihr Projekt voranzutreiben.

Stubete im «Zentrum»
Der Jodlerklub Reinach will aber auch unter den Erwachsenen neue Aktivmitglieder gewinnen. Deshalb organisiert der Verein auch eine Stubete. Immer am letzten Donnerstag des Monats – also auch heute Donnerstagabend – findet diese im Restaurant «Im Zentrum» in Reinach statt. Interessierte können dort aktive Jodler treffen, fröhliches Singen, Jodeln und Jutzen live geniessen. Es spielen verschiedene Formationen mit Schwyzerörgeli, Akkordeon, Banjo und Alphorn auf. Wer will, kann ganz unverbindlich selbst ein wenig mitsingen.

Das Jodeln sei zwar ein Schweizer Brauchtum mit Ursprung in der Landwirtschaft, der Verein aber müsse offen sein für Städter und auch Menschen aus anderen Nationen und Kulturen, die in der Schweiz eine neue Heimat gefunden haben, sagt Vorstandsmitglied Ruedy Weber, der das Jodeln im Alter von 60 Jahren für sich entdeckt hat und am Samstag zusammen mit Jakob Bösch durch den Jodler-Obe geführt hat. «Im Zentrum steht das Singen», sagt Weber. Letztlich geht es um Bestandes- und Zukunftssicherung. Gegen Mitgliederschwund anzukämpfen, sei zu sehr auf die lange Bank geschoben worden.

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