Beglückender Barock
Im Adventskonzert von «Kultur in Reinach» vermochte die Chamber Academy Basel restlos zu überzeugen. Das Programm präsentierte musikalische Perlen aus dem 18. Jahrhundert.

Thomas Brunnschweiler
Schon zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit bot die Kirche St. Nikolaus den würdigen Rahmen für ein Konzert. Am Sonntagabend spielte das junge Ensemble der Chamber Academy Basel unter Leitung von Brian Dean Werke von Jan Dismas Zelenka, Antonio Vivaldi und Johann Sebastian Bach. Dean agierte als Konzertmeister, nicht als Dirigent. Was der Schweizer Architekt Borromini für die barocke Baukunst ist, ist der Böhme Zelenka für die Barockmusik. Seine unkonventionelle, extravagante Kompositionsweise wurde erst wieder Ende des 20. Jahrhunderts richtig gewürdigt.
Bereits im Stück «Hipocondrie A-Dur a 7 concertanti» boten die Musikerinnen und Musiker einen analytisch durchhörbaren, geschmeidigen Klang im vollkommen beherrschten barocken Wellen-Gestus. Das spannungsreiche Stück nach Art einer ausgedehnten französischen Ouverture wurde auch spannungsreich gespielt und glitt nie ins Gefällige hinab. Zelenkas «Concerto a 8 concertanti» ist ein fünfsätziges komplexes Werk, das weder ein Concerto Grosso vom Corelli-Typ noch ein Solokonzert à la Vivaldi ist, wiewohl das Allegro zu Beginn an Vivaldis Jahreszeiten erinnert. Das Fagott leitet den zweiten Satz, ein Andante, mit einer einprägsamen Kantilene ein, die in den andern Instrumenten weitergeführt wird. Die Bläserinnen überzeugten ebenso wie die homogen musizierenden Streicher. Im Tempo di Gavotta entwickelte das Ensemble einen äusserst brillanten Klang. Schön war der Dialog zwischen Cello und Fagott in der Aria andante, der in höherer Lage von Violine und Oboe weitergesponnen wird.
Besinnlicher Abschluss
Das oft gehörte dreisätzige Gitarrenkonzert D-Dur von Antonio Vivaldi RV 93 interpretierte der Gitarrist Stephan Schmidt, der seit 2002 Rektor und Professor für Gitarre an der Hochschule für Musik Basel ist. Im Allegro wurde ein zügiges Tempo angeschlagen. Schmidt spielte dynamisch und technisch sehr differenziert und geizte nicht mit barocken Verzierungen. Im Largo war die Balance zwischen Solist und den fast ätherisch klingenden Streichern perfekt und im Schluss-Allegro spielte Schmidt mit seiner filigranen Technik nochmals virtuos sein Können aus, das mit viel Applaus quittiert wurde.
Einen besinnlichen Abschluss hatte man mit Johann Sebastian Bachs Solokantate «Vergnügte Ruh’, beliebte Seelenlust» gewählt. Der kolumbianische Altus Leandro Samuel Bermúdes Lafont interpretierte diese in emblematischer Barocksprache gehaltene Kantate mit einer betörenden Altstimme souverän. Das Ensemble stellte sich ganz in den Dienst des Sängers und konnte zusammen mit diesem am Ende des Konzerts lang anhaltenden Applaus einheimsen.