Junge Dichter für die Region

In Reinach fand die erste Vorrunde der regionalen U20-Poetry-Slam-Meisterschaft statt. Vier Dichter haben sich für das Finale in Basel qualifiziert.

Nachwuchsslammer (v. l.): Julie Roth, Alexandra Köbelin, Caterina John, Nadine Studer und Dominik Soom nach einem gelungenen Abend im Palais Noir.  Foto: Caspar Reimer
Nachwuchsslammer (v. l.): Julie Roth, Alexandra Köbelin, Caterina John, Nadine Studer und Dominik Soom nach einem gelungenen Abend im Palais Noir. Foto: Caspar Reimer

Dichten ist out? Von wegen! Am vergangenen Freitag konnte man sich im Jugendhaus Palais Noir in Reinach vom Gegenteil überzeugen: an der Vorrunde 1 der Basler U20-Poetry-Slam-Meisterschaft. Beim Poetry-Slam handelt es sich um einen

literarischen Vortragswettbewerb, bei dem selbst geschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit dem Publikum vorgetragen werden. Sechs Minuten hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihren Beitrag, bewertet wurde jede/r Dichter/-in einzeln am Schluss der Veranstaltung anhand der Lautstärke des Applauses.

Politisch bis persönlich

Fünf Jugendliche aus der Region traten in Reinach gegeneinander an. Dabei war das inhaltliche Spektrum breit gefächert: Catherina John aus Bubendorf liess sich in ihrem Beitrag über den omnipräsenten Werbe-Terror aus. Mit gekonntem Sprechrhythmus und viel Sinn für Ironie zog sie die immer gleichen, nichtssagenden Werbebotschaften durch den Kakao, denn es gibt für sie «keinen einzigen Werbespruch, der mir aus dem Herzen spricht». Julie Roth aus Nuglar kritisierte das Schulsystem, in dem man vor allem für die Schule und nicht fürs Leben lerne. Dabei spannte sie einen Bogen zur grossen Politik und fragte sich, warum dem «Grenzensetzen nicht Grenzen gesetzt» würden.

Besonders eindrücklich war der Auftritt von Alexandra Köbelin aus Basel, die in einer eindringlichen Sprache von einer realen Begegnung zwischen ihr und einem vom Leben gepeinigten Menschen am Bahnhof in Basel erzählte. In ihrem Gedicht gab sie seine Lebensgeschichte mit starken Bildern und rauschendem Tempo wieder. Dabei war nicht zu überhören, wie sehr sie dieses Erlebnis berührt und beschäftigt hat.

Aber auch ganz persönliche Themen kamen – im wahrsten Sinne des Wortes – zur Sprache: Dominik Soom aus Reinach bedankte sich in seinem Gedicht mit poetischen Worten bei seiner Schulklasse, die ihn einer schweren Zeit unterstützt hatte. Da der junge Mann offenbar die halbe Klasse an den Abend eingeladen hatte, viel dieser Applaus entsprechend euphorisch und laut aus. Es war also von Anfang an klar, dass er zu den Siegern gehören würde. Nadine Studer aus Frenkendorf wagte sich mit dem Thema Menstruation in ganz intime Bereiche vor.

Erste Bühnenerfahrungen

Die Jury war von den Beiträgen am Freitag wohl sehr überzeugt, denn mit Ausnahme von Nadine Studer, die nochmals in einer Vorrunde antreten darf, schafften alle den direkten Einzug ins regionale Finale, das am 22. Februar im Literaturhaus in Basel stattfindet. Die weiteren Vorrunden finden in Liestal und in Basel statt. Wer das regionale Finale erfolgreich absolviert, dem stehen die deutschsprachige und später sogar die internationale Meisterschaft offen.

Für Barbara Preusler und Aernschd Born, die den Poetry-Slam mit der Veranstaltung «Grenzgänger Slam» anno 2007 nach Basel geholt hatten und mit dem Verein Slam Basel hinter der Organisation der Vorrunde in Reinach stehen, geht es beim Poetry-Slam nicht in erster Linie um einen Wettkampf: «Ich finde es spannend, wenn sich junge Leute mit Text beschäftigen. Mutig ist es allemal, denn einige der Bewerberinnen und Bewerber standen das erste Mal auf einer Bühne», sagt Preusler. Poetry-Slam ist aber längst keine Randerscheinung mehr, sondern weltweit etabliert: Der Wortwettkampf entstand 1986 in den USA, doch mittlerweile gilt die deutschsprachige Slam-Szene als die grösste der Welt.

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