«Es ist wie das Nichts, das man auch nicht erklären kann»

Der in Reinach wohnhafte Jörg Bader alias Shosan Kogetsu begann seinen Zen-Weg vor vierzig Jahren. Er ist viel in der Welt herumgekommen und wurde von seinem Meister sogar zu einem der «Ersten Schüler» ordiniert.

Rituelle Räucherstäbchenzeremonie: Shosan Kogetsu ist fasziniert von der japanischen Kultur. Foto: Thomas Brunnschweiler
Rituelle Räucherstäbchenzeremonie: Shosan Kogetsu ist fasziniert von der japanischen Kultur. Foto: Thomas Brunnschweiler

Schon früh kam Jörg Bader mit der japanischen Kultur in Kontakt. Ein Onkel, der an der Sorbonne in Paris Professor für Sinologie war, kam mit einem reichen Japaner in Kontakt. Der Mann war ein Vasall des Kaisers. Sein Sohn war ein Tunichtgut, und so schickte ihn sein Vater nach Zürich, wo er Manieren lernen sollte. Der junge Japaner wohnte bei der Familie Bader, und Jörg lernte mit ihm die ersten Worte in Japanisch.

Von Anfang an faszinierte ihn die japanische Kultur. Nach einem abgebrochenen Geologie- und Philosophiestudium zog es Jörg Bader zum Coiffeurberuf. Er war einige Zeit im Salon von Vidal Sassoon und arbeitete dann als Geschäftsführer der Coiffure Opéra in Genf. Unter seinen Kunden waren auch berühmte Filmgrössen wie Jean-Paul Belmondo, Alain Delon oder Richard Burton. Zwischen 30 und 35 nahm er Unterricht in japanischer Kalligrafie und erlernte die japanische Sprache. Danach ging er in ein japanisches Bergkloster, wo er mit Zazen begann. Zazen ist die Sitzmeditation, eine Meditationstechnik des Zen-Buddhismus.

Eindrücklicher Roman über das Klosterleben

Vor genau vierzig Jahren begann Bader seine Zen-Laufbahn. «Im Zen wird man oder man wird nicht», sagt Shosan. Seine Ordination zum Priester erhielt er von Eso Hozen Roshi und Kobun Chino Roshi, beide Meister der Soto-Linie des Haupt-Zen-Zentrums in Kalifornien. Gefragt, warum man Zen nicht erklären könne, sagt er: «Es ist wie das Nichts, das man auch nicht erklären kann.» Shosan verbrachte einen ganzen Monat im höchstgelegenen Kloster Antai-ji (Kloster des Friedens) auf der Kobe entgegenliegenden Seite der Insel Honshu. Er schrieb darüber einen Roman, in dem die Strapazen der täglichen, bis 15-stündigen Meditation und die strenge Arbeit in den mit Jauche gefüllten Reisfeldern geschildert werden. Für Shosan Kogetsu ist Zen eine Fundamentalphilosophie. «Als Zen-Mönche sind wir in der letzten Phase, aus dem Rad der Wiedergeburten auszusteigen», sagt er.

Einfach nur sitzen

Bei der Soto-Richtung, der er angehört, tritt die Erleuchtungserfahrung, die in der Rinzai-Richtung zentral ist, eher in den Hintergrund. Es geht im Soto um das Shikantaza, das «einfach nur Sitzen», die absichtslose Aufmerksamkeit des Geistes im Zazen. Nicht zufällig heisst sein Dojo in Witterswil «Mukitaimon»: «Das Tor der Nichterwartung». Ein Dojo (gesprochen: Doscho) ist ein Übungs- und Begegnungsraum für Shosans Schülerinnen und Schüler. Wer sich im Zen vordrängelt, hat hier nichts zu suchen. «Es gibt nichts zu erreichen», sagt Shosan, «eines Tages kommt der Meister und sagt: Bist du bereit?»

Als von Eso Hozen ordinierter «Erster Schüler» ist er ein potenzieller Nachfolger (Shusso) seines Meisters. Die Instrumentalisierung des Zen als Business-Zen, Wellness-Zen oder Therapie-Zen lehnt Shosan ab.

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