Zwischenräume im Zentrum
Im Kunsthaus Baselland geben elf Kunstschaffende aus der ganzen Welt dem «Dazwischen» ein Gesicht. «In Between» ist eine Reflexion über unsere Gesellschaft in Zeiten des Umbruchs.
Es ist eine Ausstellung, die gewissermassen gut zur Situation des Kunsthaus Baselland passt: Nach dem Umzug von Muttenz auf das Dreispitzareal nach Münchenstein im April dieses Jahres hat es selbst eine Zeit der Transformation hinter sich. Die neue Ausstellung «In Between» nimmt sich nun den Zwischenräumen, Zwischenmomenten und Zwischengedanken an; kurz gesagt des «Dazwischen» in seinen unterschiedlichsten Farben und Formen. Dahinter steht Ines Goldbach, die Kuratorin des Kunsthauses Baselland: «Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. In der Ausstellung geht es aber nicht nur um das Wandeln von Krise zu Krise, sondern auch um die positiven und mutmachenden Aspekte.» Auf die Frage, ob es denn eine politische Ausstellung sei, meint sie: «Alles ist heute politisch, somit kann auch die Sprache der Kunst gar nicht unpolitisch sein.» Eine besondere Herausforderung bei der Vorbereitung der Ausstellung sei gewesen, dass die Planung noch vor dem Umzug in das neue Kunsthaus gemacht werden musste. Mit ein wenig Flexibilität der Kunstschaffenden habe das jedoch gut funktioniert, meint Goldbach.
Der erste Raum der Ausstellung gehört der palästinensischen Künstlerin Aysha E. Arar, die in einem arabischen Dorf in Israel lebt und arbeitet. Naheliegend, dass sich auch ihre multimedialen Werke mit dem Nahostkonflikt auseinandersetzen. An den Wänden hängen Tischtücher, Kleider, Bettlaken und weitere Motive auf unkonventionelle Art und Weise, die von eigenen Texten und Gedichten der Künstlerin auf Englisch und Arabisch umgeben werden. Thematisch könnte es an Picassos «Guernica» erinnern, jedoch in diversen Medien und Formen umgesetzt.
Unkonventionelle Motive
Weiter geht es mit den Werken der Niederländerin Marijke van Warmerdam, die den Fokus wieder ins Hier und Jetzt holt und damit einen Moment des Abwartens und Innehaltens auslöst. Verdeutlich wird dieses Gefühl der Zeitlosigkeit durch die Fotografie eines Strassenverkäufers, dessen Armbanduhren ohne Zeiger vor sich hin ticken.
Im nächsten Raum präsentiert die Künstlerin Eva Nielsen aus Frankreich ihre Werke. Es ist wie eine eigene Landschaft, die man nicht nur betrachten, sondern auch begehen kann und damit selbst ein Teil des Ganzen wird. Die Künstlerin dazu: «Ich möchte mit meiner Kunst bewusst uneindeutige Bilder schaffen, die je nach Geschichte und Hintergrund der Betrachtenden eigene und immer neue Schichten bekommen.»
Wortwörtlich im «Dazwischen» befindet sich die Bilderreihe des US-amerikanischen Künstlers Brigham Baker, die an mehreren Stellen subtil an den Wänden zwischen den Räumen angebracht ist. Auf jedem der Fotos ist ein kleines Feuer zu sehen, das Überreste von Sperrgut in seinen Flammen verschlingt. Speziell ist, dass die Rahmen der Bilder jeweils aus den Materialien bestehen, die verbrannt werden. Sie bestehen aus Möbel- und Renovierungsschutt, den Baker auf den Strassen von Paris zusammengesucht hat und der in Kombination mit der gleichzeitigen Verbrennung eine spannende Paradoxie kreiert.
Am Puls der Zeit
Zu den eindrücklichsten Werken zählen die Bilder von Ibtisam Tasnim Zaman. Die junge New Yorker Künstlerin thematisiert beispielsweise die Kolonialgeschichte der Schweiz, die zwar nie Kolonien besass, aber zweifellos eine Profiteurin dieses Systems war. Sinnbildlich wurde dafür ein blauer Papagei mit schwarzem Béret im Bild integriert, der für Globi stehen soll. Dessen frühere Kindergeschichten wie «Freund Globi im Urwald» voll sind mit kolonialen und rassistischen Begriffen und Denkmustern. Die Künstlerin erklärt: «Ich wollte die vermeintliche Niedlichkeit von Globi mit der Grausamkeit der Sklaverei in Kontrast setzen.»
Die verschiedensten Formen des«Dazwischen», die in der Ausstellung in Münchenstein ihren Platz finden,reichen von kurzen Momentaufnahmen bis hin zu gesellschaftlichen Prozessen, die sich über Jahrhunderte abspielen. Dazu meint Kuratorin Ines Goldbach zum Schluss des Rundgangs: «DieThemen, die in der Ausstellung umgesetzt werden, sind keine ‹künstlichen› Themen, sondern entspringen dem Puls der Zeit.»