Eine Lektion in römischem Städtebau
Anlässlich seines jährlichen Bummels besuchte der Reinacher Einwohnerrat die Römerstadt Augusta Raurica.
«Augusta Raurica ist in unserem Kulturverständnis das Sinnbild für Städteplanung, die das heutige Reinach auch betrifft», sagte Einwohnerrat Adrian Billerbeck (SVP), der seine Kolleginnen und Kollegen am vergangenen Samstag zusammen mit dem ebenso fachkundigen Freund und Bekannten aus Allschwil, Dominique Gloor, durch die alte Römerstadt führte. Ein «Bummel mit Glo-Bi» sollte es laut Einladung werden, wobei klar wurde, dass es sich dabei nicht um die Figur Globi, sondern um die jeweils ersten Buchstaben von Gloor und Billerbeck handelte.
«Wir bieten seit vielen Jahren Führungen an verschiedenen Orten und für ganz unterschiedliche Menschen an. Eine politische Gruppe hatten wir aber noch nie», so Billerbeck. Nach einem ersten Apéro gab Billerbeck eine Einführung zum Thema Augusta Raurica zum Besten und dabei wurde schnell klar: Billerbeck hat Ahnung, wenn es um Römer geht. Kollege Gloor wurde zwischendurch die Aufgabe zuteil, Billerbeck zu widersprechen, was der ganzen Performance eine gewisse Lebendigkeit verlieh.
Die römische Kolonie Augusta Raurica am Südufer des Rheins wurde im Jahr 44 v. Chr. gegründet, entwickelte sich zur grössten Stadt der Region und zählte 200 n. Chr. rund 15000 Einwohnerinnen und Einwohner. Ihre Bedeutung hatte die Stadt nicht zuletzt wegen ihrer Lage, denn hier trafen die Nord-Süd-Verbindungen von Italien ins Rheinland und die West-Ost-Verbindung von Gallien an die Donau auf den Rhein. Mit dem Aufschwung der Stadt Basel im 7. Jahrhundert verlor der Ort an Bedeutung und wurde zu einem kleinen Fischerdorf. Heute ist das Gebiet der Dörfer August und Kaiseraugst eine Ausgrabungsstätte, ein Forschungszentrum sowie ein Museum.
«Kulturelle Aneignung»
Billerbeck und Gloor gaben den anwesenden Parlamentarierinnen und Parlamentariern eine Lektion in römischem Städtebau, der Anlegung von Abwassersystemen und antikem Theaterspektakel. Auch mit politischen Anspielungen sparten die beiden nicht, etwa dann, wenn es um «die kulturelle Aneignung» der Römer ging: «Die Römer nahmen das Beste von anderen Kulturen und entwickelten es in ihrem Sinne weiter.»
Von Rom nach New York
Später am Nachmittag gab es für Einwohnerratskolleginnen und -kollegen die Gelegenheit, bei einem Gladiatorenkampf selbst eine Rolle zu besetzen und sie in einer Art Theater nachzuspielen. Gegen Abend liessen die Reinacher die Römer definitiv hinter sich und pilgerten nach Hause ins «New York Café», wo es Hamburger zu essen und Billard zum Spielen gab.