Vom «Gummistiefel-Event» zum Festival

Der Grossanlass auf dem Muttenzer Schänzli-Areal stand im Zeichen des Nachwuchses.

Gleichgewicht: Auch die eigene Geschicklichkeit konnte getestet werden. Foto: Juri Junkov
Gleichgewicht: Auch die eigene Geschicklichkeit konnte getestet werden. Foto: Juri Junkov

Für die sechsjährige Lina gibt es am Samstagmorgen Nudeln zum Frühstück. «Wie die Profis», meint Andrea Kaufhold, die Mutter der Nachwuchsbikerin, die am Samstag zum ersten Mal an der diesjährigen Bike Challenge mitfährt.

Gestärkt steigen beide kurz vor 10 Uhr für den Sammelstart der 20 Kilometer langen Strecke aufs Bike. «Ich habe die Startnummer 13», meint Lina. «Sie will gewinnen», sagt Kaufhold. In ihrer Tochter manifestiere sich die Leidenschaft ihres Vaters, des ehemaligen Rennfahrers und OK-Präsidenten des grössten ehrenamtlich organisierten Schweizer Velo-Events, Marc Rüdisühli.

Über 20 Kinder seien mit ihren Eltern auf der Strecke unterwegs, meint Rüdisühli. Aufgrund der Wetterverhältnisse ziehen die meisten der Eltern ihre Kinder am Schleppseil. «Am Salzchopf ist die Steigung schon happig», weiss der Organisator, der bereits über 600 Teilnehmer über die Startlinie fahren sah.

Dabei habe das OK vor rund 26 Jahren mit einem «Gummistiefel-Event» be­gonnen, erinnert sich der Gründer des Bikefestivals Basel, Christoph Jenzer. Die Jungen weg vom Handy aufs Bike zu bringen, sei eine grosse Motivation, meint der Arlesheimer. Der Verein diene ebenfalls als Basis für das Basler Velo-Mekka. Schliesslich sei man bei der Förderung und der Finanzierung von Pumptracks, Velostrecken und Events im Wesent­lichen beteiligt, betont er. Im Nieselregen fällt wenige Minuten später der Startschuss. Die Teilnehmer werden nochmals daran erinnert, sich bei Abbruch der Strecke beim OK zu melden. «Aus Sicherheitsgründen», meint der Medienverantwortliche Friedrich Dähler und führt uns zum Gelände des Proffix Swiss Bike Cup.

Wer wirklich will, kommt bis zur «U23-Tour-de-France»

Soeben starten auf dem Soft-Parcours Nachwuchsfahrerinnen und -fahrer mit Jahrgang 2016 und älter. «Hier geht es in erster Linie um Geschicklichkeit», meint Dähler und erklärt, wie sich die Nachwuchsförderung verändert habe. Wo früher junge Fahrer besonders auf Ausdauer getrimmt wurden, müssen sie heute ihr Bike spielerisch beherrschen. «Zu viel Ausdauertraining ist kontraproduktiv», weiss auch der Gründer des Solothurn Bike Team Tropical, Reto Burki, der mit 26 Kindern am Start ist.

«Die Jugendlichen müssen wollen», meint die Ex-Profirennfahrerin Marcia Eicher, die mit der Cycling Academy eine Rennfahrschule mit Ambition gründete. Zu ihr müsse man nicht als fertiger Rennfahrer kommen, sagt sie und fügt an: «Bei uns kann man zum Profi werden.» Ein Nachwuchsfahrer von Eicher fährt beispielsweise bereits an der Tour de l’Avenir mit – sozusagen die U23-Version der Tour de France. Rund 16 Stunden pro Woche trainiert Cedric Bärtsch aus Bern: «Ich träume von einer Karriere als Rennfahrer», so der 14-Jährige. Doch nicht alle wollen nach den Sternen greifen: «Wir sind des Spasses wegen hier», meint Patrick Muri aus Ettingen, der seinen Sohn Jonas soeben beim Meistern der Hindernisse beobachtet. «Ich liebe das Fahren im Matsch», meint dieser.

Sichtlich gezeichnet sind auch zwei Fahrer des amerikanischen Nationalteams, die am Sonntag bei den Eliterennen mitfahren. «Es ist grossartig, andere Bedingungen auszuprobieren», meinen beide.

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