Wegen der Decke: Die St. Jakobshalle ist für den ESC 2025 nicht bereit

Die Deckenlast der Basler Eventhalle ist bekanntermassen ungenügend – die notwendige Verstärkung lässt jedoch auf sich warten. Basel-Stadt will sich dennoch um die Austragung des nächsten European Song Contest bewerben.

Zu geringe Traglast: Das Dach der St. Jakobshalle soll verstärkt werden. Foto: Archiv/Kenneth Nars

Basel will sich für die Durchführung des nächsten European Song Contest (ESC) bewerben. Die Stadt sei bereit, vermeldete Regierungspräsident Conradin Cramer. Schliesslich stehe mit der St. Jakobs-halle eine frisch ­sanierte Halle bereit, die bis zu 12000 Besucherinnen und Besuchern Platz bietet. Wäre da nicht ein entscheidender Makel: Die Dachlast ist zu gering, um eine Scheinwerferbatterie an die Decke zu hängen, wie sie für einen Grossevent wie den ESC erwartet wird. Besserung ist zwar auf dem Weg – doch sie kommt zu spät. Die Stadt Malmö, Veranstalterin des diesjährigen ESC, hat den neuen Massstab gesetzt. Die fünf LED-Würfel, die über der Bühne schwebten, boten auf 460 Quadratmetern rundum visuelle Effekte. 204 Tonnen Material baumelten über den Künstlern und der 186 Quadratmeter grossen Bühne. Mit 196 Hebezügen mit variablen Geschwindigkeiten wurden Würfel und über 2000 Scheinwerfer in Position gebracht.

Elegante Betonarchitektur und mehrfach nachgerüstet

Die filigrane Decke der St. Jakobshalle ist dafür nicht geschaffen. Schon früh wurden als erste Nachrüstung im Abstand von fünf Metern Stahlbänder eingezogen, die jeweils 10 Tonnen Last zu tragen vermögen. Pro Aufhängepunkt kann seither ein Bühnenelement von je einer Tonne hochgezogen werden.

Auf die Sanierung der Halle folgten jedoch zwei Erkenntnisse: Zum einen zeigte sich, dass drei Viertel dieser Punkte in der grossen Halle gar nicht benutzt werden konnten, da sie überkleistert wurden. Zum anderen erwies sich die Traglast als zu gering, um den Anforderungen von Grosskonzerten zu genügen. Wiederholt erwähnt wird als Beispiel die Absage eines Konzerts der kanadischen Sängerin Céline Dion – der ironischerweise bis zu Nemo letzten Siegerin der Schweiz im Eurovision Song Contest.

Der Kredit ist gesprochen – geschehen ist noch wenig

Vor rund einem Jahr hat der Basler Grosse Rat 7,4 Millionen Franken bewilligt, um die Halle erneut nachzurüsten. Davon sind 561000 Franken eingestellt, um die Traglast der Aufhängepunkte auf 2 bis 2,5 Tonnen zu verdoppeln. Geschehen ist allerdings noch wenig, wie aus einer neuen Stellungnahme der Basler Regierung hervorgeht. Sie reagiert damit auf einen kritischen Bericht der Finanz- und der Geschäftsprüfungskommission zur St. Jakobshalle.

Dem Vernehmen nach ist die technische Umsetzung schwierig. Die Regierung streicht deshalb als Leistung hervor, die Projektorganisation habe im Hinblick auf eine Erhöhung der Deckenlast «bereits eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Bauherrschaft, der Nutzenden sowie den benötigten Fachspezialisten eingesetzt». Es sei geplant, bis Ende des zweiten Quartals 2024 «Lösungsansätze» zu entwickeln und Ende Jahr ein «ausführungsreifes Bauprojekt» vorzulegen. Die Umsetzung soll im zweiten Quartal 2025 erfolgen – und damit erst nach der nächsten ESC-Show abgeschlossen sein.

Basler Bewerbung mit einer Hilfskonstruktion

Basel-Stadt stellt sich auf Anfrage der bz auf den Standpunkt, die fehlende Deckenstärke sei kein Hinderungsgrund, um sich nicht doch um die ESC-Austragung zu bewerben. Die Ansprüche für die grösste Musikveranstaltung der Welt seien derartig hoch, dass praktisch jede Arena einen «Ground Support» zur Lösung stellen müsse. Dies heisst, es würden temporäre Installationen getätigt, die dem Dach Lasten abnehmen. Das sei eine übliche Lösung – Bühnenillumination im Stil von Malmö geht allerdings anders.

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