Gemeinsame Erfolge, gemeinsame Träume

Nach und nach trudeln die jungen Judokas an diesem Donnerstagmorgen im Dojo im Hirschgässlein in Basel fürs Training des Regionalen Leistungszentrums (RLZ) ein. Begrüssung, schnell umziehen und schon geht es bei einem lockeren Fussballmatch mit dem Einwärmen los. Auch RLZ-Trainerin Fabienne Kocher spielt mit. Teil der Trainingsgruppe sind auch Chiara Uhlmann (16) und Colin Sägesser (17) aus Reinach. Die beiden Judokas haben ein erfolgreiches Wochenende hinter sich. An den Judo-Schweizer-Meisterschaften in Yverdon wurden Chiara (Gewichtsklasse bis 57 kg) und Colin (bis 66 kg) in der Kategorie U18 Vize-Schweizer-Meister. Zudem gewann Colin in der Kategorie U21 die Bronzemedaille. Bereits 2023 waren beide mit Medaillen von den Schweizer Meisterschaften nach Hause gekommen. Die Medaillen in Yverdon waren der verdiente Lohn eines schon zuvor erfolgreichen Jahres. Dank konstanter Leistungen schafften es die beiden Reinacher an mehreren Ranglistenturnieren aufs Podest.

Pendeln zwischen Schule, Training und Arbeit

Die Erfolge konnten Chiara Uhlmann und Colin Sägesser gemeinsam feiern. Denn die 16- und der 17‑Jährige sind privat ein Paar. Kennengelernt haben sie sich natürlich beim Judo. Sie reisen teilweise gemeinsam an Turniere und trainieren regelmässig zusammen. Tief verbunden sind sie mit ihrer Leidenschaft für die japanische Kampfsportart und den Entbehrungen, die sie auf sich nehmen, um national und vielleicht auch bald international zur Spitze zu gehören.

Trainingslager in Japan

Chiara Uhlmann begann im vergan­genen Sommer das Sport-Gymnasium in Liestal. Ihr Stundenplan ist auf ihre Trainings ausgerichtet. Da liegen auch mal mehrtägige Trainingslager drin. Die schulische Leistung muss sie trotzdem erbringen. Damit die Belastung stemmbar ist, dauert das Sport-Gymnasium ein Jahr länger als das gewöhnliche Gym­nasium. Colin Sägesser absolviert eine Sport-KV-Lehre bei Primeo Energie in Münchenstein. Dabei kommen ihm der Arbeitgeber und die Berufsschule in Liestal für die Trainings und Wettkämpfe entgegen. «Ich bin Primeo Energie sehr dankbar, dass sie mir diese Chance gegeben haben. Die Arbeit gefällt mir sehr.»

Beide streiten die hohe Belastung mit Schule, Beruf und Leistungssport nicht ab. Dazu brauche es auch Zeit für Er­holung und eine gezielte Ernährung. «Manchmal wird es auch zu viel», geben beide zu. «Dann versuche ich immer, mir einen Überblick über die aktuelle Situation zu verschaffen und mir auch zu sagen, weshalb ich das mache. Manchmal muss man auch etwas zurückstellen», erklärt Chiara Uhlmann, die seit kurzem in Arlesheim wohnt.

Was treibt denn die beiden an, jeden Tag zwischen Liestal, Münchenstein, Basel, Reinach, Arlesheim und auch mal Brugg, wenn sie mit dem Nationalkader trainieren, mit dem öffentlichen Verkehr zu pendeln? «Für mich ist Judo auch eine Lebensschule. Es gibt mir sehr viel als Mensch, unabhängig von den Erfolgen», beschreibt Chiara. Viele Freundinnen und Freunde hätten sie über das Judo kennengelernt, ergänzt Colin. «Der Sport bringt mich sozial weiter. Wir lernen andere Kulturen kennen, wenn wir international an Wettkämpfe oder in Trainingslager reisen.» Im vergangenen Sommer waren beide für zweieinhalb Wochen für Trainings in Japan. «Ein unvergessliches Erlebnis und viele tolle Eindrücke», schwärmen beide.

Die gewonnenen Medaillen an den Schweizer Meisterschaften sehen Chiara Uhlmann und Colin Sägesser als ihre bisher grössten Erfolge. Auch international konnten sie an einzelnen Wettkämpfen bereits Spitzenresultate erzielen. Die Qualifikation für die Europameisterschaften verpassten beide bisher knapp. Das soll sich 2025 ändern. Chiara will es bei den U18 schaffen, Colin bei den U21. Das junge Paar hat auch langfristig die gleichen Träume. «An die Olympischen Spiele 2032 in Brisbane», antworten beide einstimmig auf die Frage, was denn sportlich ihr Karriereziel sei.

Lob von der Trainerin

Hört man RLZ-Trainerin Fabienne Kocher zu, scheinen die Träume von Chiara und Colin nicht unrealistisch. «Beide gehören im Regionalen Leistungszentrum zu den Vorbildern. Ich sehe bei beiden sehr viel Potenzial.» Glücklich stimmt Kocher, dass beide die Ratschläge und Forderungen der Trainerinnen und Trainer aufnehmen und gut umsetzen. Kocher lobt die Fokussiertheit und die Selbstdisziplin von Chiara Uhlmann und Colin Sägesser. Sie sagt aber auch, dass beide natürlich noch Verbesserungspotenzial hätten. «Sie könnten noch selbstbewusster sein und auch so auftreten. Das strahlt auf der Matte aus und zeigt Wirkung.»