«Sonst gelingt die Energiewende nicht»

Primeo Energie erzielte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 124 Millionen Franken, was leicht weniger ist als 2023. Auf das Jahresergebnis drückten hohe Ausgleichszahlungen an den Netzbetreiber Swissgrid.

Solides Finanzergebnis: Primeo-CEO Cédric Christmann (links) und Finanzchef Dominik Zimmermann präsentierten am Dienstag in Münchenstein die Jahreszahlen des Energieversorgers. Foto: Tobias Gfeller

Die Zahlen sind solid: Der Energieversorger Primeo Energie mit Sitz in Münchenstein erwirtschaftete im Jahr 2024 einen Umsatz von 2,2 Milliarden Franken. Das sind knapp 300 Millionen Franken weniger als 2023. Der Gewinn betrug 124 Millionen Franken, was einer Abnahme im Verglich zum Vorjahr um 23 Prozent entspricht.

87 Prozent des Ergebnisses erzielte Primeo Energie im Ausland, den Grossteil davon in Frankreich mit Kunden aus Industrie und Gewerbe. Der Markt und das regulatorische Umfeld seien in Frankreich stabiler als in der stark fragmentierten Schweiz, erklärten am Dienstag im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz CEO Cédric Christmann und Finanzchef Dominik Zimmermann. Während Primeo Energie den Grossteil der Einnahmen im Ausland erzielt, investiert der Energieversorger mehrheitlich in der Schweiz. 70 Prozent der Gesamtinvestitionen von 143 Millionen Franken flossen 2024 in die Kantone Baselland und Solothurn. Dazu gehören die Heizzentralen in Aesch und in Arlesheim bei Uptown Basel.

Wetterwechsel können teuer werden

Als einen der Gründe für den gesunkenen Umsatz nannten Christmann und Zimmermann die gesunkenen Strompreise am Markt. Auf den Gewinn drückten auch Ausgleichszahlungen an den Netzbetreiber Swissgrid. Diese wurden im Juli 2022 von Swissgrid eingeführt, um die Menge an Strom im Netz schweizweit zu regu­lieren und stabil zu halten. Cédric Christmann verglich das Stromnetz mit einem menschlichen Herzen, das nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam schlagen dürfe. «Drei bis fünf Prozent an Volatilität kann das Netz aushalten. Schwankt es mehr, droht ein Netzausfall.»

Swissgrid will mit diesem Bonus-­Malus-System verhindern, dass durch die zunehmende Produktion von Solarenergie zu viel Strom ins Netz eingespeist wird. Energieversorger, die zu viel Strom liefern, müssen Ausgleichszahlungen tätigen. Jene, die ihre Einspeisung kurzfristig unterbrechen, wenn die Strommenge im Netz bereits an der oberen Grenze ist, erhalten Entschädigungen. Primeo Energie bezahlte alleine im vergangenen Jahr rund 40 Millionen Franken an Ausgleichszahlungen an Swissgrid. Als Grund für den hohen Betrag nannte Dominik Zimmermann unter anderem das wechselhafte Wetter, das die Produktion von Solarstrom sehr volatil gemacht habe. «Die Tarife für diesen Strom, den wir dazukaufen mussten, waren sehr hoch», betonte CEO Christmann.

Mehr Speichermöglichkeiten und ein Strommarktabkommen

Primeo Energie ist daran, mit privaten Stromproduzentinnen und Stromproduzenten – dazu gehören auch Eigenheimbesitzer mit einer Photovoltaik­anlage auf dem Dach – Vereinbarungen zu treffen, damit der Energieversorger die privaten Anlagen kurzfristig abschalten kann. Das geschehe mittlerweile über digitalisierte Systeme, die mittels Algorithmen und künstlicher Intelligenz gesteuert würden. Schon nur eine Abschaltung von einer halben Stunde könne mehrere tausend Franken einbringen. Mit flexiblen Tarifsystemen will Primeo Energie Anreize schaffen, Strom dann einzuspeisen, wenn im Netz wenig vorhanden ist. Wer Strom im Winter liefert, erhält dafür einen höheren Tarif.

Die Vision und Mission von Primeo Energie, die Christmann im ­Rahmen der Bilanzmedienkonferenz vorstellte, liege darin, erneuerbare Energien zugänglich und bezahlbar zu machen. Bis 2040 möchte Primeo Energie CO2-frei sein. Trotz hoher Ausgleichszahlungen will Christmann auf keinen Fall, dass der Ausbau von Photovoltaikanlagen gebremst wird, im Gegenteil. «Gerade im Hinblick auf die Abschaltung der Atomkraftwerke brauchen wir noch mehr Strom aus erneuerbaren Energien.» Das Ziel müsse sein, mehr Speichermöglichkeiten zu schaffen. Auch dahin gehend fliessen die Investitionen von Primeo Energie.

Essenziell ist gemäss Christmann ein Stromabkommen mit der EU, damit der Markt für erneuerbare Energien grösser wird. «Ist der Markt grösser, werden Schwankungen besser ausgeglichen.» Finanzchef Zimmermann warnt: «Photovoltaik ist Fluch und Segen zugleich. Der Markt ist noch nicht ganz bereit dafür. Es ist auch eine politische Herausforderung, dass dies wieder in eine saubere Bahn kommt. Sonst gelingt die Energiewende nicht.»

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