Spitex: Immer mehr, immer komplexer

Die Spitex-Organisationen Region Birs und Birseck begingen den Nationalen Spitex-Tag am Samstag mit unterschiedlichen Themen. Ihr Angebot ist wichtiger denn je.

Zwei Spitexen, zwei Leitende: Titus Natsch, Direktor der Spitex Region Birs (l.), und Sonja Wagner, Geschäftsführerin der Spitex Birseck. Foto: Tobias Gfeller

Die Gemeinden Reinach, Aesch, Pfeffingen, Duggingen, Grellingen, Dornach, Gempen und Hochwald gehören zur Spitex Region Birs, Münchenstein und Arlesheim zur Spitex Birseck. Beide Spitex-Organisationen versorgen die grösste Versorgungsregion im Kanton Baselland.

Mit 145 Mitarbeitenden bei der Spitex Region Birs und 94 Mitarbeitenden bei der Spitex Birseck gehören beide Organisationen auch personell zu den grösseren in der Region.

Am 7. September luden sie zum Nationalen Spitex-Tag. Die Spitex Region Birs nahm das 850‑Jahr-Jubiläum der Gemeinde Reinach zum Anlass, ihr Angebot im Rahmen eines Tags der offenen Tür zu präsentieren. Knapp 400 Per­sonen wurden willkommen geheissen, informiert und verpflegt. Die Spitex Birseck stellte – wie auch der nationale Verband – das Thema Personal ins Zentrum. Geschäftsführerin Sonja Wagner und ihr Team präsentierten die Vielseitigkeit der Spitex in Sachen Arbeitsbereiche und Leistungen. Mit 100 Besucherinnen und Besuchern sei das Interesse sehr zufriedenstellend gewesen.

Stützstrümpfe, Krebspatienten und Palliative Care

Die Rekrutierung von Personal ist in Zeiten des Fachkräftemangels elementar, um die stets wachsende Nachfrage stemmen zu können. Es gilt, mit der Rekrutierung den steigenden Fallzahlen nachzukommen. Mit nur wenigen offenen Stellen sind die Spitex Region Birs und die Spitex Birseck im Vergleich zu anderen Spitex-Organisationen gut aufgestellt.

Die Nachfrage nach Leistungen steige nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ, erklärt Wagner. «Die Breite an Leistungen, die wir als Spitex anbieten, nimmt kontinuierlich zu.»

In den letzten Jahren habe auch die Komplexität der Pflegeleistungen zugenommen, bestätigt Titus Natsch, Direktor der Spitex Region Birs. Neben den traditionellen Aufgaben wie der Grundpflege und dem Anziehen der Stützstrümpfe versorgen die Spitex Region Birs und die Spitex Birseck zu Hause auch onkologisch und psychisch erkrankte Klientinnen und Klienten wie auch demenzbetroffene Menschen oder solche, die sich im Sterbeprozess befinden – in der sogenannten Palliative Care.

Flexible Arbeitsmodelle immer wichtiger

Diese Vielseitigkeit in der Behandlung der Klientinnen und Klienten, aber auch im Büro in der Administration, im Personalbereich und bei den Finanzen, sind Fluch und Segen zugleich. Einerseits macht es einen wachsenden Personalbestand notwendig, andererseits können sich die grösseren Spitex-Organisationen wie Region Birs und Birseck als attraktive Arbeitgeberinnen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten profilieren. Die Zeiten, in denen die Akutspitäler beim Nachwuchs als attraktiver galten, weil die Spitex-Leistungen weniger Wertschätzung genossen, seien längst vorbei, sagt Sonja Wagner. «Wir können auch flexible Arbeitsmodelle bieten und sind attraktiv für Wiedereinsteigerinnen.» Nicht nur nimmt der Männeranteil stetig zu, die Belegschaft wird laufend jünger und kulturell diverser, was wichtig sei, um Pensionierungen aufzufangen und die Bevölkerungsstruktur passend ­abzubilden.

Dass Eltern ihren Kindern von einer Lehre im Gesundheitsbereich abraten, komme aber immer noch vor, verraten Wagner und Natsch. Die Pflegeinitiative, die die Schweizer Stimmbevölkerung 2021 an der Urne klar angenommen hat, habe diesbezüglich auch geschadet, weil viel über die negativen Seiten des Pflegeberufs gesprochen wurde.

Konkurrenz durch Private wächst

Die Spitex Region Birs und die Spitex Birs­eck haben Leistungsvereinbarungen mit den Gemeinden. Sie müssen sämtliche Angebote in der Grundversorgung leisten. Immer mehr private, profitorientierte Anbieter drängen in den Markt. Für Wagner und Natsch ist klar, dass die Angebote der klassischen Spitex-Organisationen nicht mit einem Gewinnstreben zu vereinbaren sind. «Profitmaximierung geht in unserem Bereich immer zulasten der Qualität und des Personals», stellt Natsch klar.

Als ein Rädchen im ganzen Gesundheitsnetzwerk habe die Spitex eine kostensenkende Wirkung. Unter anderem aufgrund des Personalmangels und der Fallpauschale werden Patientinnen und Patienten von den Spitälern immer früher nach Hause geschickt. Entsprechend früh im Heilungsprozess kommt die Spitex ins Spiel.

Im Bereich der Alterspflege sorge die Spitex dafür, dass viele Menschen gar nicht oder später in ein Alters- und Pflegeheim eintreten müssten. Für Wagner und Natsch ist klar: Es sei im Interesse der Steuern zahlenden Bevölkerung, dass die Gemeinden eine starke Spitex hätten.

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