Die Automechanikerin mit einem Herz für Tiere
Therese Stalder ist als Präsidentin des Tierparks Reinach zurückgetreten. Insgesamt 20 Jahre hat sie sich bei dem Verein engagiert. Ihre Nachfolge ist noch nicht geregelt.
Oliver Sterchi
Hier fühlt sie sich wohl: In der Gesellschaft von Zwerggeissen, Damhirschen und Enten im Tierpark Reinach kann Therese Stalder ihrer Leidenschaft für pelzige Vierbeiner und watschelndes Federvieh frönen. Neun Jahre lang war Stalder Präsidentin des Vereins Tierpark Reinach, der die Anlage beim Birsufer betreibt. Davor arbeitete sie während elf Jahren als Tierbetreuerin. Insgesamt hat sich die Reinacherin also 20 Jahre lang beim Tierpark engagiert. Doch nun ist Schluss: An der Generalversammlung des Vereins von Anfang Woche trat Stalder offiziell zurück. «Nach so vielen Jahren wird es Zeit, etwas neues anzufangen», sagt die ausgebildete Automechanikerin, die bei der Motorfahrzeugprüf-station in Münchenstein arbeitet.
Stichwort Ausbildung: Als Stalder Mitte der 90er-Jahre als Tierbetreuerin zum Tierpark stiess, hatte sie noch keine Erfahrung im professionellen Umgang mit Tieren. «Als Kind hatte ich immer schon Haustiere. Der Rest war Learning by Doing», meint die Ex-Präsidentin. Auf die Stelle stiess sie übrigens durch ein Inserat im «Wochenblatt». 2007 übernahm Stalder dann gewissermassen zufällig das Vereinspräsidium. «Ich wollte meine Stelle als Tierbetreuerin kündigen. Gleichzeitig hörte jedoch der damalige Präsident Sepp Feigenwinter auf und ich wurde angefragt, ob ich das Amt übernehmen möchte», erzählt die ausgewiesene Tierfreundin.
Umbau als Highlight
Wenn Stalder auf ihre zwanzigjährige Tätigkeit beim Tierpark zurückblickt, dann streicht sie ein besonderes Highlight heraus: die Umgestaltung der Anlage in den Jahren 2011 bis 2013. Möglich machte dieses Unterfangen eine Kooperation mit dem Kanton. Dieser fragte den Tierparkverein damals an, ob er auf dessen Areal, das von der Bürgergemeinde zur Verfügung gestellt wird, ein Mischwasserbecken installieren dürfe. Ein solches Becken dient der Zwischenlagerung von Abwasser, bevor es in die ARA Birsfelden weitergeleitet werden kann. Der Tierpark musste dafür auch seinen alten Weiher aufgeben. Im Gegenzug finanzierte der Kanton unter anderem die Einrichtung eines neuen Teichs. «Das war eine Win-win-Situation, beide Seiten profitierten», bilanziert Stalder. Doch damit nicht genug: Der Tierpark nutzte die Gelegenheit, die Anlage komplett neu zu gestalten.
Das benötigte Geld wurde durch Gönner und Sponsoren beschafft. Insgesamt kamen über 350 000 Franken zusammen. Konnte man früher die Tiere nur von der Strasse aus beobachten, so verfügt der neue Park über eine Besucherzone zwischen den Gehegen. Hinzu kommt eine ausgebaute, zusammenhängende Voliere für die Vögel, die ebenfalls für Besucher zugänglich ist.
Dem Park drohte die Schliessung
Dass der Tierpark heute in neuem Glanz erstrahlt, ist indes nicht selbstverständlich. Noch um die Jahrtausendwende gab es Diskussionen im Gemeinderat, ob man den Verein weiterhin finanziell unterstützen wolle. Die Gemeinde bezahlt mittels zweckgebundener Subventionen unter anderem die Saläre der Tierbetreuer. Der Einwohnerrat beschloss damals jedoch, den Park vorerst weiterhin zu unterstützen.
Prekäre Situation
Nun steht der Tierpark Reinach ab Juni womöglich ohne Vereinspräsidentin da. Die designierte Nachfolgerin von Therese Stalder konnte das Amt doch nicht antreten, da sie im Sommer mit ihrer Familie ins Berner Oberland zieht. Bis dahin amtet sie als Präsidentin ad interim. Aus dem näheren Umfeld des Vereins fand sich bis jetzt niemand für den Posten. Für Stalder ist es indes ausgeschlossen, dass sie das Präsidium notfalls wieder übernehmen würde: «Ich bin definitiv draussen.» Der Verein hat also noch knapp zwei Monate Zeit, um die Nachfolge zu regeln. Im Fall der Fälle müsste wohl jemand aus dem Vorstand einspringen. Neben einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für Therese Stalder sucht der Verein sowohl Mitglieder als auch ehrenamtliche Aufsichtspersonen für den Park. Die ehemalige Präsidentin appelliert darum an alle Tierfreunde: «Kommt zum Tierpark!»