Kein Hochhaus im Wald

Deutlich: Bei der Abstimmung am vergangenen Sonntag wurde der Quartierplan «Buechlochpark» mit 5382 Nein- zu 2089 Ja-Stimmen abgelehnt.

Haushoch verworfen: Die Befürworter des Quartierplans Buechloch setzten sich mit ihren Argumenten nicht durch.  Foto: Axel Mannigel
Haushoch verworfen: Die Befürworter des Quartierplans Buechloch setzten sich mit ihren Argumenten nicht durch. Foto: Axel Mannigel

Axel Mannigel

Zwar wusste das Pro-Komitee bereits im Voraus, dass es schwierig werden würde, eine Mehrheit für die vorgestellte Bebauung des Buechloch-Areals zu finden. Doch dass das Ergebnis so eindeutig ausfallen würde, das schien auch Prokomitee-Mitglied Adrian Billerbeck (SVP) zu überraschen: «Es war ein Experiment, das wesentliche Aspekte beinhaltete, die derzeit kommunal und kantonal diskutiert werden: verdichtetes Bauen, die Problematik der Zersiedelung und der Schutz der Natur. Offenbar konnten sich die Stimmbürger nicht vorstellen, dass diese Aspekte miteinander in einem Projekt vereinbar sind.»

Darüber hinaus sei sicher auch das ‹Hochhaus im Wald› an sich ein Thema gewesen. Zwölf Stockwerke an einer solchen Randlage könnten ungewohnt und daher schwer akzeptierbar sein, mutmasst Billerbeck. «Vielmehr kommt anscheinend eine flächige Bebauung infrage, darunter können sich die Leute etwas vorstellen.» Fazit: «Es war schwierig, die definitive Höhe des Hochhauses zu vermitteln und klarzumachen, dass das Gebäude je nach Blickwinkel nicht beziehungsweise kaum die umstehenden Bäume überragen würde.»

Zweifel überwogen
Auf der anderen Seite ist Eva Rüetschi vom Gegenkomitee über das Nein zum Hochhaus keineswegs verwundert. «Ich hatte ständig das Gefühl, dass von den Befürwortern nicht alles gesagt worden war», kommentiert die alt Gemeindepräsidentin das Abstimmungsergebnis. «Etliche Details haben die Reinacher zweifeln lassen und sie ahnten: Bei diesem Projekt stimmt etwas nicht.» Die klare Abfuhr war nur eine logische Konsequenz. «Wer ein Plakat aufhängt, auf dem nur ein Frosch, ein Baum und ein Sessel zu sehen sind, der aber nicht das zeigt, um was es geht, ist unglaubwürdig.» In dieses Bild passt für Rüetschi die Information, dass ja nur 10 Prozent des Areals bebaut würden, 76 Prozent aber Grünfläche blieben: «Was ist denn mit dem ganzen Raum, den eine Tiefgarage eingenommen hätte? Den darauf gepflanzten Rasen könnte man wohl kaum als ursprüngliche Natur bezeichnen.»

Schliesslich deutet Rüetschi das Ergebnis auch als Votum gegen die vielen Bauaktivitäten. Die Einwohner hätten möglicherweise genug davon. «In Reinach reiht sich momentan Baustelle an Baustelle. Mit diesem Entscheid sind zumindest Projekte à la Buechloch gestorben», ist sich Eva Rüetschi sicher.

Keine Signalwirkung
Gemeindepräsident Urs Hintermann (SP) deutet das «sehr deutliche Abstimmungsergebnis» als Zeichen, dass ein Grossteil der Bevölkerung mit dem Hochhaus an «diesem heiklen Punkt am Wald» nicht einverstanden gewesen sei. Das müssten die Grundeigentümer zur Kenntnis nehmen. Zugleich weist Hintermann ausdrücklich darauf hin, dass das Votum konkret das Buechloch-Areal betreffe und keine Auswirkungen auf andere Planungsvorhaben habe. «Es ist immer ein sorgfältiges Abwägen zwischen guter, nachhaltiger Nutzung des Bodens sowie des Schutzes der Natur und einer wohnraumförderlichen Verdichtung», kommentiert Hintermann die Herausforderung des Bauens. «Als Planungsbehörde sind wir immer gern bereit, Bauvorhaben gemeinsam mit privaten Bauherren anzuschauen und umfassend zu beraten.»

So auch mit den Grundeigentümern des Buechloch-Areals. Sie können nun entweder das Projekt überarbeiten und mittels Quartierplan erneut angehen. Oder sie können die Regelbauweise anwenden. Fakt jedoch bleibt: Das Areal kann bebaut werden. Nur wie? Diese Frage bleibt auch nach diesem Abstimmungssonntag offen.

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