Fussgängerstreifen und Trottinette, aber keine Lotsen und kein Schulbus
Nicht alle Eltern sind mit den Verkehrsmassnahmen für den Schulweg ins Provisorium Weiermatt zufrieden.
Wie andere Eltern, deren Kinder ins Schulhaus Surbaum gehen, hat auch Sabrina Demontis am 1. Februar einen Flyer erhalten mit Tipps, welchen Weg ihr Sohn, der die dritte Primarstufe besucht, ins Provisorium bei der Weiermatthalle nehmen soll. Die Kernaussage auf dem Flyer lautet: «Der Schulweg bleibt für alle Schülerinnen und Schüler sicher.» Ihr reichen diese Tipps und die versprochenen Sicherheitsmassnahmen für den längeren Schulweg während der Bauzeit des Schulhauses Surbaum aber nicht. Gerade während der Stosszeit am Morgen herrsche auf der Binningerstrasse viel Verkehr, sodass es sogar für Velofahrende mühsam ist. «Dazu kommt, dass in der Tempo-30-Zone die Parkplätze versetzt sind, was die Übersichtlichkeit für die Kinder noch stärker mindert», warnt Demontis.
Gemeinde und Schulleitung empfehlen, dass die Kinder die Achse Brunngasse/Binningerstrasse nehmen. Doch gerade die Ecke Fleischbachstrasse/Binningerstrasse sei für Kinder unübersichtlich, findet Sabrina Demontis. Ihr Sohn hat ins Provisorium gemäss Google Maps einen Schulweg von über zwei Kilometern. So könne es auch noch jüngeren Kindern gehen, die damit wohl mehr Probleme haben werden.
Autofahrer wollen auf die Hauptverkehrsachsen
Der für Mobilität verantwortliche Gemeinderat Markus Huber (SP) hat Verständnis für die Sorgen, verspricht aber konkrete Massnahmen. Zum einen sollen bestehende Hindernisse entfernt und Übergänge sicherer gemacht werden. «Es wird sieben zusätzliche Fussgängerstreifen geben, neue Ausbuchten, breitere Fussgängerbereiche, aufgemalte Füsschen als Wegleitungen bei Strassenübergängen, und möglicherweise werden einzelne Parkplätze versetzt, um die Übersicht zu erhöhen», kündigt Huber an. Zu Beginn werde die Gemeindepolizei vermehrt Geschwindigkeitskontrollen durchführen. Ziel sei es, dass allen Quartierbewohnenden bewusst wird, dass dort jetzt verstärkt Schulkinder unterwegs sind. Es sei aber immer subjektiv, was man unter viel Verkehr verstehe, gibt Markus Huber zu bedenken. Autofahrer hätten heute primär das Ziel, auf die Hauptverkehrsachsen zu kommen und möglichst kurz auf den Quartierstrassen zu verbleiben.
Die Gemeinde bietet auf Anfrage Gutscheine für den Kauf eines Trottinetts an. Vor den Fasnachtsferien wird es für die Klassen zusätzlichen Verkehrskundeunterricht geben. Den in einer Petition geforderten Schulbus wird es aus organisatorischen und finanziellen Gründen aber nicht geben.
Kein Nutzen für Lotsen in der Tempo-30-Zone
Dass die Gemeinde auch auf Verkehrslotsen, die den Kindern an neuralgischen Stellen über die Strasse helfen, verzichten möchte, kann Sabrina Demontis nicht verstehen, wohingegen sie die Absage an den Schulbus nachvollziehen kann. Es sei alles eine Frage der personellen Ressourcen, also der Kosten, entgegnet Gemeinderat Huber. Die für Bildung zuständige Gemeinderätin Béatrix von Sury (Die Mitte) sieht Lotsen nur für Kindergartenkinder und Erstklässler in einer zeitlich begrenzten Phase zur Überquerung der Baselstrasse im Bereich Reinach Nord und Surbaum als denkbar, in der Tempo-30-Zone sehe der Gemeinderat dafür keinen Nutzen, weil keine Hauptstrassen zu überqueren sind. Die Gefahr eines Elterntaxi-Konvois habe die Gemeinde auf dem Schirm, versichert Markus Huber. Sabrina Demontis gehen nicht nur die Sicherheitsmassnahmen zu wenig weit, sie bemängelt grundsätzlich die ihrer Meinung nach unzureichende Kommunikation der Gemeinde. Viele Eltern würden sich nicht ernst genommen fühlen. Gemeinderätin Béatrix von Sury kann diese Kritik nicht nachvollziehen. «Wir nehmen die Eltern sehr wohl ernst. Mein Gemeinderatskollege Markus Huber und ich stehen für Anfragen und Gespräche stets zur Verfügung. Schlussendlich war es uns auch wichtig, rasch Massnahmen zu treffen.»