Füürbäsebinde: (k)ein Hexenwerk

Am 25. Februar ist es wieder so weit: Die sagenumwobene «Chäppelihäx» lädt zum Tanz mit dem Teufel, um den ­Winter auszutreiben. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.

Feuer und Flamme: (v. l.) Der Vorstand des Chäppelihäx-Vereins mit Isabelle Baumgartner, Alex Meyer, André Sprecher, Thomas Altherr und Innozenz Schneider (es fehlt Urs Witta). Foto: Florin Bürgler
Feuer und Flamme: (v. l.) Der Vorstand des Chäppelihäx-Vereins mit Isabelle Baumgartner, Alex Meyer, André Sprecher, Thomas Altherr und Innozenz Schneider (es fehlt Urs Witta). Foto: Florin Bürgler

Das Chäppeli dürfte nicht nur vielen Reinacherinnen und Reinachern ein Begriff sein – sei es auch nur als Name einer Bushaltestelle. Geht es um die mystische Vergangenheit des Chäppeli, wie das Waldstück zwischen Reinach und Therwil genannt wird, wissen jedoch vor allem die Jüngeren wahrscheinlich nicht mehr allzu viel über diesen vermeintlich verwunschenen Ort. Dabei gibt es eine Vielzahl an Sagen und Geschichten, die sich um das berüchtigte Chäppeli ranken. Ein Beispiel ist die Therwiler Hexenmeisterin Amalia, die im Jahre 1559 zum Feuertod verurteilt wurde. «Sie habe dort ein Hagel gemacht», steht in den Prozessakten als Begründung.

Der Legende nach rumort die Chäppelihäx das ganze Jahr in ihrem Wald he­rum und kehrt einmal im Jahr in ihr geliebtes Dorf zurück. Jeweils am Wochenende nach der Reinacher Fasnacht findet das Frühlingsfest «Funggefüür und Chäppelihäx» statt. Dieses Jahr am 25. Februar. Dort tanzt die Chäppelihäx mit dem Teufel und ihren Begleithexen um das grosse Feuer und treibt unter tosendem Lärm von Treicheln, Rären und Tambouren den Winter aus.

«Kein Fasnachtsanlass, sondern ein Winteraustreiben»

Seit 2013 gibt es auch einen Verein, der sich der Wiederbelebung dieses lokalen Brauches verschrieben hat. Ideengeber und Mitbegründer ist Alex Meyer. Der 66-Jährige betont: «Die Chäppelihäx ist kein Fasnachtsanlass, sondern ein Winteraustreiben, wie es das schon bei den Kelten gegeben hat. Bei uns gibt es keine Guggenmusik.» Die Idee sei es, Lärm zu machen und symbolisch gemeinsam den dunklen Winter zu vertreiben.

Damit das auch gelingt, braucht es natürlich die passende Vorbereitung. Am Samstag wurden deswegen beim Heimatmuseum gemeinsam Feuerbesen gebunden, die dann am grossen Tag ­angezündet, geschultert und hin zum «Funggefüür» auf dem Chäppeli getragen werden.

Der Feuerbesen entsteht aus einem länglichen Holzstamm mit etwa sechs bis acht Zentimetern Durchmesser, der mit Draht umsponnen wird. Anschliessend werden auf einer Seite weitere kleinere Holzstücke angebracht. Die Fertigung dauert etwa eine halbe Stunde, und insgesamt werden rund 20 Stück benötigt. Fleissig hilft auch der elfjährige Marlon Schneider. Mit einem Hammer «bewaffnet» und seinem Vater als Unterstützung bastelt er an seinem eigenen Feuerbesen. Die Vorfreude ist gross: «Dieses Jahr darf ich das erste Mal mitlaufen. Ich freue mich schon riesig auf das grosse Feuer», meint Marlon.

Feuer und Flamme ist auch der Präsident des Chäppelihäx-Vereins, André Sprecher. «Ans Frühlingsfest kommen normalerweise bis zu 300 Besucher. Das wäre auch die Hoffnung für dieses Jahr, doch das ist natürlich auch immer wetterabhängig», meint der 71-Jährige. Der Verein zählt 34 Aktive und ist stets auf der Suche nach neuen Interessierten. Kassier Meyer meint: «Wir freuen uns immer über neue Mitglieder. Kostüme, Treicheln und Feuerbesen haben wir genug – und wirklich alle, egal ob klein oder gross, sind auch spontan willkommen.»

Der Vorstand würde es auch begrüssen, wenn der Chäppelihäx-Brauch an den Reinacher Schulen vermehrt gepflegt und thematisiert würde. Meyer dazu: «Wir haben bereits einmal angefragt, stiessen aber auf kein grosses Echo. Wir wollen aber generell in Zukunft mehr auf den Brauch der Chäppelihäx und unseren Verein aufmerksam machen.» Eine eigene Hymne gibt es mit dem Chäppelihäx-Lied bereits, das am 25. Hornig sicherlich mit feuriger Inbrunst gesungen wird, um den Frühling zu empfangen. «Äins – zwei – drey – vier – fümf und säggs, mir danze mit dr Chäppelihäx. Alli sin hüt unterwäggs und danze mit dr Häx.»

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