Chäppelihäx mit Zuwachs
Zum zweiten Mal zog die Chäppelihäx – diesmal mit einem ganzen Tross weiterer Hexen – zum Funggefüür-Platz beim Leywald. Letzte Skeptiker müssen angesichts der grossen Zuschauerbeteiligung verstummen.
Thomas Brunnschweiler
Am letzten Freitag war der Ernst- Feigenwinter-Platz um 18.30 Uhr mit Menschen übersät, die alle auf das Eintreffen der Chäppelihäx und des ihr assoziierten Teufels warteten. Zwei Feuerwagen mit metallenen Hexen- und Teufelssymbolen brannten schon, die Treicheln klangen ohrenbetäubend und die Rären knatterten penetrant, bevor das «Lied vo dr Chäppelihäx» vom Texter und Komponisten Hansjörg Hänggi und von Zunftmeister André Sprecher angestimmt wurde. Da heisst es unter anderem: «Die Chäppelihäx isch wiider doo, sy isch vom Chäppeli abe choo, sy will nümm lenger doobe blybe, hilft ys d Winterzyt verdrybe.»
Das Publikum sang kräftig mit, insofern es über den Zettel mit den Strophen verfügte. Endlich war es so weit. Die Chäppelihäx, der Teufel und eine wilde Schar weiterer Hexen – sie schienen sich in der Zwischenzeit zahlenmässig verdreifacht zu haben – traten auf. Unter den Klängen der Tambouren führten die Chäppelihäx und der Teufel den von Claudia Rissner und Tanja Reuse choreografierten Tanz auf.
Archaischer Feuerzauber
Wer mochte, konnte eine der über 120 ausgegebenen Fackeln anzünden. Einige trugen brennende Chienbäse auf den Achseln. Darauf machte sich die Menge als beeindruckend langer Fackelumzug auf den Weg zum Feuerplatz beim Leywald, zog in westlicher Richtung bis zum unteren Leuweg und zum Holzstoss, auf dessen Spitze das angeleuchtete Weidenmannli aus dem Kinderbuch «Achtung Reinach» prangte.
Hier entzündete der Teufel das Funggefüür und tanzte mit der Chäppelihäx nochmals nach wohlgemessenen Schritten vor den rund 500 Menschen, die sich auch dieses Jahr hier eingefunden hatten. Später versuchten sich Kinder wie Erwachsene mit dem Abschiessen von Füürreedli – wie auch das Funggefüür ein alemannischer Brauch, der etliches älter als die Fasnacht selbst ist. Natürlich war nach den Darbietungen und Aktivitäten auch für das leibliche Wohl gesorgt.
Chäppelihäx-Anstecker
Bereits vor einem Jahr hatte sich Alex Meyer, Mitglied der Zunft zu Rebmessern und Initiant von Chäppelihäx und Funggefüür, über den Erfolg der Wiederbelebung alten Brauchtums geäussert. Der Erfolg der diesjährigen Durchführung dürfte ihn und die andern Organisatoren wohl noch bestärken. Es war am Samstag so, als hätte es die Chäppelihäx in dieser Form schon immer gegeben. Viele Kinder-, aber auch Erwachsenenaugen glänzten angesichts des lodernden Feuers und der munteren Gruppe von Hexen.
Früher hatten die Kinder beim Chäppeli jeweils noch Angst vor der Hexe, mit der die Eltern ihnen drohten. Heute, wo die Chäppelihäx leibhaftig herumtanzt, ist diese Angst verschwunden. Am Samstag wurde für 10 Franken auch eine gelungene Miniaturmaske der Chäppelihäx aus Ton verkauft, die man sich anstecken kann.