Wie schlägt sich die legendäre Stradivari-Geige im Vergleich?

Sich eine eigene Meinung bilden – darum geht es im Konzertprogramm «Stradivari Mythos», mit dem das Neue Orchester Basel im Setzwerk Arlesheim gastiert. Auch dabei ist eine preis­gekrönte Geigenbauerin.

Preisgekrönte Arbeit: Die angehende Geigenbauerin Eva Schulz weiss, worauf es bei Holz und Klang ankommt. Foto: zvg

Preisgekrönte Arbeit: Die angehende Geigenbauerin Eva Schulz weiss, worauf es bei Holz und Klang ankommt. Foto: zvg

Zu Gast: Dirigent Christian Knüsel freut sich auf die Premiere im Setzwerk. Foto: Daniele Caminiti

Zu Gast: Dirigent Christian Knüsel freut sich auf die Premiere im Setzwerk. Foto: Daniele Caminiti

Sei es in der bildenden Kunst, in der Literatur oder in der Musik – was man als gut zu befinden hat, wird oft nicht vom eigenen Empfinden, sondern vielmehr vom Nimbus bestimmt, der einem Namen oder einer Marke anhaftet. Dieser Form von Heiligenverehrung geht das Neue Orchester Basel an seiner Saisoneröffnung am kommenden Samstag im Setzwerk Arlesheim unter dem Titel «Stradivari Mythos» auf die Spur. Antonio Stradivari (1648 –1737) wird gemeinhin als der beste Geigenbauer der Geschichte gesehen. Dieses Image hält sich tapfer, selbst wenn Forschungen aufgezeigt haben wollen, dass Stradivari-­Violinen klanglich von modernen, vergleichbaren Instrumenten nicht zu unterscheiden sind. Von den über 1000 Instrumenten, die Stradivari gebaut hat, sind noch rund 600 erhalten und werden zu Preisen von bis zu elf Millionen Euro gehandelt. «Aktuell ist Stradivari wegen immer neuer Preisrekorde in aller Munde. Vielen Leuten ist der Name ein Begriff, es gibt sogar eine Netflix-Doku zu diesem Thema», sagt Dirigent Christian Knüsel, der als Künstlerischer Leiter das Konzept von «Stradivari ­Mythos» verantwortet. Im Konzert am kommenden Samstag sind die Zuhörerinnen und Zuhörer gefordert und haben die Möglichkeit, drei Violinen im Vergleich zu hören und das Instrument des Solokonzerts zu wählen. Dabei handelt es sich um ein Original von Stradivari, eine Kopie aus China und eine an Stradivari angelehnte Violine der Geigenbauschülerin Eva Schulz.

Preisgekrönte Geigenbauerin

Die aus München stammende Eva Schulz hat für die Schweizer Geigenbauschule in Brienz an einem internationalen Wettbewerb für Geigenbau in Paris teilgenommen. Die Wettbewerbsaufgabe lautete, eine Kopie der legendären «Sarasate», einer Stradivari-Geige von 1724, anzufertigen. In der Kategorie «Talents de demain» hat sie damit den ersten Preis gewonnen. Eva Schulz, die bereits durch einen SRF-Fernsehbeitrag eine gewisse Bekanntheit erlangt hat, wird am Konzert anwesend sein. Dem Wochenblatt sagt sie: «Mich fasziniert, die Holzarbeit und die Musik zu vereinen, über die Handarbeit einen Klang herauszuarbeiten.» Wie viel Zeit es von der Skizze bis zur fertigen Geige brauche? «Ohne die Wartezeiten, die das Trocknen von Leim oder Lack mit sich bringt, dauert der Arbeitsprozess um die 150 Stunden», erzählt die 21-Jährige.

Begegnung im Setzwerk

Zu hören sind am Samstag neben Überraschungswerken unter anderem Tschaikowskis Violinkonzert oder symphonische Tänze aus West Side Story von Leonard Bernstein: «Alle Stücke haben mit dem Konzertthema zu tun», sagt Christian Knüsel. Einleitend werde ein Überraschungsstück gespielt: «Ich bin überzeugt, dass die Menschen begeistert sein werden und erstaunt, warum man dieses Stück nie im Konzert spielt.» Auch das Tschaikowsky-Konzert sei ein Werk, das ursprünglich mit einer ganz unangenehmen Etikettierung versehen wurde – man «höre diese Musik stinken», wetterte ein einflussreicher Kritiker damals. «Zum Glück haben dennoch die Musiker und das Publikum unvoreingenommen hingehört. Inzwischen gehört das Tschaikowsky-Konzert zu den beliebtesten Werken für Violine überhaupt.» Warum das Setzwerk Arlesheim? «Mit dem Bau des Setzwerks war uns klar, dass wir das ausprobieren möchten. Ein Gemeinschaftsraum will bespielt und als Kultur- und Begegnungsort etabliert werden. In diesem Sinne freuen wir uns sehr auf diese Begegnung und hoffentlich auf die Neugierde der Bevölkerung.» Im Anschluss an das Konzert offeriert das NOB zur Saisoneröffnung ein «verre d’amitié».

«Stradivari Mythos», Samstag, 21. September, 19.30 Uhr im Setzwerk Arlesheim; www.neuesorchesterbasel.ch

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