Google, Whatsapp und Co.

Eine Abschlussklasse der Wirtschaftsmittelschule (WMS) in Reinach unterstützte Seniorinnen und Senioren im Umgang mit dem Smartphone, Tablet und Computer.

Neue Technologie kennen lernen: Ein Schüler bringt der Seniorin die SBB-App näher.  Foto: Tobias Gfeller
Neue Technologie kennen lernen: Ein Schüler bringt der Seniorin die SBB-App näher. Foto: Tobias Gfeller

«Wo ist jetzt das Google?» «Wo kann ich dann das Ticket bezahlen?» «Wie mache ich ein Foto?» «Wie kann ich die Telefonnummern speichern?» «Wie funktioniert jetzt genau die Swiss-Covid-App?» Die rund 15 Seniorinnen und Senioren kamen am Dienstagnachmittag mit vielen Fragen in den Kurs der WMS-Klasse. Und die jungen Erwachsenen waren motiviert zu helfen. Digitalisierung ist auch eine Generationenfrage. Die heutige Jugend wuchs wie selbstverständlich mit Smartphones, Tablets und Laptops auf. Die älteren Generationen müssen sich fragen, ob sie dies noch lernen und in ihren Alltag einbinden möchten oder nicht. Bei den Seniorinnen und Senioren, die an den vergangenen beiden Dienstagen einen der beiden Kurse besuchten, ist der Fall klar. Auch bei Heinz Küpfer, dessen altes 2G-Handy Ende Jahr sowieso nicht mehr funktionieren würde. «Jetzt wollte ich den Schritt zum Smartphone wagen.»


Wo ist die nächste Toilette?
Doch ganz so freiwillig, die neuen Techniken zu nutzen, sei es denn schon nicht immer, betont Küpfer. «Nimmt man schon nur die SBB. Immer mehr Ticketschalter werden aufgehoben und man wird fast dazu gezwungen, Tickets online zu kaufen.» Und genau dies ist auch den Schülerinnen und Schülern bewusst. Sie stellten in einem Kurzreferat die SBB-App vor und erklärten, wie man darauf Tickets kaufen kann. Dazu erstellten sie eine schriftliche Anleitung, die die Seniorinnen und Senioren mit nach Hause nehmen konnten. Auch die Apps der BLT und BVB wurden vorgestellt. Auf die Idee eines Schülers hin präsentierte die Klasse zudem eine App, die öffentliche Toiletten inklusive Wegbeschreibung anzeigt. «Wir überlegten uns, welche Apps für die Seniorinnen und Senioren am hilfreichsten sein könnten», erklärt Schüler Melvin Imhof, der von Seiten der Klasse als Projektleiter fungierte.

Den grössten Teil des zweistündigen Kurses machten individuelle Fragen aus. Franz Fäh und seine Frau kauften sich je ein neues Smartphone. «Wir haben zu Hause schon geübt und uns notiert, wo wir nicht weitergekommen sind.» Sie hätten von den Jungen «sehr gute Informationen» erhalten, lobte der Reinacher. Es gehe ihm darum, das Wichtigste im Handy zu verstehen und anwenden zu können. So wolle er natürlich dabei sein, wenn im Familienchat über Whatsapp kommuniziert wird. «Das haben mir meine Enkel eingerichtet. Jetzt will ich es auch nutzen können.» Mit einem scheinbar komplexen Problem trat Victor Haefeli, Präsident des Vereins «Senioren für Senioren Reinach», an Melvin Imhof heran. Gemeinsam diskutierten sie vor dem Laptop über mögliche Lösungswege. «Sie machen es wirklich toll. Sie waren gut vorbereitet, die Inhalte stimmen und auch das Schutzkonzept betreffend Corona ist hervor-
ragend.» Dank des Engagements der Klasse und einem fein säuberlich ausgearbeiteten Schutzkonzept mit Abständen, Masken und Silikonhandschuhen, um die Geräte zu berühren, konnten die Kurse trotz gestiegener Fallzahlen in sicherem Rahmen durchgeführt werden.


Handlungskompetenzen anwenden
Die Internetkurse für Seniorinnen und Senioren sind jedes Jahr Teil der Abschlussklasse im Fach Wirtschaft bei Lehrer William Müller. Ziel sei es, dass die Schülerinnen und Schüler selbstständig etwas auf die Beine stellen und dabei die Grundlagen und Handlungskompetenzen, die sie im Unterricht erlangt haben, anwenden. «Dazu stärkt das Projekt die Beziehung zwischen den Generationen.» Es sei ganz natürlich, dass Seniorinnen und Senioren mit solchen Geräten Berührungsängste haben. «Die Jungen sind mit den Geräten aufgewachsen. Für sie ist der Umgang damit selbstverständlich. Das kann man doch nutzen.»

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