Weniger, dafür guter Wein
Im April sind die Rebentriebe fast alle verwelkt oder abgestorben. Die Traubenpflanzen haben sich aber erholt, und auch den Schädlingen haben sie widerstanden.
Am Dienstag luden die Weinproduzenten der Region Basel/Solothurn zur Medienorientierung auf dem Hofgut Birseck in Arlesheim. Die Weinbauern blickten zurück auf die vergangenen Monate und wagten eine erste Prognose, wie die Ernte ausfallen könnte. «Ich bin optimistisch, es wird ein sehr guter Jahrgang», sagt Rebbauer Urs Jauslin. Das bestätigt Andreas Buser: «Wir werden einen guten Jahrgang schaffen!» Der Präsident des Verbandes der Weinproduzenten Region Basel/Solothurn sagt aber auch, dass es kein einfaches Rebjahr sei.
Dennoch sei es interessanterweise so, dass schwierige Rebjahre ebenfalls zu guten Weinen führen. «Das war vor dreissig Jahren noch nicht der Fall», ergänzt Buser. Urs Weingartner von der Fachstelle Rebbau des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft ging ins Detail. Die warmen und sonnigen ersten Aprilwochen hätten für einen guten Austrieb der Reben gesorgt. Doch genau zur Monatsmitte kam die Temperaturwende. Da seien nicht nur die Triebe innert Stunden erfroren, sondern «es gab ein langsames Welken und Absterben der jungen Schosse», bedauert Weingartner.
Zum Glück ist die Rebe widerstandsfähig
Die Rebe sei aber eine starke Pflanze. Sie könne den Verlust der Primäraugen – so nennt man die Austriebe – kompensieren, indem sie die Nebenaugen auswachsen lasse. Da diese aber nicht gleich fruchtbar seien und weniger Trauben bildeten, werde eher mit einer bescheidenen Weinlese gerechnet. Dennoch sei es aktuell noch zu früh für eine verlässliche Prognose. Sorgen machte den Rebleuten der Falsche Mehltau, den Weingartner als «Hauptgegner» bezeichnete. Durch den vielen Regen bildete der Pilz ebenso viele Sporen. Seit Mitte April war an 49 Tagen eine mittlere bis hohe Infektionsstärke zu verzeichnen. «Diesem enormen Infektionsdruck konnte nur mit grosser Mühe standgehalten werden», erklärt Weingartner. Daher mussten die Rebstöcke behandelt werden.
Bei den nassen Böden und den Hanglagen gibt es aber beim maschinellen Ausbringen der Sprühflüssigkeit ein Problem. Die Fahrzeuge könnten den Halt verlieren. Rebbauer Patrick Stocker bestätigte: «Es hat kaum genug abgetrocknet, dass der Hang hätte befahren werden können.» Ueli Bänninger hatte da mehr Glück. Seine Rebstöcke stehen auf steinigem Untergrund, sodass er eigentlich immer fahren konnte. Neu behelfen sich gewisse Winzer mit Sprühdrohnen.
Von vielen Schädlingen verschont, auch vom Japankäfer
Der Echte Mehltau hingegen war dieses Jahr kein grosses Problem. Er hat es lieber trocken und warm. Auch von Fruchtfäulnis oder Wespenfrass wurden die Trauben grossmehrheitlich verschont. Einzig die Kirschessigfliege wurde mit engmaschigen Netzen oder aufgesprühten Tonmineralien bekämpft. Vor allem auf den anfälligeren roten Sorten (Cabernet Dorsa, Dunkelfeder und Regent) wurden Eiablagen gefunden.
Einen Blick warfen die Rebbauern auch auf den Japankäfer, der eine gute Weinlese hätte stören können. Doch auch hier können die Winzer Entwarnung geben: Auf Reben wurde in unserer Region noch kein Japankäfer gesichtet, bestätigt Weingartner, der auch als Rebbaukommissär amtet. Fazit: Es dürfte für weniger Flaschen reichen als letztes Jahr, aber trotzdem für eine gute Weinqualität. Urs Weingartner resümiert: «Es braucht für den Abschluss des Rebjahres 2024 noch etwas Geduld.»