Frank Lorenz zieht weiter in die Offene Kirche Elisabethen
Sieben Jahre wirkte er als Pfarrer für Reinach. Jetzt ist Frank Lorenz auf den 1. September zum Co-Leiter der Offenen Kirche Elisabethen (OKE) berufen worden. Das «Wochenblatt» hat mit ihm gesprochen.
Thomas Brunnschweiler
Wochenblatt: Sie treten die Stelle als reformierter Co-Leiter der Offenen Kirche Elisabethen an. Was bedeutet für Sie dieser Schritt in ein Projekt, das jenseits konfessioneller Grenzen Menschen ansprechen will?
Frank Lorenz: Ich war schon immer ein Brückenbauer und habe verschiedene Welten verbunden. Vielleicht hab ich auch deshalb drei Berufe erlernt: Theologe, Journalist und Betriebswissenschaftler. Religiös ist das ähnlich: Als Lutheraner geboren, hat mich der katholische Franziskaner Richard Rohr mentoriert, und ich habe jüdische und buddhistische Freunde. Verankert bin ich in der reformierten Tradition. Ich habe hier in Reinach mit der reformierten Gemeinde an einer nachhaltigen Kirchenentwicklung gebaut. Am 31. August wird das Gemeindezentrum am Mischeli eröffnet. Irgendwie gehe ich also von offener Kirchgemeinde zu offener Kirche.
Aber ist es nicht schwierig, die Gemeinde gerade jetzt zu verlassen?
Frank Lorenz: Ich begleite die Gemeinde noch bis zur Eröffnung des Zentrums. Ich bin aber auch traurig über den Abschied.
Und was nehmen Sie aus Ihrer Zeit als Reinacher Gemeindepfarrer in Ihre neue Tätigkeit mit?
Frank Lorenz: Die Bedeutung von Beziehungen. Die Bedeutung freiwillig Mitarbeitender. Und ganz konkret habe ich die Männer aus der Gruppe «Wilde Männer» gefragt, ob sie in die Elisabethenkirche mitziehen. Die meisten haben Ja gesagt.
Welche, allenfalls neuen, Qualitäten brauchen Sie in der Elisabethenkirche?
Frank Lorenz: Meine Berufsbezeichnung als ordinierter reformierter Theologe ist Verbi Divini Minister VDM. Sie ist für mich weiter Auftrag: Den Menschen mit ewigen Worten dienen. Und ganz sicher werde ich als Geschäftsführer besonders die Betriebswissenschaft einsetzen.
Die Offene Kirche Elisabethen wird oft angegriffen, weil Events stattfinden, die nicht ins Weltbild frommer Gläubiger passen. Gibt es für Sie selbst im Kirchenraum so etwas wie ein absolutes No-Go oder ist dieser Raum für alles denkbar?
Frank Lorenz: Kirchen sind für Menschen da, nicht Menschen für die Kirchen und Religionen. Was dient, ist gut. Wir sind eine Kirche der Bedürftigen und Sehnsüchtigen, nicht der Gerechten und schon gar nicht der Selbstgerechten. So gesehen steht die Tür der Offenen Kirche – wie bisher – vielen offen. Was aber sicher nicht geht, sind Rassismus, Antijudaismus, Homophobie, Gewaltverherrlichung und auch Manipulation. Was ist immer geht ist Lebensfreude, Heilung und Trost. Die Offene Kirche Elisabethen hat ja einen expliziten Auftrag zur Innovation. So war sie immer und soll sie auch weiterhin ein kirchliches Labor sein.
Mit wem arbeiten Sie zusammen und worauf freuen Sie sich?
Frank Lorenz: Das Leitungsteam besteht aus Monika Hungerbühler, Beat Müller und mir. Ich selbst bin je zur Hälfte theologischer Co-Leiter und Geschäftsführer der OKE. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit beiden und den vielen Freiwilligen. Ich freue mich auf die Urbanität und den Gestaltungsraum. Mein Bild von Spiritualität deckt sich mit einer der Zentralaussagen des neuen Grundsatzpapiers der Offenen Kirche: Gastfreundschaft. An einem langen Tisch Brot zu teilen als Symbol für die Ewigkeit, Wein als Symbol für die Festfreude; und Worte und Musik als Symbol und Teil einer urbanen Kultur. Trotzdem ich das Denken liebe, vertrete ich einen Glauben, der nicht ein Fürwahrhalten ist, sondern eine umfassende Daseinsform, als Gegenentwurf zu Angst.