Ein Jahr im Amt: Viel Lob, aber auch Kritik für den Gemeindepräsidenten

Ein Jahr ist Melchior Buchs (FDP) Gemeindepräsident von Reinach. Das Wochenblatt wollte wissen, was die Parteien von seiner bisherigen Arbeit halten.

Melchior Buchs am Steuer: Für die einen ein Vertreter der Wirtschaft, für die anderen ein bürgerlicher Glücksfall.  Foto: ZVG
Melchior Buchs am Steuer: Für die einen ein Vertreter der Wirtschaft, für die anderen ein bürgerlicher Glücksfall. Foto: ZVG

Fast 27 Jahre lang hatte die SP das Reinacher Gemeindepräsidium inne und der Gemeinderat war von Sozialdemokraten dominiert. Seit den politischen Umwälzungen im Zuge der Asyl-Affäre hat sich die Grosswetterlage im Reinacher Gemeinderat geändert und mit Melchior Buchs (FDP) als Gemeindepräsident lenkt erstmals wieder ein bürgerlicher Politiker das Schiff. Seit einem Jahr ist er nun im Amt und hat das politische Klima in Reinach bereits geprägt: «Für Reinach ist Melchior Buchs ein Glücksfall. Er ist authentisch, ehrlich und hat keine Allüren», so SVP-Präsidentin Caroline Mall gegenüber dem Wochenblatt. Er hat «Ruhe in die Asyl-Affäre gebracht und öffentlich bekundet, dass seitens des Gemeinderates in der Vergangenheit Fehler passiert sind.» Buchs nehme den Einwohnerrat ernst und respektiere diesen als gesetzgebende Behörde. Zudem denke er mittel- und langfristig, «damit die Gemeinde nicht mehr ausgibt, als sie einnimmt». Zudem hofft die SVP, dass sich der Gemeindepräsident bei den Wahlen 2020 «für die Konkordanz einsetzt. Will heissen: je zwei FDP- und SVP-Vertreter im Gemeinderat.»

Begeistert zeigt man sich natürlich bei Buchs eigener Partei: Neben viel Lob zu Buchs als Mensch und Politiker betont FDP-Präsidentin Gerda Massüger: «Die vergiftete Stimmung zwischen Einwohnerrat und Gemeinderat ist verflogen. Wir können wieder konstruktiv zusammenarbeiten.» Auf Anfrage des Wochenblatts heisst es vonseiten der CVP kurz und klar: «Die CVP nimmt Melchior Buchs als engagierte Person wahr. Er macht eine gute Arbeit», so der Präsident der CVP Reinach, Denis von Sury. Auch die BDP, die mit Doris Vögeli im Gemeinderat vertreten ist, findet positive Worte, äussert jedoch auch ein wenig Kritik: «Wir wünschen uns, dass er in der Stadtentwicklung den Anliegen der Umwelt, der Natur sowie der Nachhaltigkeit mehr Gewicht verleiht und diese nach aussen ebenso vertritt wie die Quartierpläne», sagt die Präsidentin der BDP Birstal, Marie-Therese Müller. Auch bezüglich der Sanierung des Reinacher Gartenbades sehe die BDP «noch keine nachhaltige Lösung».

Ein Wirtschaftsvertreter

Weniger Lob, dafür mehr Kritik gibt es von linker Seite. Kritisch sieht man den politischen Kurs Buchs natürlich bei den Grünen: «Man kann gut mit ihm reden. Bei den grünen Themen habe ich aber eher Zweifel», so deren Präsident, Marco Agostini. «Er politisiert rechtsbürgerlich und wir linksgrün. Damit sind wir nicht auf der gleichen Wellenlänge – so etwa bei der Südumfahrung, wo wir klar dagegen sind und Melchior Buchs dafür.» Agostini hofft, dass Buchs «die ärgerliche Sache mit dem Schwimmbad richten kann».

Sehr differenziert beurteilt die SP den Gemeindepräsidenten – es gibt sogar etwas Lob: «Er ist präsent an Anlässen, ist offen und kommunikativ», so Co-Präsidentin Melanie Thönen. Die sozialen, bildungspolitischen und ökologischen Themen fänden Gehör, wenn auch «die Gewichtung darüber, was prioritär ist, unterschiedlich ausfällt». Ein klar bürgerlicher Politiker und ein Wirtschaftsvertreter, der aber in gesellschaftlichen Belangen eine offene und liberale Haltung zeigt, so die Beurteilung. «Das Beispiel Südumfahrung zeigt, dass die wirtschaftlichen Interessen in seinem politischen Wirken leitend sind.» Etwas Kritik muss Buchs vonseiten der SP bezüglich Einbezug der Bevölkerung bei Quartierplanungen einstecken – eigentlich ein Anliegen, das für Buchs bei Amtsantritt weit oben auf der politischen Agenda stand: «Mit Workshops wurde versucht, die Bevölkerung einzubeziehen. Diese bewirken allerdings noch wenig. Hier könnte Melchior Buchs noch konkreter werden.»

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