Buntes Open Air im schwarzen Palast

Das geschichtsträchtige Reinacher Jugendhaus Palais noir, in dem schon Die Ärzte und Stephan Eicher auf der Bühne standen, wird 40 Jahre alt: Das wird mit einem grossen Open-Air-Festival gefeiert.

«Von der Jugend für alle»: So beschreiben Zoé Weyeneth und Samuel Scharowski das Motto des Open Airs. Foto: Florin Bürgler

Das Jugendhaus Palais noir, dessen wahre Grösse von der Strasse aus nur zu erahnen ist, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Den Anfang machten zu Beginn der 1980er-Jahre einige Reinacher Jugendliche, die auf den Strassen im Dorfkern für ihr Anliegen eines eigenen Jugendzentrums warben. Ihre Stimmen fanden Gehör, und so öffnete das «Palais» im Jahr 1984 zum ersten Mal seine Türen. Es gilt als eines der ersten Jugendhäuser in der Region und war doch eigentlich immer schon mehr als das: ein Kulturhaus, auf dessen Bühne schon Musikgrössen wie Züri West, Stephan Eicher oder Die Ärzte das Publikum auf der Tanzfläche oder den manegeartigen Rängen besangen. Auch wenn der musikalische Charakter des Hauses über die letzten Jahrzehnte in den Hintergrund rückte, so dürften wohl zumindest viele der heutigen Jugendlichen von ihren Eltern Anek­doten aus früheren Konzertbe­suchen erzählt bekommen haben. Das Open-Air-Festival zum 40-Jahr-Jubiläum soll gewissermassen an diese Zeiten anknüpfen: «Wir möchten mit dem Festival den musikalischen Geist des Hauses wieder aufleben lassen», erklärt Zoé Weyeneth, Sozialpädagogin im Palais noir und Projektleiterin des Open Airs.

Als sich die Mitglieder des langjährigen Leitungsteams nach der Coronapandemie beruflich anders orientierten, fand sich vor zwei Jahren ein neues Team zusammen. Da alle fünf Mitarbeitenden in Teilzeitpensen arbeiten und nebenbei noch anderen kulturellen oder sozialen Projekten nachgehen, kämen im Team viele Kompetenzen zusammen, meint Samuel Scharowski, Leiter des Jugendhauses. Erfreulich sei zudem, dass seit dem Ende der Pandemie immer mehr und vor allem unterschiedliche Gruppen und Jugendliche im Jugi verkehren würden. Dazu haben wahrscheinlich auch die neuen Projekte beigetragen, die in den letzten zwei Jahren vom neuen Team aufgegleist wurden, beispielsweise der «Sound Palast», der schon zum achten Mal über die Bühne ging: Hier können Bands der Musikschule Reinach erste Konzerterfahrungen sammeln und sich miteinander austauschen. Ein weiteres Angebot ist das «Palais Z’Nacht», bei dem jeden Dienstag ein gemeinsames Abendessen gekocht wird. Auch ein selbsterklärender «Arschbomben-Contest» in der Reinacher Badi wurde neu ins Leben gerufen.

250 Mitwirkende aus der Region

Das grösste Programmhighlight steht aber mit dem Jubiläums-Open-Air am 31. Mai und 1. Juni noch bevor. Als vor rund zwei Jahren die Planungen zum 40. Geburtstag des Hauses begannen, habe sich für alle Beteiligten schnell herauskristallisiert, in welche Richtung es gehen sollte: «Die Bühne ist das Zentrum des Hauses, auch in Verbindung mit der Geschichte war ein Festival die logische Konsequenz für die Jubiläumsfeierlichkeiten», meint Scharowski. Die grösste Herausforderung sei laut Projektleiterin Weyeneth vor allem die Koordination der vielen Freiwilligen und Mitwirkenden gewesen. Von anderen Jugendhäusern über die Pfadi Angenstein und den Reinacher Sportverein bis hin zur Jugendgugge Graffitti-Spukker oder zur Lungenliga Beider Basel sind mit den Acts auf der Bühne rund 250 Personen am grossen Open Air beteiligt.

Wunsch-Act: Eminem

Die Jugendlichen können dabei nicht nur vor Ort selbst an den verschiedenen Ständen mitanpacken, sondern wurden auch bei der Zusammenstellung des Line-ups eingebunden.

«Der klare Favorit der Jugendlichen als Hauptact war Eminem», erklärt Weyeneth mit einem Schmunzeln. Auch wenn dieser Wunsch offenkundig unerfüllt blieb, gelang es, ein diverses und abwechslungsreiches Programm mit lokalen und regionalen Acts zusammenzustellen: Die Hip-Hop-Herzen werden mit «Was das?», Dudette oder Naomi Jet bedient. Diejenigen, die es lieber poppiger und melancholischer mögen, kommen mit Chimera Paul oder Pavilion Verdict auf ihre Kosten. Auch die Bands der Musikschule Reinach, mehrere Tanzcrews und die Graffitti-Spukker werden auf der Innen- und der Aussenbühne zu sehen und zu hören sein. Zudem gibt es Essens- und Getränkestände sowie vielerlei spielerische Attraktionen vom Flipperkasten bis hin zur Schnitzeljagd.

Zum Schluss betont Jugendhausleiter Scharowski: «Es ist ein Anlass, bei dem die Jugendlichen im Zentrum stehen ­sollen, aber er richtet sich ausdrücklich an alle. Der Eintritt ist frei, und von den kleinen Geschwistern bis zu den Grosseltern sind alle herzlich eingeladen.» Programmdetails: reinach-bl.ch/palais-noir

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