Variante Süd, Mitte – oder gar keine Brücke?

Das Wochenblatt hat Antworten auf die aktuellen Fragen zur Birsquerung.

Warum braucht es überhaupt eine neue Brücke über die Birs?

Mit dem Birsübergang für den motorisierten Individualverkehr sollen Wohngebiete in Aesch und Dornach entlastet werden. Die Brücke ist ein Teil von weiteren Massnahmen, die den Verkehr in der Birsregion besser aufnehmen sollen. Dazu kommt der Ausbau der Velovorzugsroute und des öffentlichen Verkehrs – besonders die neue S-Bahn-Haltestelle Dornach Apfelsee steht im Fokus. Die beiden Kantone Solothurn und Basel-Landschaft sowie die beiden Gemeinden sind sich einig, dass es eine Brücke braucht. Trotzdem wird diskutiert, ob es auch ohne eine zusätzliche Birsquerung ginge. Die Dornacher Gemeinderätin Janine Eggs (FWD/Grüne) sagte etwa zu bz, zuerst sollten die ÖV- und Veloprojekte umgesetzt werden, erst dann solle evaluiert werden, ob es den A18-Zubringer noch brauche.

Warum soll Variante Süd entstehen?

Zur Variante Mitte gibt es bereits Machbarkeitsstudien. Bis 2013 gingen die ­Planer davon aus, dass das ehemalige Swissmetall-Areal in Dornach ein In­dustriegelände bleibt. 2015 kaufte die Immobilienentwicklerin Hiag das Gelände. Auf dem Areal sollen dereinst Wohn- und Gewerbeflächen für rund 2000 Menschen entstehen, was die Ausgangslage für den Zubringer geändert habe, so der Dornacher Gemeindepräsident Daniel Urech (FWD/Grüne). Die Variante Mitte wurde deshalb von Dornach verworfen. Aesch hatte sich bereits zuvor gegen eine dritte Variante weiter nördlich gewehrt, da diese Linienführung negative Auswirkungen auf das Aescher Wohn- und Industriegebiet an der Birs gehabt hätte. Es bestand eine Pattsituation.

In einem gemeinsamen Prozess einigten sich die Kantone und die Gemeinden auf eine neue Variante – Süd. In einem gemeinsamen Prozess mit dem Namen «Zukunft Birsraum», an dem auch 40 Delegierte aus beiden Gemeinden teilnahmen, wurde der Birsraum als Ganzes betrachtet. Die Variante Süd wurde dabei als Favorit ernannt.

Wie stark werden die Dorfkerne bei den beiden Varianten Mitte und Süd entlastet?

Bei der Variante Mitte geht der Schlussbericht von «Zukunft Birsraum» von einer Verkehrsentlastung in Aesch von 5 Prozent aus, in Dornach von 15 Prozent. Bei der Variante Süd seien es in beiden Gemeinden 10 Prozent. In absoluten Zahlen geht der Bericht bei der Variante Mitte von einer Reduktion in den Gemeindezentren von 3000 bis 4000 Fahrzeugen pro Tag aus, bei der Variante Süd seien es 2000 bis 3000 Fahrzeuge pro Tag.

Die IG Birsquerung hingegen zwei-felt diese Zahlen an. Ausserdem werde ­Dornachbrugg bei Variante Süd nicht wesentlich entlastet, sagt Landrat und IG-­Initiant Rolf Blatter. Der Bericht besagt, dass der Entlastungs­nutzen von Dornachbrugg nicht mehr im Vordergrund stehe: «Er ist bei allen Varianten eher moderat.»

Wo soll die Variante Süd durchführen?

Die Variante Süd soll auf der Höhe des Tenniscenters über die Birs ins Gewerbegebiet zum Weidenring führen. Dort entsteht auch eine neue Heizzentrale. Offen ist, inwiefern die Linienführung mit den Gebäuden der Gewerbebetriebe vereinbar ist. Auch das soll in der Machbarkeitsstudie analysiert werden.

Ist bereits klar, ob die Variante Süd umsetzbar ist?

Nein, es liegt noch keine Machbarkeitsstudie vor. Diese wird vom Tiefbauamt Baselland derzeit entwickelt, heisst es von der Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) Baselland auf Anfrage.

Wie hoch sind die Kosten der beiden Varianten?

Die IG Birsquerung argumentiert, dass die Brücke zwar bei beiden Varianten gleich lang sei, bei der Variante Süd aber die Zu- und die Abfahrtsstrassen deutlich länger und damit teurer seien. Dabei geht Blatter von eigenen Schätzungen aus. Wie hoch die Kosten der Variante Mitte sind, wollen die Kantone auf Anfrage nicht beantworten, da diese Linienführung kein Thema mehr sei. Die Kosten der Variante Süd sind erst nach der Machbarkeitsstudie klar.

Wie wird die Brücke über die Birs aussehen?

Das ist zum jetzigen Zeitpunkt der Planung unklar. Die IG Birsquerung zeigt zwar Bilder einer Stelzenbrücke aus Holz, auf deren Dach eine Photovoltaikanlage liegt. Diese Bilder sind jedoch nicht Teil einer offiziellen Planung. Die Idee entspringe aus dem «Umfeld der IG» und stelle eine von vielen Möglichkeiten dar, sagt Blatter auf Anfrage. Der Vorschlag diene lediglich der Visualisierung. Von offizieller Seite gibt es noch keine Pläne der Brücke. Die BUD Baselland hält fest, dass die PV-Anlage nie Teil des Projekts war, sich diese aber auch bei einer Brückenvariante Süd umsetzen liesse.

Was will die Arealentwicklerin Hiag?

CEO Marco Feusi betont, dass es vordergründig wichtig sei, dass ein Anschluss an die A18 entstehe. Die Hiag favorisiere aber klar die Variante Süd. Die Variante Nord sei für die Hiag kein Thema mehr.

Was geschieht, wenn die Mach­barkeitsstudie zum Schluss kommt, dass die Variante Süd nicht umsetzbar ist?

Das ist unklar. Die beiden Kantone wollen sich dazu auf Anfrage des Wochenblatts nicht äussern. Da die anderen Varianten von den Gemeinden und den Kantonen klar verworfen wurden, ist fraglich, ob dann überhaupt eine Brücke realisiert werden kann.

Welches Ziel verfolgt die IG Birsquerung?

Sie will, dass die Brückenvariante Mitte weiterverfolgt wird. Das Projekt sei bereits seit zehn Jahren bereit und sei günstiger als die Variante Süd, sagt Blatter. Die IG sammelt derzeit Unterschriften für eine Petition.

Wie geht es mit den gesammelten Unterschriften weiter?

Die IG will 1000 Unterschriften sammeln und die Petition schliesslich der Peti­tionskommission des Kantons Basel-Landschaft einreichen. Diese Kommission wird einen Bericht verfassen, der dem Landrat vorgelegt wird. Dieser wird dann darüber befinden.

Wo kann ich mich informieren?

Der Bericht von «Zukunft Birsraum» ist auf den Websites der beiden Kantone Solothurn und Basel-Landschaft einsehbar. Zudem bieten sowohl die IG Birsquerung als auch die Gemeinde Aesch Informationsveranstaltungen an.

Kommende Informationsanlässe:

– Info-Spaziergang der Gemeinde Aesch: Montag, 26. August, 19 Uhr, Start beim Restaurant Birspark Minigolf.

– Informationsanlass der IG Birsquerung: Mittwoch, 28. August, 19 Uhr, Klosterkeller im Kloster Dornach.

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