Ausstellung im Heimatmuseum zeigt Reinach in ungewohnter Perspektive
Die derzeitige Fotoausstellung von Karl Gerber im Heimatmuseum zeigt «Variationen über Themen aus dem Birseck». Der Fotograf verblüfft mit Verfremdungseffekten.
Thomas Brunnschweiler
Der Betrachter glaubt vor einem Schwarz-Weiss-Foto erst, das Lauterbrunnental vor sich zu haben. Steile Wände ragen links und rechts in den Himmel. Aber dann entdeckt er, dass es sich bei der Stadt im Gebirge um Reinach handelt. Entstanden ist das Bild, wie andere auch, durch lineare Verzerrung. Auf einem anderen Foto glaubt man in die Häuserschluchten von New York zu blicken, aber es ist der Blick vom Gempenturm auf das
Hatebur-Gelände, wiederum linear verzerrt.
Der in Zürich und Los Angeles wohnhafte Karl Gerber, der oft bei seiner Schwester in Reinach wohnt, führt den Blick des Publikums «an der Nase herum». Da liegt plötzlich Reinach, symmetrisch doppelt gespiegelt, scheinbar an einem See, da werden harmlose Strassenzüge zu unheimlichen Engpässen, da geraten alltägliche Ansichten in Bewegung. Gerber arbeitet mit Spiegelungen, Überhöhungen, linearen und punktuellen Verzerrungen, Langzeitbelichtungen sowie Kameraschwenks.
Viel gereister Fotograf
Der welterfahrene Freelancer, der ursprünglich einen Bachelor in Mathematik und Computer Science gemacht hat, beschäftigt sich seit zehn Jahren intensiv mit Fotografie. Er absolvierte im Bundesstaat Maine Fotoschulungen und bildet sich an der University of California in Los Angeles weiter. Mit seinen Nikon-Kameras begibt er sich auf die Pirsch. Am liebsten sucht er Orte auf, die abseits der Trampelpfade liegen, gesperrte Gelände wie Industriebrachen oder Militärzonen.
Dafür braucht er natürlich Geduld und Hartnäckigkeit. «Reinach ist zum Fotografieren von seiner Art her sehr vielfältig», sagt Gerber. Und da, wo die Hügel zu wenig gebirgig sind, lassen sie sich per Photoshop beliebig «auf die Spitze treiben». So ziert ein riesiger Viertausender, auf dem sich auch die Schlösser Reichenstein und Birseck erkennen lassen, die Wand im hinteren Bereich der Ausstellung im Parterre.
Trouvaillen zu guten Preisen
Um die Abzüge für die Ausstellung rechtzeitig fertigzustellen, bat Gerber Werner John (ehemals Werbeagentur GGK) um Hilfe. So wurde die Schau trotz einer Panne rechtzeitig fertig. Die Bilder sind in zwei Qualitäten erhältlich. Mit 210 und 600 Franken bewegen sich die Preise durchaus in einem vernünftigen Preissegment. Man spürt, dass Karl Gerber auf dem Feld der verfremdeten Fotografie noch in einer Experimentierphase ist; nicht alle Bilder überzeugen in gleicher Weise. Aber es gibt durchaus Trouvaillen zu entdecken, wie die oben erwähnten Bilder oder die Langzeitbelichtung der Strasse nach Gempen. Die Ausstellung im Heimatmuseum, deren Vernissage am letzten Freitag stattfand, dauert noch bis zum 7. Juni. Die Öffnungszeiten siehe unter «Agenda» in dieser Zeitung, weitere Hinweise gibts unter www.heimatmuseumreinach.ch.