Claude Hodel: «Rekrutierung von Freiwilligen ist harte Knochenarbeit»
Die CVP Reinach diskutierte in ihrer achten Ausgabe von «Zämme rede» über die Freiwilligenarbeit und deren Bedeutung für die heutige Gesellschaft.
Tobias Gfeller
Alt Regierungsrat Peter Schmid war neben seinen vielen bezahlten Ämtern auch mehrfach ehrenamtlich tätig. Mit einer Übersicht zur Bedeutung der Freiwilligenarbeit in der heutigen Zeit eröffnete er den Diskussionsabend «Zämme rede» am Montag im Gemeindehaus. Zu Beginn unterlegte Schmid sein Referat mit statistischen Zahlen. «Rund ein Drittel der über 15-Jährigen ist heute freiwillig tätig. Das heisst, mehr als die Hälfte ist es nicht.» Schmid mahnte aber sogleich an, dass es mit der Statistik alleine nicht getan sei. «Die Gruppe Hochbetagter nimmt beispielsweise zu, und in dieser Situation ist man zu hundert Prozent mit sich beschäftigt. So wird automatisch der Anteil Freiwilliger gesenkt.» Auch hätten die Ansprüche an das familiäre, das schulische und das ausserschulische Leben zugenommen. Sehr spannend war Schmids Aussage, dass eher jene, die beruflich viel engagiert sind, auch überdurchschnittlich viel freiwillige Arbeit leisten. Und umgekehrt jene, die Zeit hätten, eher weniger.
Professionelle Freiwilligenarbeit
Michelle Bachmann, Leiterin der Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Kanton Basel-Stadt, berichtete aus ihrer vielfältigen Tätigkeit. Ebenso wie Peter Schmid unterstrich der Reinacher SP-Einwohnerrat und Initiator des Netzwerkes Reinach, Claude Hodel, die Wichtigkeit der Ernsthaftigkeit der unbezahlten Arbeit. «Die Freiwilligenarbeit ist genauso professionell wie die bezahlte Arbeit.» Er unterstrich dies mit insgesamt zehn Thesen. «Auch für die Freiwilligenarbeit sind gute Kommunikation und exakte Vereinbarungen von grosser Bedeutung. Es muss geklärt sein, was die Tätigkeit alles umfasst», führte Hodel zum Beispiel aus. Eine klare Beschreibung des Pflichtenhefts hält er für unumgänglich. «Auch soll man als Organisation Spesen an die eigenen Freiwilligen zahlen – auch wenn sie diese zuerst nicht annehmen wollen. Es geht um Wertschätzung und Anerkennung.»
Paul Wenger anerkennt Leistungen
Genau diese überbrachte Paul Wenger (SVP) als für Kultur und Freizeit zuständiger Gemeinderat. «Die Freiwilligenarbeit erhält die verdiente Anerkennung viel zu wenig. Auch ist sie zu wenig Thema in Medien und Politik.» Wenger zeigte mit einer einfachen Rechnung die Bedeutung der Freiwilligenarbeit für die Gemeinde Reinach auf. «Wenn zehn Personen der gegen hundert Vereine und Organisationen in Reinach freiwillig tätig sind, würde dies in der realen Arbeitswelt pro Person monatliche Kosten von 400 Franken verursachen.» Für jede Gemeinde wäre es unmöglich, diese Leistung nur halbwegs fair auszugleichen. «Die Gemeinde hat sich zum Ziel gesetzt, diese Freiwilligenarbeit noch mehr zu fördern und anzuerkennen», so Wenger. Dass dies schwierig ist, zeigt auch die Tatsache, dass er sich bereits mit fünf ernsthaften Rückmeldungen zur aufwendigen Suche nach Mitgliedern für das Organisationskomitee des Reinacher Stadtfestes 2015 zufrieden zeigen musste – nachdem unter anderem das «Wochenblatt» über das noch unbesetzte OK redaktionell berichtete.
«Rekrutierung eine Knochenarbeit»
Gemeinderat Wenger lehnte sich auch ein wenig aus seinem Gremium hinaus, als er anmerkte, dass er persönlich noch mehr für die Anerkennung der Freiwilligenarbeit von Gemeindeseite her machen würde. In der anschliessenden Diskussion drehte sich vieles um die Rekrutierung der Freiwilligen. «Das ist eine harte Knochenarbeit», weiss Claude Hodel aus eigener Erfahrung. Heiner Leuthardt, Präsident von Kultur in Reinach, hob aus dem Plenum wie Wenger die Anerkennung und Wertschätzung als zentrale Elemente hervor.